Zerstörungswut zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach Rabiate Autofahrer contra Amphibienschranke

Von Mathias Schmid
Alois Danner (links), Naturschutzbeauftragter der Stadt Sachsenheim, und Jürgen Bothe vom Nabu halten mit einer gewissen Fassungslosigkeit die sauber durchgesägte Amphibienschranke in der Hand. Links im Matsch: die Reifenspuren. Foto: Mathias Schmid

Auf dem Heinzenberger Weg zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach ignorieren Autofahrer nicht nur die nächtliche Sperrung, sondern zerstören auch die Absperrung mutwillig.

Alois Danner, Naturschutzbeauftragter der Stadt Sachsenheim, und Jürgen Bothe vom Naturschutzbund Nabu sind sichtlich bedient. Schon mehrmals in diesem Jahr wurden die beiden Amphibienschranken auf dem Heinzenberger Weg zwischen Kleinsachsenheim und Hohenhaslach, die Tieren die sichere Querung ermöglichen soll, zur Seite geräumt und zerstört. „So extrem wie dieses Jahr habe ich das noch nicht erlebt“, betont Danner.

Vor allem die Zerstörungswut eines Autofahrers in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nahm ungekannte Ausmaße an. Die Spuren lassen das Geschehen relativ eindeutig rekonstruieren: Zuerst fuhr der Unbekannte über den Acker an der Absperrung von Kleinsachsenheim kommend nach dem Landwirtschaftsbetrieb Schmid. Mehrere Quadratmeter hat er dabei komplett umgepflügt. Dasselbe versuchte er dann kurz vor der Auffahrt zur Landesstraße 1106 vor Hohenhaslach, wo sich die Absperrung von der anderen Seite kommend befindet. „Dabei ist er aber offensichtlich stecken geblieben, und musste zurücksetzen“, meint Bothe und zeigt auf die tiefen Reifenspuren im Acker. Anstatt dann aber die Absperrung zur Seite zu räumen, muss der oder die Unbekannte eine Säge ausgepackt und die Schranke damit sauber durchtrennt haben. Auf dem Boden liegen noch die Sägespäne.

„Das sind Leute, die nicht einsehen, dass sie wegen ein paar Kröten eine Umweg fahren müssen“, sagt Danner. Dabei gebe es drei zumutbare Alternativen: Über Freudental, das Gewann Langmantel oder Großsachsenheim. „Aber das ist eben der kürzeste Weg“, fügt Bothe an. Und auf den wollen viele offenbar nicht verzichten. Auch nicht kurzzeitig.

Seit Ende Februar wird der Heinzenberger Weg nachts wieder von sieben bis sieben Uhr gesperrt. Das bleibt laut Danner bis mindestens Ende März so – je nachdem, wie sich Temperaturen und Niederschlag entwickeln. Zum Großteil sind es Erdkröten, die aus dem teilweise sumpfigen Waldgebiet, ihrem Winterquartier, in die Seen des ehemaligen Klosters Rechentshofen zum Laichen wandern. „Es gibt aber auch Springfrösche und Grasfrösche, ebenso Teich- und Bergmolche“, erklärt Danner.

Die Schranke war nicht das einzige, das in diesem Jahr schon in Mitleidenschaft gezogen wurde: An der Warnbake auf Kleinsachsenheimer Seite wurden gleich vier rote Lichter zerstört. „Die muss jemand umgeworfen und dann drübergefahren sein“, mutmaßt Bothe. Rund zehn dieser Lampen habe er in den vergangenen Jahren jeweils beim Bauhof nachbestellen müssen, fügt Danner an.

Der Naturschutzbeauftragte appelliert an die Vernunft der Autofahrer. „Wir reden hier von vier bis sechs Wochen im Jahr. Außerdem ist das eine Anordnung vom Landratsamt.“ Und Bothe fügt an: „Das was wir noch haben an lebender Natur sollten wir erhalten, dass auch unsere Kinder noch etwas davon haben.“ Der Nabu hat sich bereit erklärt, jeden Morgen und Abend die Strecke zu entsperren, beziehungsweise abzuriegeln. Hätten die Naturschützer dazu irgendwann keine Lust mehr, müsste die Stadt das mit eigenem Personal erledigen. „Noch macht es uns aber Spaß – trotz der Zerstörung“, meint Bothe.

 
 
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