Wirtschaft im Kreis Ludwigsburg Lear streicht rund 500 Stellen, Valeo etwa 100 Stellen

Von Claudia Mocek
Bei Valeo in der Laiernstraße in Bietigheim-Bissingen sollen 100 Stellen gestrichen werden. Foto: /Martin Kalb

Die Verhandlungen bei Feintool zu einem möglichen Erhalt des Standorts in Sachsenheim gestalten sich laut IG Metall schwierig. 

Die Krise in der Region greift weiter um sich. Nicht nur Ceratizit in Besigheim ist von einer Schließung betroffen (die BZ berichtete). Auch bei der Lear Corporation in Ottmarsheim sollen rund 500 der 725 Stellen abgebaut werden. Bei Valeo Schalter und Sensoren sollen im Forschungsbereich 100 der 1200 Stellen gestrichen werden. Bei Feintool in Sachsenheim steht die Schließung der Produktion am Stammwerk bis Ende 2027 an, die Verhandlungen gestalten sich laut IG Metall als schwierig.

„Bei Lear müssen rund 500 Leute gehen“, sagt Lear-Betriebsratsvorsitzender Paul Erfurt auf BZ-Anfrage. Der Automobilzulieferer Lear Corporation wurde in Detroit gegründet und stellt Sitze und Elektrobauteile her. Ab 1. April müssen 200 Kolleginnen und Kollegen gehen, bis Juli sollen es insgesamt 455 Stellen sein. „Dann bleiben noch 250 Leute“, sagt er. Für den Abbau haben der Betriebsrat und die IG Metall mit dem Unternehmen einen Sozialplan ausgehandelt. Für ein Jahr soll es eine Transfergesellschaft geben. Erfurt befürchtet, dass der Standort in einem Jahr komplett geschlossen wird. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft sei schlecht, die Aussichten, in der Automobilbranche einen neuen Job zu finden seien schwierig. Das Unternehmen und die IG Metall waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

100 Stellen sollen wegfallen

Im Forschungsbereich des Automobilzulieferers Valeo in Bietigheim-Bissingen sollen rund 100 von 1200 Stellen wegfallen. Das Unternehmen selbst wollte sich zum Abbau an der Laiernstraße nicht äußern. „Wir halten uns bei solchen Themen zurück“, sagte Pressesprecher Andreas vom Bruch auf BZ-Anfrage. Der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ludwigsburg & Waiblingen, Markus Linnow, vermutet, dass es ein Freiwilligenprogramm geben wird. Er hofft, dass es darüber in den nächsten Wochen mehr Klarheit geben wird. Der Betriebsrat war gestern nicht zu erreichen.

Feintool will die Produktion im Stammwerk Sachsenheim bis Ende 2027 schließen (die BZ berichtete). Die IG Metall bewertet die Verhandlung laut Mitteilung als schwierig. Der Arbeitgeber habe den Vorschlag des Betriebsrats zum Standorterhalt in Sachsenheim zurückgewiesen. Ende 2024 hatte der Arbeitgeber die Beschäftigten über die geplante Schließung der Produktion in Sachsenheim informiert. In ersten Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite sei man laut Gewerkschaft bereit gewesen, über alle nachhaltigen Lösungen zu diskutieren. Daraufhin hatten der Betriebsrat, die IG Metall und das IMU Institut ein Konzept zur Aufrechterhaltung des Standorts entwickelt und es der Arbeitgeberseite vorgelegt.

Nun mache das Unternehmen laut IG Metall aber eine Rolle rückwärts. Über eine Aufrechterhaltung in Sachsenheim könne man nun doch nicht sprechen, dies habe der Verwaltungsrat beschlossen. „Wir sind sauer. Das ist unseriös und ist in meiner ganzen Zeit als Betriebsrat noch nicht vorgekommen. Jetzt fangen wir gefühlt wieder bei Null an“, ärgert sich Feintool-Betriebsratsvorsitzender Andreas Ivenz: „Wir haben mehrere Optionen erarbeitet, die wir gerne mit der Geschäftsleitung verfeinert hätten, um dauerhaft dem Stammwerk eine sichere Zukunft zu geben. Das geht leider nicht, wenn sich eine Seite dem verweigert“, sagte Frank Nick vom IMU Institut laut Mitteilung.

„Unser Vorschlag hat Hand und Fuß“, sagte Markus Linnow von der IG Metall. Er sähe eine Integration der Verwaltung und des Technischen Services in das Hauptwerk vor. So könnten Teile der Gebäude, wie vom Konzern vorgesehen, verkauft und der Erhalt des Werks dennoch gesichert werden. „So könnten auch zukünftig wichtige Innovationen, wie zuletzt ‚Glulock’ aus Sachsenheim kommen und man hätte mit Gießerei und ‚Spaltanlage’ ein voll funktionsfähiges Werk, in dem weiterhin die Technologien von morgen entstehen könnten“, sagte Linnow.

Weiteres Vorgehen

Ivenz freute sich, dass sich auch Gemeinderäte für den Erhalt des Standorts ausgesprochen hätten und ihre Unterstützung im Kampf um den Standort zugesichert hätten. „Wir würden uns auch freuen, wenn Bürgermeister Albrich bei seinem nächsten Besuch den Weg zum Betriebsrat findet und sich nicht nur das Werk zeigen lässt,“ sagte Ivenz. Am Samstag, 29. März, soll das weitere Vorgehen auf einer Mitgliederversammlung der IG Metall diskutiert werden.

Aus dem Unternehmen heißt es auf BZ-Anfrage mit Verweis auf bereits veröffentlichte Pressemitteilungen: „Wir berichten grundsätzlich nicht aus laufenden Verhandlungen.“

 
 
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