Zählung rund um Bönnigheim Im Einsatz für die Rebhühner

Von Uwe Deecke
Rebhuhnzählung mit Lautsprecher und Feldstecher in der Nähe von Hofen (von links): Jagdpächter Matthias Grünenwald, Anne Scholl von der Wildforschungsstelle und Dirk Hardtstein vom Landschaftserhaltungsverband.⇥ Foto: Martin Kalb

Beim zweiten Rebhuhnmonitoring der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg rund um Bönnigheim wurden diesmal keine Tiere gesichtet.

Rund 900 Rebhühner leben noch im Land, wo der Bestand inzwischen um 90 Prozent zurückgegangen ist. Vor allem auf dem Feld sind sie auf Blühbrachen und Hecken der Landwirte und Kommunen angewiesen. Dort finden sie einen Brutplatz und Schutz vor Raubvögeln.

Ihr Erhalt ist sowohl der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg ein Anliegen, als auch dem Landschaftserhaltungsverband, der jetzt zusammen mit der Forschungsstelle rund um Bönnigheim die diesjährige Frühjahrszählungen vorgenommen hat. „Vor zwei Wochen bei der ersten Zählung hatten wir sechs Hähne und fünf unbestimmte Tiere“, erklärte Anne Scholl von der Wildforschungsstelle. Diesmal waren sie nicht zu sehen. „Die Tiere haben wohl wegen des schlechten Wetters Schutz gesucht“, vermutet sie, weg seien sie aber nicht.

Zeitgleich startete die Aktion am Mittwoch in der Dämmerung in Bönnigheim, Steinheim, Karlsruhe und Raststatt, wo 22 Ehrenamtliche bei der Zählung mithalfen. Anders als bei der Premiere im letzten Jahr wandte sich der Landschaftserhaltungsverband im Landkreis coronabedingt diesmal nicht an die Öffentlichkeit sondern hauptsächlich an Jagdpächter.

Einer davon ist Matthias Grünenwald. Er steht im Kontakt mit den Landwirten, die von den neuen Prämien für Blühbrachen profitieren. Diese Flächen seien besonders gut für Rebhühner und anderes Niederwild geeignet, sagt er. Vier Bönnigheimer Landwirte machten diesmal mit beim Anlegen der Blühbrachen.

„Der Bereich Bönnigheim ist von hoher Bedeutung“, erklärte Dirk Hardtstein vom Landschaftserhaltungsverband, relativ viele Rebhühner seien hier angesiedelt. Zu beobachten seien sie vor allem in der Abenddämmerung und in den Morgenstunden.

Treffpunkt für die Frühjahrszählung in diesem Jahr war wieder das Kleintierzüchterheim bei Erligheim, wo die Helfer ihre Ausrüstung bekamen. Zwölf Gruppen machten sich gegen 18.30 Uhr auf ihre rund zwei Kilometer langen Strecken, die über Satellitenbilder ausgesucht worden waren, um begangen zu werden. Mit dabei hatten alle Gruppen ihr Abspielgerät mit Lautsprecher, aus dem der Ruf eines Rebhahns kam. So soll ein Rivale simuliert werden, auf den die echten Rebhähne antworten, um ihr Revier zu markieren.

Anne Scholl hatte sich die Strecke nördlich von Hohenstein ausgesucht, wo sie auf die Suche ging. Hier oben auf dem Feld hatte sie im letzten Jahr einen Hahn und eine Gruppe Weibchen entdeckt. Eine halbe Minute ließ sie die Stimme vom Band in alle Richtungen ertönen, dann wurde mit dem Feldstecher nach Tieren gesucht. Hatte das keinen Erfolg, gab es eine Wiederholung, bevor es zum nächsten Punkt ging. Antwortete ein Tier, wurde dies auf auf Karte markiert.

Zwölf Referenzgebiete im Land durchkämmt die Forschungsstelle im Rahmen des Programms „Allianz für Niederwild“ zusammen mit den Landkreisen. „Es ist schon ein kleiner Eingriff in die Natur“, erklärte die Ravensburgerin, aber es sei wichtig zu wissen, wie und so sich die Populationen entwickeln. Hier gelte es, den Lebensraum für die Tiere zu verbessern, was auch mit Futterstellen passiere.

Grundlegende Änderungen

„Der Lebensraum hat sich verändert wegen neuer Aufgaben und Anbaumethoden der Landwirtschaft, aber auch wegen Flurneuordnungen“, erklärt die Ravensburgerin. Der Bestand sei deutschland- und europaweit im Sinkflug, er sei aber auch dringend auf die Landwirte angewiesen.

„Die Bio-Landwirtschaft ist nicht das Allheilmittel“, so Scholl, grundsätzlich müsse Landwirtschaft so möglich sein, dass die Bauern davon leben können. Aus diesem Grund werden auch immer neue Förderprogramm wie das für Blühbrachen aufgelegt, die für die Landwirte finanzielle Unterstützung bieten. 

 
 
- Anzeige -