Zu Besuch beim Recyclingunternehmen Remondis in Freiberg Abfall: Richtig sortiert ist halb wiederverwertet

Von Heidi Vogelhuber
In sogenannten Bunkern wird bei Remondis in Freiberg der Müll bis zum Abtransport gesammelt, sortiert nach den verschiedenen Müllarten. Im Bild links der Bunker für Rundglas und rechts für Baumischabfälle (BMA). ⇥ Foto: Fotos: Remondis

Keller voll? Ab zum Wertstoffhof. Danach wird kein Gedanke mehr an den Müll verschwendet. Die Arbeit des Recyclingunternehmens Remondis in Freiberg fängt dann aber erst an.

Jeder, der schon mal auf dem Wertstoffhof war, kennt die strengen Blicke des Aufsichtspersonals. Dort wird sehr genau darauf geachtet, was in welchen Behälter gehört. Das ist auch wichtig, denn durch korrekte Trennung verdienen sie ihr Geld. Ihr Müll landet wiederum bei einem Entsorgungsunternehmen. Je besser getrennt wurde, desto mehr Einnahmen winken.

Remondis ist eines der Unternehmen, das sich um Recycling kümmert. Firmen, aber auch Wertstoffhöfe gehören zu ihren Kunden. Remondis ist das größte privatwirtschaftliche Recyclingunternehmen in Deutschland und hat seit 1993 auch einen Standort in Freiberg. 36 000 Mitarbeiter hat das Unternehmen weltweit, 55 in Freiberg. Einer davon ist Rune Madrzejewski. Er ist im Vertrieb tätig und einer der beiden Außendienst-Mitarbeiter des Freiberger Standorts. Er ist die Kontaktperson für Kunden und stellt individuelle Entsorgungskonzepte zusammen. Je nach Unternehmen, fallen verschiedene Arten und verschiedene Mengen von Müll an, die Gewerbeabfallverordnung verpflichtet die Firmen zum Recyceln. Der Vorteil für die Unternehmen: Ist der Vertrag vereinbart, müssen sie sich an die vereinbarte Vor-Trennung des Mülls halten, um alles Weitere, also die Entsorgung oder auch Vermarktung, ist Remondis zuständig.

In Freiberg gibt es zig verschiedene sogenannte Bunker für unterschiedliche Müllarten. Bunker sind gemauerte Nischen, die ein Zwischenlager für Müllsorten sind. Ähnlich wie auf einem Wertstoffhof, nur größer. Schrott, Holz, Buntglas, aber auch DSD (Duales System Deutschland/Grüner Punkt)-Material und vieles mehr, wird auf dem Freiberger Gelände teilweise sortiert, gesammelt und anschließend zu den Recycling-Orten transportiert.

Müll wird in Unternehmen in verschiedenen Behältern wie Absetz- oder Abrollmulden, Umleerbehältern, Ballen oder Säcken gesammelt. Der Abfall wird mit einem Lkw abgeholt und nach Freiberg gebracht. Es gibt ein Eingangswiegen, dann wird der Müll in die entsprechenden Bunker abgekippt. Zuletzt folgt eine Leerwiegung, sodass nur das Gewicht des Recyclingmaterials bestimmt werden kann.

Je reiner, desto besser

Denn: Müll bringt Geld ein oder verursacht Kosten. Je unsauberer der Abfall, desto schlechter rückführbar in den Kreislauf und desto teurer die Entsorgung. Der letztmögliche Weg ist immer die thermische Verwertung, die Verbrennung.

Bagger zerkleinern das Material in den Bunkern, um den weiterführenden Transport zu erleichtern und zu optimieren. Mischmüll etwa wird lose transportiert, das ist am besten für die Verbrennung. „Papierfabriken möchten lieber Ballen angeliefert bekommen“, erklärt Rune Madrzejewski. Dafür gibt es auf dem Freiberger Gelände eine große Industriepresse. Mitarbeiter werfen große Kartons händisch auf das Fließband, wenn es geht, wird auch mit dem Gabelstapler gearbeitet. „Wenn eine Fehlcharge dabei ist, der Kunde also falschen Müll darunter gemischt hat, klopfen die Kollegen bei mir ans Fenster“, erklärt Madrzejewski, die Wege seien angenehm kurz in Freiberg. Alles komme hier zutage. „Wir dokumentieren Fehlwürfe per Foto und stellen es den Kunden in Rechnung.“

Die Ballen, die die Presse aus Kartonage formt, können gut 300 bis 500 Kilo wiegen und sind steinhart. Untermischen von Bindemitteln ist nicht nötig, alleine der enorme Druck – um die 250 Bar – reicht aus. Sogar aus Papierstreifen können feste Ballen hergestellt werden. Wenn genügend Ballen im Ballenlager gesammelt wurden, wird ein Lkw bestellt, der um die 22 Ballen und maximal 20 Tonnen Zuladung aufnehmen kann. Je nach Menge und Qualitäten von Papier und Kartonagen können die Kunden eine entsprechende Vergütung, abzüglich eines Handlings erhalten. Die jeweilige Vergütung richtet sich nach der Papierbörse EUWID (Europäischer Wirtschaftsdienst) und wird monatlich angepasst.

Übrigens: Jeder Lkw in Deutschland, auf dem ein weißes Schild mit einem schwarzen A darauf (A-Schild) angebracht ist, transportiert Müll.

 
 
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