Youtube-Kriminalserie Kriminalfälle gegen die Corona-Langeweile

Von Gabriele Szczegulski
Sandra Hehrlein und Jörg Pollinger sind die Kommissare Storck und Zirkowski und ermitteln in fiktiven Kriminalfällen, die dann auf Youtube veröffentlicht werden. ⇥ Foto: Q-rage

Das Duo Q-rage mit Sandra Hehrlein und Jörg Pollinger hat mit Hilfe seines Publikums eine Youtube-Serie entwickelt.

Kulturschaffende sind eine der Leidtragenden dieser Corona-Pandemie. Sie können nicht auftreten, sie sind ihrer Existenzgrundlage entzogen, können mit ihrem Publikum nicht interagieren, aber was laut Sandra Hehrlein vom Schauspielensemble Q-rage noch schwerer wiegt: „Wir sind unserer Kreativität entzogen“, sagt die Ludwigsburger Schauspielerin. „Uns ist, nachdem wir alle Büroarbeit, alle Anträge erledigt hatten, langweilig geworden“, sagt sie, die gemeinsam mit Jörg Pollinger das Duo bildet, das Improvisationstheater, das „Mordsdinner“, Buskriminalfälle und andere Projekte etablierte.

Aus den kriminalistischen Projekten sind auch die beiden Alter Egos von Hehrlein und Pollinger bekannt:  Kommissarin Storck und ihr Kollege Zirkowski. Und so drückt sich kreativ die Corona-Langeweile aus: „Kommissarin Storck und ihrem Kollegen Zirkowski ist es sehr langweilig geworden. Seit Monaten gab es ja in keinem Mordsdinner mehr die Gelegenheit, einen komplizierten Fall mit Hilfe des Publikums zu lösen. Das kann so nicht weitergehen.“ Zwar treten Q-rage regelmäßig im Ludwigsburger Kulturkeller Luke mit Improvisationstheater auf. Schon seit Beginn des ersten Lockdowns nützen die beiden soziale Medien und Youtube, um in Kontakt mit den Zuschauern zu bleiben. „Aber alle paar Wochen in der Luke auftzureten, genügte uns nicht mehr“, so Hehrlein.

Online-Hilferuf

Spielen wollten Hehrlein und Pollinger, ihr Publikum fordern und so starteten sie einen „Online-Hilferuf“ per Video. Das  Publikum sollte nach möglichen Fällen Ausschau halten. Irgendwo muss es ja schließlich was zu ermitteln geben. Egal, was es ist: die Beiden kommen jedem Geheimnis auf die Spur. Schritt für Schritt. Das Publikum wird über den Ermittlungsstand mit einem Video auf dem Laufenden gehalten und darf weitere Tipps geben. Gemeinsam wird der Fall bestimmt gelöst. Sonntags, vor dem Tatort, um 19.45 Uhr geht dann der Fall online.

„Aus der Not heraus geboren“ wurde die Idee, sagt Hehrlein und ist ein voller Erfolg. Das Ermittler-duo bekam Dutzende von abstrusen Ideen zu Kriminalfällen, die seither für eine ganze Serie sorgten. Da muss das Schicksal eines verschwundenen Fisches im der Folge „Der verschwundene Fisch vom Monreposssee“ ermittelt werden. Diese Folge fand bisher den größten Zuschauerzuspruch. „Die Leute mögen es, wenn sie Orte in ihrer Umgebung wiedererkennen“, so Hehrlein. Das Kommissar-Duo geht zu jedem Tatort, ermittelt, hört auf weitere Hinweise seines Publikums, findet die Mordwaffe. Auf den Stoppelfeldern von Markgröningen wird ein Esel gesichtet, der Menschen beißt. In wessen Auftrag handelt er, welche Menschen sind seine Opfer. Auf dem Tübinger Marktplatz liegt eine tote Taube, die im Schnabel ein Corona-Ticket hält, das sie dazu bemächtigte, auf dem Marktplatz zu sein. Warum wurde sie ermordet, oder begang sie Selbstmord? Im Fall „Soko Taube“ spielt sogar ein Fan von Q-rage mit: Friedhelm Hoffmann. „Wir haben die Möglichkeit zu Gastrollen in den Videos geschaffen“, sagt Hehrlein.

Videos auf Youtube

Die Fälle sind abstrus, fantastisch, rasant inszeniert. Das Kriminaler-Duo interagiert mit den Hinweisgebern, die aktiv ins Geschehen eingreifen. Neben den Kriminalfällen à la Tatort hat das Duo auch eine Folge „Aktenzeichen SZ ungelöst“ aufgenommen, dort sind die Fälle zusammengefasst, ganz nach Art der Original-TV-Vorlage.

Die Videos auf Youtube sind sechs bis sieben Minuten lang und sollen, laut Hehrlein, „Ablenkung für uns und unser Publikum schaffen, zeigen, dass wir uns nicht unterkriegen lassen“. Jeder Klick, jedes Like mache Mut, weiter durchzuhalten, sagt sie.

Info Die Videos sind auf dem Youtube-Kanal von Q-rage zu sehen: https://youtu.be/-dkFnrDvzqA („Der verschwundene Fisch vom Monrepossee“), https://youtu.be/1i7vnXI2wu4 (Aktenzeichen SZ), https://youtu.be/634fkA76g6A(Soko Taube). Wer den Kanal abonniert, bekommt sonntags, 19.45 Uhr, eine neue Folge. Es gibt auf der Homepage die Möglichkeit, zu spenden. Am 12. Mai, 20.30 Uhr, gibt es auch den nächsten Livestream aus der Luke mit Improtheater.

www.q-rage.de

 
 
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