Woche der Demenz im Landkreis Ludwigsburg Im Freudentaler Kleeblatt wird viel gelacht

Von Jürgen Kunz
Auf dem Bänkchen unter dem mit Lampions geschmückten Baum vor dem „historischen Rathaus“ im Freudentaler Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz (von links): Katja Fahrin (Pflegedienstleitung), Bewohnerin Hedwig Funke, Britta Sikora (Wohnbereichsleitung) und Ulrike Zipperer (Sozialdienst). Foto: /Oliver Bürkle

In zwei Wohngruppen werden 30 Bewohner von 25 Pflege- und Betreuungskräften im Freudentaler Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz im Alltag begleitet.

Seit 2004 betreibt die Kleeblatt eGmbH das Kompetenzzentrum  für Menschen mit Demenz in Freudental. In zwei Wohngruppen werden dort 30 an schwerer Demenz erkrankte Menschen durch den Tag begleitet. Was bei einem Besuch und dem Gespräch mit Katja Fahrin (Pflegedienstleitung), Britta Sikora (Wohnbereichsleitung) und Ulrike Zipperer (Sozialdienst) im Kleeblatt sofort auffällt, es wird hier nicht nur nach den besonderen Bedürfnissen der Bewohner ein Tagesablauf organisiert, der den Erkrankten gerecht wird – es wird auch viel gelacht.

In zwei Wohngruppen mit Einzel- und jeweils einem Doppelzimmer werden die 30 Demenzkranken von 25 Pflege- und Betreuungskräften umsorgt. Zu jedem Wohnbereich gehört ein Gemeinschaftsraum mit kleiner Küche und eine kleine Nische mit Fernsehgerät. „Das ganze Haus ist wie eine große Familie, überall dort, wo die Bewohner sich aufhalten, sind sie zuhause“, erklärt Katja Fahrin. Es sei eben kein gewöhnliches Pflegeheim, sagt Britta Sikora: „Jeder darf dort hin, wo er mag...“ „...und er darf sein, wie mag“, merkte Ulrike Zipperer an.

Wichtig ist bei der täglichen Betreuung für Kleeblatt-Mitarbeiter sich darauf zu konzentrieren, die noch vorhandenen persönlichen Möglichkeiten der Menschen zu erkennen und zu fördern. „Man versucht den Alltag zu gestalten“, sagt Zipperer. Dazu gehören auch Geselligkeit mit Tanz und Musik, aber auch kognitive Anreize zu schaffen. Dies sei aber von der individuellen Tagesform der Bewohner abhängig. Man müsse feststellen, was an diesem speziellen Tag angenommen werde. „Es ist ganz wichtig, hier im Haus gibt es eine ganz klare Tagesstruktur und dabei werde keiner vergessen“, macht Zipperer deutlich.

Auf die Frage, wie man als Angehöriger eine beginnende Demenzerkrankung erkennen kann, sagt Fahrin, dass dies bei jedem Menschen ganz individuell sei: „Es ist vielmehr die Frage, ob man als Angehöriger dies erkennen will.“ Wichtig sei beim Umgang mit einem Menschen, der an Demenz erkrankt ist, dass man ihm bewusst keine Fragen stellt, die er nicht beantworten könne. Im täglichen Zusammenleben müssten die bisher üblichen Rituale beibehalten bleiben und in den Alltag integriert werden, erklärt Fahrin.

Wie grundsätzlich im gesamten Pflegebereich, habe man auch im Kompetenzzentrum „tatsächlich Probleme, Personal für diesen Bereich zu finden“, sagt Fahrin auf Nachfrage. Allerdings gebe es hier im Freudentaler Kleeblatt eine geringere Fluktuation. Fahrin: „Wenn man hier arbeitet, will man eigentlich nicht mehr gehen.“ Zur Belastung der Mitarbeiter sagt Zipperer, es sei hier ein anderes Arbeiten als in der Pflege, man müsse viel Freude daran haben, mit Demenzkranken zu arbeiten: „Man muss sich von der Vorstellung lösen, wir haben eine Struktur und die Bewohner müssen sich anpassen. Hier geben die Bewohner die Struktur vor“, sagt sie. Man dürfe nichts persönlich nehmen und man müsse viel Humor haben, ergänzt die Wohnbereichsleiterin. „Wir lachen schon sehr viel hier im Haus“, sagt Zipperer.

