Wohnungsministerin besichtigt Baugebiet in Bietigheim-Bissingen „Lothar Späth wäre stolz“

Von Uwe Mollenkopf
Die Arbeiten auf dem Lothar-Späth-Carré laufen auf Hochtouren. Foto: Martin Kalb

Wohnungsministerin Nicole Razavi (CDU) lobte bei ihrem Besuch den sozialen Mix im entstehenden Wohngebiet auf dem Späth-Carré.

Die Wohnung würde mir auch gefallen“, meinte Wohnungsministerin Nicole Razavi (CDU), nachdem sie Oberbürgermeister Jürgen Kessing und Wohnbauchef Carsten Schüler in die Dachgeschosswohnung eines der beiden Punkthäuser geführt hatten, welche die Wohnbau auf dem Lothar-Späth-Carré errichtet hat. Doch auch wenn das Interesse ernst gewesen wäre, Razavi wäre zu spät gekommen: Die 22 Eigentumswohnungen in den beiden Punkthäusern sind schon verkauft, im Mai/Juni sollen sie ihren neuen Besitzern übergeben werden. Gleichzeitig konnte man vom Balkon aus gut sehen, wie in entlang der Stuttgarter Straße/B 27 die nächsten Wohnbau-Gebäude in die Höhe wachsen.

Dort entstehen weitere 98 Wohnungen, von denen 52 Eigentumswohnungen und 46 Mietwohnungen sind, letztere zum Teil (16) öffentlich gefördert. Von diesen Eigentumswohnungen sind nach Aussage von Wohnbau-Prokurist Werner König auch schon wieder 31 verkauft. Insgesamt entstehen im ersten Bauabschnitt, der den südlichen Teil des Geländes mit rund zwei Hektar Fläche umfasst und in dem neben der Bietigheimer Wohnbau auch die Firma Strenger baut, 190 Wohnungen, davon 24 als preisreduzierte Mietwohnungen. Laut König soll dieser Abschnitt bis Ende 2023 fertig werden.

Innovatives Firmengebäude

Im Juni soll es dann auch im nördlichen Teil losgehen, wo die Wohnbau ein innovatives Gebäude plant. Derzeit warte man noch auf die Baugenehmigung, sagte Schüler. 150 Büros sollen in dem neuen Firmengebäude des städtischen Tochterunternehmens entstehen, außerdem Räume für eine Kindertagesstätte, welche die Stadt für 9,6 Millionen Euro kaufen will. Als „Aktiv-Plus-Haus“ soll es durch viele Photovoltaikelemente laut Schüler mehr Energie produzieren als selbst verbraucht werden. An Stelle des jetzigen Firmengebäudes in der Berliner Straße sollen 160 Wohnungen entstehen.

Nord- und Südteil zusammen umfasst das Areal 4,2 Hektar, auf denen einmal rund 420 Wohnungen stehen sollen. Allerdings: Durch den dritten beteiligten Eigentümer werde derzeit die bauliche Entwicklung im Norden blockiert, beklagte Kessing, auch die Brandruine dort sei immer noch nicht beseitigt.

Besorgt über Preisentwicklung

Die Ministerin zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung. „Was Sie hier entstehen lassen, ist das, was wir politisch wollen“, sagte Razavi. Lothar Späth, der Namensgeber, „wäre stolz darauf“. Man brauche einen Mix aus Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und geförderten Mietwohnungen. Auch teure Eigentumswohnungen seien nötig. Wer eine solche kaufe, mache woanders wieder eine Wohnung frei. Zudem hob sie hervor, dass es sich um ein Sanierungsgebiet handle. Fördermittel des Landes sind für die Abbrucharbeiten geflossen, weitere sollen für die Finanzierung des Kindergartens ausgeschüttet werden.

Razavi betonte am Beispiel des Späth-Carrés, dass die Innenentwicklung Vorrang vor der Außenentwicklung habe. Ganz könne man auf die Außenentwicklung aber nicht verzichten. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bezeichnete sie als „die soziale Frage unserer Zeit“ und kündigte für den Juni neue Fördermöglichkeiten des Landes an. „So viel Geld stand für den geförderten Wohnbau noch nie zur Verfügung“, so die Ministerin.

Sorge bereiten den Verantwortlichen die Preisentwicklung. Der alte Quadratmeter für eine Eigentumswohnung sei mit sechseinhalbtausend Euro schon hoch gewesen, doch mittlerweile komme man in den 8000-Euro-Bereich, sagte Carsten Schüler. Das könne den Verkauf bremsen. Hinzu kämen steigende Bauzinsen und Baukosten sowie Materialengpässe. Kessing nannte langwierige Bebauungsplanverfahren als Hindernisse beim Bauen und forderte mehr Förderung für das Bauen im Bestand.

Razavi sagte, sie sei froh über die Rückmeldungen aus der Praxis, dann das sei der Sinn solcher Besuche. Von OB Kessing erhielt sie zum Abschied schon einmal eine Einladung zur Besichtigung des neuen Quartiers, das rund um den Bahnhof in Bietigheim entstehe.

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