Wie weit darf der Gewerbepark an das Naturdenkmal heranrücken? Gemeinderat stimmt mehrheitlich für ein Gutachten

Von Heidi Vogelhuber
Wie weit das Gewerbegebiet Eichwald in Richtung des Naturdenkmals Alte Landebahn heranrücken darf, soll ein Gutachten klären. Die Untersuchungen dafür sollen im März beginnen. Die Ausschreibung soll an mindestens drei namhafte Büros erfolgen. ⇥ Foto: Oliver Bürkle

Mehrheitlich beschließt der Gemeinderat die Vergabe für ein Gutachten, das untersuchen soll, wie groß der Abstand zum Naturdenkmal sein muss.

Der Bedarf an Gewerbeflächen ist trotz Corona noch immer enorm“, sagte Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Es geht um die Eichwald-Erweiterung und die Frage, wie weit genau erweitert werden und an das Naturdenkmal Alte Landebahn auf der Südseite des Gewerbeparks herangerückt werden kann.

„Die Erweiterung bringt Gewerbesteuern, bessere Infrastruktur und Arbeitsplätze“, referierte Albrich, nachdem im vorhergehenden Tagesordnungspunkt der von der Pandemie geprägte Haushaltsplan vorgestellt worden war, und wünschte sich vom Rat eine Zusage, ein Gutachten beauftragen zu können. Dieses soll genau bestimmen, wie groß der Mindestabstand zum Naturdenkmal sein muss (aktuell gelten 150 Meter). Unter enger Abstimmung mit der Naturschutzbehörde des Landratsamts Ludwigsburg, wie Albrich versicherte. „Eine weitere Reduzierung des Abstands bedeutet die langsame Vernichtung des Naturschutzgebiets“, sagte GLS-Stadtrat Günther Dick. Für den gebührenden Mindestabstand habe bislang Landrat Dr. Rainer Haas gesorgt. „Vielleicht gehen Sie von ‚neuer Landrat, neues Glück’ aus“, richtete sich Dick an Albrich.

Naturdenkmal hat Bestand

„Die Süderweiterung hat bereits die Kaltluftschneise gekillt“, so der Stadtrat weiter. Das Kleinod habe über 31 Jahre Bestandskraft mit einer großen Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln gehabt, nun werde es vernichtet, „wie bereits viele Habitate zuvor.“

Dass es sich um ein „Gefälligkeitsgutachten, wie Sie angedeutet haben“, handeln soll, wies Albrich entschieden von sich. „Was in den letzten Jahren im Eichwald entstanden ist, ist gut. Die Unternehmen stehen Schlange, wir können’s uns aussuchen, wen wir nehmen“, so der Rathauschef.

Dass die Grünen dagegen seien, liege in der Natur der Dinge, sagte Lars Weydt (CDU). „Der Eichwald wurde mit dem Zweck als Gewerbegebiet gekauft“, so der CDU-Stadtrat weiter. Und doch wolle er Industrie und Natur in Einklang bringen, „daher bin ich für das Gutachten“. Dem schloss sich auch Lothar Makkens von den Freien Wählern (FW) an: „Das Gutachten soll eigentlich nur Klarheit bringen“ und forciere noch keine Erweiterung. Fraktionskollege Ralf Nägele äußerte sich ähnlich: „Das Naturdenkmal ist sehr, sehr wichtig. Nichtsdestotrotz sehe ich mit Blick auf den Haushaltsplan die Notwendigkeit, um möglichst wenig, aber eben weitere Flächen zu generieren“, so Nägele.

Dick merkte hingegen an: „Ich empfinde es als Durchdrücken des Gutachtens. Die nächste Zweckverbandsversammlung findet frühstens im Frühjahr statt.“ Dessen sei sich die Stadtverwaltung bewusst, so Albrich. „Ziel ist es, die Leistung im Zeitraum Februar 2021 bis Frühjahr 2022 durchzuführen“, steht in der Sitzungsvorlage. Die Untersuchung soll bereits im Februar/März 2021 beginnen, „ansonsten würde ein volles Jahr Bearbeitungszeit verlorengehen“, so die Vorlage. „Wir möchten frühzeitig informieren und den Rat nicht vor vollendete Tatsachen stellen“, erklärte Albrich. „Der Klimawandel ist überall wichtig – außer bei uns“, mahnte Karl Willig (FDP). Den Bäumen fehle Wasser und Frischluft. Das könne man den Landwirten nicht antun, so der FDP-Rat, selbst auch Landwirt. „Ich kann dem nicht zustimmen.“ Die Naturschutzbehörde habe längst deutlich gemacht, dass die ökologisch wertvolle Landebahn für die Erweiterung tabu sei.

Der Beschluss zur Vergabe eines Gutachtens im Rahmen der im Haushalt bereitgestellten Mittel wurde mehrheitlich angenommen. 16 Räte stimmten dafür, acht dagegen, bei einer Enthaltung.

 
 
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