Und da ist es wieder am Ende des Gesprächs: Das Lachen im Freudentaler Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz.

Aktionswoche „Demenz – verbunden bleiben“ im Landkreis

Veranstaltungen
Unter dem Motto
„Demenz – verbunden bleiben“ findet die diesjährige Aktionswoche der Demenz im Landkreis Ludwigsburg statt. Das Programm mit Vorträgen, Informationsveranstaltungen und gemeinsamen Aktivitäten bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich über die Krankheit Demenz zu informieren, wertvolle Tipps für den Alltag mitzunehmen, Neues kennenzulernen und gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts.

Auftaktveranstaltung
am 20. September, 18 Uhr, Landratsamt: Die Altenhilfe-Fachberatung des Landratsamtes Ludwigsburg lädt zur szenischen Lesung mit Autorin Ulrike Hofmann und Schauspieler Basil Dorn ins Kreishaus ein: „Die Akte Auguste D.“ Der Hirnforscher Alois Alzheimer legte 1901 eine Krankenakte über einen medizinischen Fall an, der seine Neugierde und seinen Forschergeist weckte. Seine Patientin Auguste Deter zeigt Symptome, die er vorher noch nie beobachtet hat. Weder in Untersuchungen noch in langen Gesprächen kommt er der Krankheit auf die Spur. Erst nach ihrem Tod gewinnt er Sicherheit über die bis dahin rätselhafte Krankheit, die seinen Namen erhalten wird. Kern des Theaterstücks sind die Dialoge zwischen Alzheimer und Auguste.

Büchertisch
mit Büchern und weiteren Medien rund ums Thema Demenz in der Gemeindebücherei Gemmrigheim von 19. bis 22. September.

Demenznachmittag „Herbstfest“
am Montag, 19. September, 15 bis 16.30 Uhr im Enzpavillon für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und interessierte Bürger der Stadt Bietigheim-Bissingen. Anmeldung möglich: Anna Herr, Familienbüro, Stadt Bietigheim-Bissingen, Telefon (07142) 7 43 09, E-Mail: a.herr@bietigheim-bissingen.de.

Kinomobil „Honig im Kopf“
am 21. September, 14.30 Uhr, in der Kelter Gemmrigheim. Eintritt frei.

Vortrag und Selbsterfahrung
„Essen und Trinken – nur eine Notwendigkeit?“ am 21. September, 17 Uhr, im Johanniter Haus Pleidelsheim. Referentinnen: Andrea Koch, Leitung Sozialer Dienst und gerontopsychiatrische Fachkraft und Christiane Kiemle, Altenpflegerin und Pflegedienstleitung.

Infomarkt
mit Vorträgen zum Thema Vorsorge und Pflege am 22 September, 10 bis 16 Uhr, in der Begegnungsstätte Besigheim.

Geführter Rundgang
„Eindrücke erleben im Kompetenzzentrum“ in Freudental am Freitag, 23. September, 14 bis 16 Uhr. Anmeldung ist erforderlich bei Katja Fahrin, Pflegedienstleitung, Kleeblatt Pflegeheim Freudental, Telefon (07143) 9 61 82 13, E-Mail: pdl.kpz.freudental@kleeblatt-ggmbh.de.

Das Veranstaltungsprogramm
mit vielen weiteren Angeboten finden Interessierte im zugehörigen Programmheft, das im Kreishaus sowie bei allen Rathäusern und Pflegestützpunkten im Landkreis und bei den Kooperationspartnern ausliegt. Auf der Internetseite des Landkreises Ludwigsburg unter „Soziales, Jugend, Familie“ kann das Programmheft angesehen und heruntergeladen werden.

www.landkreis-ludwigsburg.de

 
 
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