Wohnen in Bietigheim-Bissingen Leben im neuen Wohnquartier

Von Heidi Falk
Blick von der Luise-Kämpf-Straße auf den neuen Wohnkomplex im Lothar-Späth-Carré. Während das Gebäude sich von der B 27 abschottet, sind die Balkone im Inneren einander zugewandt. Foto: /Martin Kalb

Bei der traditionellen Baustellenrundfahrt am letzten Tag des Pferdemarkts zeigt Wohnbau-Chef Carsten Schüler den Gemeinderäten, wie es sich im Lothar-Späth- und Aurain Carré in Bietigheim-Bissingen so lebt.

Vorsicht, da kommt ein Auto. Das möchte dort drüben in die Tiefgarage fahren.“ Bei der alljährlichen Baustellenrundfahrt des Gemeinderats am Dienstagnachmittag waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sportlich gefordert wie noch nie. Auf dem Programm stand unter anderem die Besichtigung des Lothar-Späth-Carrés sowie des Aurain Carrés. Der Bus hielt unter anderem in der Gartenstraße an – und die Quartiere wurden zu Fuß erkundet. Die Idee von Carsten Schüler, dem Geschäftsführer der Bietigheimer Wohnbau (BW), war, dass sich die Rats- und Stadtverwaltungsmitglieder sowie die anwesenden Pressevertreter ein realistisches Bild von den entstehenden Wohnquartieren machen können.

400 Wohnungen entstehen

„Ja klar, hier wohnen schon viele Leute“, kommentierte Schüler in diesem Sinn das Auto, das über die Luise-Kämpf-Straße in die Tiefgarage des neu gebauten Gebäudes wollte. Insgesamt würden im Lothar-Späth-Quartier rund 400 Wohnungen entstehen und das in einem bunten Mix aus Eigentums- und Mietwohnungen, ebenso gebe es öffentlich geförderte Wohnungen: 75 Wohneinheiten plante das Ludwigsburger Bauunternehmen Strenger, die BW setzte im ersten Bauabschnitt Süd 120 Wohnungen um (74 Eigentums- und 46 Mietwohnungen, davon 16 öffentlich gefördert). Im zweiten Bauabschnitt Nord sollen 140 bis 160 Wohnungen folgen – von Ein- bis Vierzimmerwohnungen. „Die Durchmischung ist wichtig. Von rein geförderten Quartieren halte ich gar nichts“, so Schüler. Studenten sollen zwischen Rentnern und Familien wohnen, es soll ein nachbarschaftliches Miteinander entstehen, hofft der BW-Chef. Vor allem die Grünstreifen zwischen den Gebäudeteilen sollen das begünstigen, auch Bänke sollen künftig dort für Möglichkeiten zum netten Plausch sorgen. Aktuell ist vom Grün noch nichts zu sehen, die unbebauten Schotterflächen lassen es allerdings erahnen.

„Still ist es hier, man hört die B 27 überhaupt nicht“, stellten die Gemeinderäte beim Durchqueren des Quartiers fest. „Wir nennen das Kammbebauung“, erläuterte Schüler. Zur viel befahrenen Stuttgarter Straße hin sei der Gebäudekomplex geschlossen, trete als Riegel auf. Nach hinten sowie zueinander sei er geöffnet. Die einzelnen „Zacken des Kamms“ sind einander zugewandt und U-förmig angeordnet. Man sehe dadurch zwar zum Nachbarn gegenüber, „aber das ist eben städtisches Wohnen“, so der BW-Chef. Bis auf 15 seien bereits alle Wohnungen verkauft, viele auch schon bezogen.

Dass man noch eine Weile Baustellenlärm und Baustaub ertragen müsse, das sei allen Käufern und Mietern klar gewesen. Ein großes Ärgernis jedoch sei das brachliegende Gelände, das an das neue Quartier anschließt (die BZ berichtete). „Wir haben zahlreiche Anrufe bekommen, wir sollen uns doch endlich um die Baracken kümmern“, so Schüler und weiter: „Das können wir aber leider nicht, denn das Gelände gehört der Firma Layher.“ Die Stadtverwaltung hofft derweil, dass es auch dort bald voran geht.

Der Spaziergang der Gruppe war damit jedoch noch nicht beendet. „Jetzt erfahren sie mal am eigenen Leib, wie nah es zum Bahnhof ist“, so Schüler. Durch den Zugang vom Wohnquartier zur Straße, der auch künftig als Weg bestehen bleiben wird, erreichte man die Ampel, überquerte die Straße, und passierte den Bahnhof. Einmal quer über den Bahnhofsplatz, unter der Brücke durch und schon stand die „Reisegruppe“ mitten im rund 2,5 Hektar großen Aurain Carré. In Bietigheim-Bissingen liege der Bahnhof eben nicht, wie vielerorts, Nahe der Innenstadt, sondern abseits. Daher, so Schüler: „Wenn hier keine neuen Wohngebäude entstehen, wo dann?“ Durch die Bahnhofsnähe sei das Quartier ideal für das geplante Mobilitätszentrum geeignet. Man bräuchte nicht zwingend ein eigenes Auto.

Sanierte Backsteingebäude

Auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Elbe wurden die beiden denkmalgeschützten Fabrikgebäude liebevoll saniert. In den markanten Backsteingebäuden sind Firmen untergebracht. In einem davon die Firma Reko, die sich um Abfallverwertung kümmert. Ihren Hauptsitz hat sie von Sachsenheim nach Bietigheim verlegt. Im Aurain sitzt nun die Verwaltung sowie die Software-Sparte. Außerdem siedle sich noch das Architektur- und Ingenieurbüro KMB aus Ludwigsburg im Backsteinhaus dahinter an, so Schüler. Ebenso ein Kieferchirurg.

Was noch folgen soll, ist Wohnraum. 200 Wohnungen, darunter 40 geförderte sowie 60 freie Mietwohnungen, sollen im Quartier entstehen. Im nächsten Jahr soll der Startschuss für den Bau der Wohnhäuser fallen. Angefangen wird mit der Bebauung zur B 27 hin, der Bauabschnitt ins Gebiet hinein folge danach. 2033 soll das Aurain Carré fertiggestellt sein. Für eine „andere Aufenthaltsqualität“ sollen nicht nur neue Bäume gepflanzt werden, sondern auch Bestandsbäume erhalten werden, notfalls plane man um die Bäume herum, kündigte Schüler an. Das dürfte viele Bürger freuen, denn der Erhalt besagter Bäume hat in der Vergangenheit bereits für viele Diskussionen gesorgt.

 
 
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