Wirtschaft in Bietigheim-Bissingen Junge Gründer ziehen um

Von Heidi Vogelhuber
Yanik Melber (links) und Tobias Aberle haben noch während des Studiums ihre Geschäftsidee für ein Umzugsunternehmen entwickelt, 2017 ihren ersten kleinen Transporter gekauft und 2021 eine GmbH gegründet. Heute haben sie etwa 20 Mitarbeiter am Standort Bietigheim-Bissingen und wollen Anfang 2024 einen weiteren Standort in Freiburg übernehmen. Foto: Sieben Umzüge

Yanik Melber und Tobias Aberle betreiben ein Umzugsunternehmen in Bietigheim-Bissingen. Die jungen Gründer wollen eine alteingesessene Branche durch zeitgemäße Ideen entrümpeln.

Wir hatten während des Studiums in Pforzheim relativ viele Nebenjobs im Umzugsgewerbe. Irgendwie sind wir in die Branche so reingerutscht“, erinnert sich Yanik Melber im Gespräch mit der BZ und schmunzelt. Bereits damals haben sich die beiden Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens überlegt, dass sie das mindestens genauso gut können wie ihre damaligen Arbeitgeber, wenn nicht besser. 2017 haben sich Melber und sein Kommilitone Tobias Aberle einen kleinen Transporter gekauft – „es lief dann so mit“, sagt Melber. Damit wurde der Grundstein für ihr Unternehmen „Sieben Umzüge“ gelegt.

2021 GmbH gegründet

Der heute 24-jährige Melber und der 25-jährige Aberle haben 2021 dann eine GmbH gegründet und betreiben seitdem ein Umzugsunternehmen in Bietigheim-Bissingen und haben bereits über 2500 Umzüge realisiert. Sie beschäftigen mittlerweile rund 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – 15 Leute seien draußen im Einsatz, sechs weitere kümmern sich um die kaufmännischen Arbeiten in ihrem Büro in der Stuttgarter Straße 66, aus dem sie so langsam herauswachsen. Denn die beiden Jungunternehmer wollen weiter expandieren. Anfang 2024 wollen sie einen zweiten Standort in Freiburg übernehmen, dort treten sie die Altersnachfolge von einem Bekannten an. „Wir sind noch jung und wollen etwas reißen“, sagt Melber selbstsicher und erklärt, dass es in der Branche eher selten junge Leute gebe, was sie nicht so richtig verstünden. Umzüge könne man neu und innovativ denken, ist Melber überzeugt.

„Wir sind ein Full-Service-Umzugsunternehmen“, sagt er und erklärt, dass sein Team alles vom ersten Kontakt – persönlich oder per Videocall – bis zur Endreinigung erledige. Dabei seien LKW-Fahrer, Träger, Möbelmonteure, Wand- und Küchen-Experten, aber auch EDV-Spezialisten im Einsatz. Der Kunde müsse sich um nichts kümmern. „Man darf dabei nicht unterschätzen, wie wichtig Vertrauen hierbei ist“, sagt Melber. Denn das Einpacken und Umziehen des gesamten Hab und Guts sei eine sehr persönliche Angelegenheit.

70 Prozent Privatkunden

Tatsächlich seien es zu 70 Prozent Privatkunden über 30, die den Service des Bietigheimer Unternehmens in Anspruch nehmen. Aber auch Firmenumzüge gehören zum Repertoire der Firma. Den Namen hat Sieben Umzüge übrigens aus seinem Ursprungsgedanken, das die Postleitzahl der Ein- oder Auszugsadresse mit einer Sieben beginnt, also im Raum Stuttgart liegt. Auch wenn die Mehrzahl der Kunden noch immer aus der Region komme, seien auch bundesweite oder gar internationale Umzüge gut machbar.

Leerfahrten jedoch gelte es zu vermeiden, daher plane man, zieht beispielsweise ein Kunde von Tamm nach Hamburg, wenn möglich, auch einen Umzug von Hamburg nach beispielsweise Stuttgart ein. Der Nachhaltigkeitsgedanke sei dem jungen Unternehmen nämlich wichtig. „Jede Fahrt wird auch frei Haus kompensiert“, berichtet Melber von einer Partnerfirma, die Umweltprojekte weltweit umsetzt. So kompensiere man seinen CO2-Ausstoß. Für Kundenbesuche nutze man E-Fahrzeuge.

Unnötigen Müll vermeiden

Auch das Thema Digitalisierung spiele eine wichtige Rolle. Man habe sich eigens eine App entwickeln lassen, um jeglichen Papierkram digital und unkompliziert regeln zu können, auch die Arbeitszeiterfassung funktioniere darüber.

Warum eigentlich Bietigheim? „Tobias kommt von hier“, erklärt Melber, dessen Heimatort Gechingen im Kreis Calw ist. Bietigheim habe außerdem eine gute Lage. Calw spiele auch eine wichtige Rolle für das Unternehmen, dort nämlich ist das etwa 100 Quadratmeter große Lager. Einerseits werde dort Verpackungsmaterial aufbewahrt, andererseits könnten dort die Habseligkeiten von Kunden vorübergehend eingelagert werden.

Anfangs sei es natürlich ein Wagnis gewesen, sich so jung selbstständig zu machen, aber die beiden Gründer glaubten an ihre Geschäftsidee, die auch auf einem familiären Miteinander und flachen Hierarchien beruht. Man wachse in die Verantwortung hinein und es sei ein unbeschreibliches Gefühl, Menschen einen Job bieten zu können, den sie gerne machen. „Das gibt uns richtig Kraft.“

Einen Tipp hat der Profi noch für Umzugslaien: „Unbedingt professionelles Verpackungsmaterial nutzen. Alte, aufgeweichte Umzugskartons sind ein No-Go.“

 
 
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