Zitherclub Oßweil in Ludwigsburg Eine Mischung aus Harfe und Gitarre

Von Helena Hadzic
Leonie Sauter (links) und Sabine Stanjeck, Vorsitzende des Zitherclubs Oßweil, an ihren Zithern. Foto: /Oliver Bürkle

Der Altersdurchschnitt im Zitherclub Oßweil liegt bei 50 Jahren. Die 24-jährige Leonie Sauter, die Mitglied im Ludwigsburger Club ist, möchte mit ihrer neuen Band das Instrument unter Jugendliche bringen.

Es ist wohl eher ein Instrument, das bei Kindern und Jugendlichen nicht so beliebter ist: die Zither. Diese verbindet man nämlich eher mit Volksmusik als mit Rock- oder Popmusik. Ein Saiteninstrument, das eine Art Mischung aus Harfe und Gitarre ist, und heutzutage stark unterschätzt wird, meint Sabine Stanjeck, die Vorsitzende des Zitherclubs im Ludwigsburger Stadtteil Oßweil.

Das sieht auch die 24-jährige Leonie Sauter so. Seit ihrem achten Lebensjahr spielt sie auf den Saiten des Musikinstruments – als Mitglied im Zitherclub Oßweil und nun auch als Mitglied einer neu gegründeten, vierköpfigen Zitherband. Ihr Ziel: „Wir wollen moderne Lieder aus den Charts auf der Zither spielen“, sagt sie. Dafür spielen die Bandmitglieder unter anderem auf der E-Zither, der elektronischen Version des Instruments. Was das Besondere an dem Musikinstrument ist, und wie viel Übung man braucht, erzählen Leonie Sauter und Sabine Stanjeck im Gespräch mit der BZ.

Ein Instrument mit Bandbreite

Die Zither bietet eine große Bandbreite, mit denen nicht nur Volkslieder gespielt werden können, findet zumindest die 24-Jährige. Ihre musikalische Karriere begann Sauter ganz klassisch mit der Flöte – das habe ihr tonal allerdings nicht ausgereicht. „Man kann sich mit der Zither selbstständig begleiten, weil sie so viele Töne hergibt“, meint sie. Zumal es auch ein Instrument sei, das auch historisch viel zu bieten habe. „Es gibt eigentlich kein Haus, in dem nicht irgendwo auf dem Dachboden eine Zither liegt“, sagt sie. In der Schule habe sie für ihre Leidenschaft den ein oder anderen schlechten Witz zu hören bekommen. Sprüche wie „Gehst du wieder zittern?“ Gestört hat sie das als Teenager weniger. „Das Instrument ist nicht so gängig wie eine Gitarre“, erklärt sie. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Erlernen mit viel Arbeit und Fleiß verbunden ist. Während es oft vorkommt, dass die Gitarre ohne Kenntnis von Noten erlernt wird, – ein populäres Beispiel ist Elvis Presley – komme man bei der Zither ohne nicht weit.

Sauter hat ihr Fleiß ins Orchester gebracht, mit dem sie 2013 erstmalig auftreten durfte. Das der Lernaufwand sehr hoch ist, weiß auch Sabine Stanjeck, die Zither-Unterricht gibt. „Es ist besser, in jungen Jahren zu starten, gleichzeitig macht das die Sache natürlich auch schwierig, denn beim Zither spielen muss man zu 100 Prozent konzentriert sein“, erzählt sie. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Musikerin, dass ihre jüngeren Schüler immer wieder kleine Pausen brauchen. „Es ist ja doch ein sehr originelles Instrument.“

Beide Hände im Einsatz

Ein Grund ist die Betätigung beider Hände und die unterschiedlichen Handbewegungen, die man gleichzeitig ausführen muss, um verschiedene Töne zu erzeugen. Eine Hand ist für den vorderen Teil des Instruments zuständig, der aussieht wie eine Gitarre. Mit der anderen Hand werden die harfenähnlichen Saiten bedient. Statt eines Plektrums, hat man einen Ring um den Finger.

Stanjeck ist seit 1998 die Vorsitzende des Clubs, seit 1979 spielt sie bereits. Und gerade die Originalität des Instruments hat für sie die entscheidende Rolle gespielt. „Als Jugendliche wollte ich immer alles anders machen als die Anderen, das hat damals beim Fußball begonnen und hat bei der Zither nicht aufgehört“, sagt sie lachend. Ihre Leidenschaft für das Instrument brachte sie zum Zitherclub Oßweil, der heute 18 Mitglieder zählt. Dirigent ist Wolfram Breckle, der auch die Lieder für die Zither setzt, was heißt, dass die Original-Noten auf Zithertöne verteilt werden. Der Altersdurchschnitt im Club liegt zwischen 40 und 50 Jahren, Ausnahmen seien beispielsweise ein 16-Jähriges Mitglied oder auch Leonie Sauter. Die 24-Jährige stellt klar: „Egal, was ich begonnen habe, ich bin immer wieder zur Zither zurückgekehrt.“ Unter anderem auch, weil ihr das Spielen in einem Orchester Spaß macht – selbst wenn es Volkslieder sind. Diese lassen sich nämlich besonders gut auf der Zither spielen. „Die Musik macht gute Laune“, findet Sauter. Daneben spielen die Mitglieder auch viel Filmmusik, beispielsweise aus „James Bond“ oder aus der Welt von „Disney“.

Mit ihrer Band – der vorläufige Name ist „Powered Strings“ – spielt Sauter moderne Songs, wie „Wake Me Up When September Ends“ der amerikanischen Rockband „Greenday“. Drei Konzerte haben die Frauen schon gegeben. Privat hört Sauter eher Techno und Rock. „Ich brauche die Mischung“, sagt sie. Ähnlich wie bei ihrem Lieblingsinstrument – der außergewöhnlichen Zither.

 
 
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