Wolfgang Grupp in Bietigheim-Bissingen „Wie geht’s dem Affen?“

Von Jonathan Lung
Trigema-Seniorchef Wolfgang Grupp sprach am Mittwochabend im voll besetzten Kronenzentrum in Bietigheim-Bissingen. Foto: /Martin Kalb

Beim Business-Forum der VR-Bank im Kronenzentrum in Bietigheim-Bissingen gab der Trigema-Seniorchef Wolfgang Grupp den Gästen Rat und Einblicke in sein Unternehmen.

Wenn 14 Milliarden Euro Unterstützung an Benko gezahlt werden und der nach der Pleite trotzdem Millionär bleiben kann, weil er alles so verschachtelt hat, und der Staat stattdessen Neuschulden aufnimmt“, dann, so ist Wolfgang Grupp überzeugt: „muss man sich nicht wundern, wenn die Welt nicht funktioniert“ – und man müsse sich fragen: „Ist der Anständige nicht immer mehr der Dumme?“

550 Menschen nahmen teil

„Glasklare Statements zeichnen ihn aus“, weiß Frank Kraaz, der am vergangenen Mittwochabend über 550 Teilnehmer beim Businessforum begrüßen konnte – und nur schwer von den vielen Dokumentationen mit dem Trigema-Chef loskam, als er sich auf den Gast vorbereitete. „Wie geht’s dem Affen?“, war dann die dringendste Frage, die der Vorstand der VR-Bank Ludwigsburg dem Unternehmer Grupp nach dessen Vortrag noch stellen musste. Er habe ihn nie persönlich getroffen, sagte Grupp. Der Affe sei gut betreut worden. Als es zu Protesten von Tierschützern kam, sei er digitalisiert worden. Bald ging es bei den Fragen an Grupp um KI in dessen Unternehmen, die Bürokratie, Start-Ups und die neue Generation, die Trigema nun führt.

Werteorientierung, Verantwortungsbewusstsein und klare Haltung – das seien Werte, die die Volksbank Raiffeisenbank und Grupp durchaus verbinden, findet Kraaz, der den Gästen neben der breiten Information über die Leistungen der VR auch die neue Firmenkundenkampagne präsentieren konnte: Jeansstoff soll die Belastbarkeit und Bodenständigkeit symbolisieren, die auch die Zusammenarbeit der Bank mit den Selbstständigen auszeichnet. Und das in schwierigen Zeiten: 70 bis 80 Prozent gehen in Umfragen davon aus, dass es kommende Generationen schlechter haben werden als wir gegenwärtig. Ist Deutschland also noch ein Standort mit Zukunft? Was ist zu tun? Fragen an Wolfgang Grupp, der mit seiner Trigema in einer ausgestorbenen Branche immerhin gezeigt habe, dass alles möglich ist.

Grupp fordert größere Haftung

„Verantwortung“, war eine zentrale Antwort, die Grupp in seinem Vortrag übermittelte: Ein Vertrauensverlust habe in Deutschland stattgefunden wegen „Gier und Größenwahn der Manager“, verantwortungsvollere Entscheidungen ließen sich nur durch größere Haftung erzielen: weniger Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), eventuell durch rigorose Besteuerung, „ruhig 50 Prozent“, so der Unternehmer. Die Skandale von Cum-Ex und eben dem Investor René Benko bedeuten für ihn: „Die Politik muss Bedingungen schaffen, dass der Anständige Chancen hat“ – „wir brauchen die Haftung zurück, die Verantwortung.“ Kommanditgesellschaften (KG) nicht GmbHs hätten mit ihrer klaren Verantwortung und persönlicher Haftung das deutsche Wirtschaftswunder gemacht, und man müsse zurück zu diesem „ehrbaren Kaufmann“, so Grupp.

Globalisierung ist für ihn kein Arbeitsplatzrisiko, sondern eine „Riesenchance“ – man müsse eben etwas produzieren, was die anderen wollten: nicht über das billige chinesische Auto beschweren, sondern ein hochwertiges deutsches bauen. Qualität und Flexibilität müsse man statt billigen Preisen anbieten. Und auf solides Wachstum setzen: „Dieses ewige größer werden verstehe ich nicht.“

Herausforderungen als Chance

Herausforderungen sieht er als Chance: Als mit Aldi der letzte Großkunde unerfüllbare Rabatte wollte, hat er die Handelsfunktion in die eigenen Hände übernommen – mittlerweile verkauft er 80 Prozent seiner Ware selbst.

„Meine Mitarbeiter legen mir vor, was ich zu tun habe“, beschreibt Grupp die flache Hierarchie in seinem Unternehmen: bei allen Entscheidungen bezieht er die nur 38 Mitglieder seiner Verwaltung mit ein. Fragen von ihnen beantwortet er immer sofort: „Immer entscheiden“, ist seine Devise, aber auch „den Mut haben, die Entscheidung bei neuen Erkenntnissen zu korrigieren.“ Ein Fehler, so der Unternehmer weiter, sei kein Problem – nur „die Wiederholung ist tödlich.“ Wenn ein Problem zu ihm komme, werde es gelöst, das sei wichtig.

Die Angestellten schätzen, auch die Schwächeren loben, immer vollen Lohn zahlen, den Arbeitsplatz um jeden Preis garantieren, nie in die Kurzarbeit gehen (in der Corona-Pandemie arbeitete er voll durch und produzierte auf Vorrat), keine Fremden in die Führung holen (alle Führungskräfte waren bei ihm Lehrlinge), nicht ins Ausland gehen („Ich kann nur die Verantwortung übernehmen, wenn ich den vollen Überblick habe“) sind weitere Grundsätze von ihm, die er dem Publikum mitgab.

„Wenn Trigema ein Problem hat, kann es nur einen Schuldigen geben – und der bin ich“, unterstrich er abschließend sein Hauptthema an diesem Abend in Bietigheim: die Verantwortung. 

 
 
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