Zukunftspläne der Bio-Bauern in der Region Neckar-Zaber Neue Wege in der Vermarktung gehen

Von Frank Ruppert
Bernd Lieberherr aus Kirchheim ist mit seinem Biohof Teil des Verein Bioregion Zaber-Neckar.⇥ Foto: Helmut Pangerl

Ein Zusammenschluss von Bio-Landwirten und -Verarbeitern plant, regionale Produkte künftig zentral zu vermarkten. Helfen soll dabei die Förderung als Bio-Musterregion.

Während der Landkreis Ludwigsburg schon seit 2019 Teil einer Bio-Musterregion  (Ludwigsburg-Stuttgart) ist, hat der nördliche Nachbarkreis Heilbronn die Förderzusage erst Ende 2020 erhalten. Ziel der Landesförderung ist es, in den jeweiligen Regionen den Bio-Anbau und dessen Vermarktung zu verbessern. Deshalb ist die Stelle eines Regionalmanagers Kern der Förderung. Bei einem Pressetermin auf dem Hof der Familie Lieberherr in Kirchheim informierte nun ein Zusammenschluss aus Bauern rund um den Landkreis Heilbronn über ihre Pläne zur Vermarktung.

Mehr als 30 Biobauern und Verarbeiter der Region sind im Verein Bioregion Zaber-Neckar seit 2017 zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen, auszutauschen und auch um Vermarktungsmöglichkeiten zu erörtern. Für sie steht nun mit dem für September geplanten Dienstantritt eines Regionalmanagers der nächste Schritt an, und sie wollen die Vermarktung stärker zentralisieren. „Das können wir Bauern nicht nebenher alles organisieren“, zeigte sich Reiner Döbler aus Brackenheim, der stellvertretende Vorsitzender des Vereins, zufrieden.

Bislang habe jeder Bauer seinen eigenen Weg zur Vermarktung seiner Produkte gesucht. Vereinsvorstand Jürgen Winkler zählt dazu etwa die Hofläden oder auch so etwas wie den Milchautomaten bei Lieberherrs in Kirchheim. Für den einzelnen Landwirt sei eine andere Vermarktung schwierig, durch die Förderung und den Regionalmanager erhofft man sich auch bei Händlern großflächiger in die Regale zu kommen. Ein gemeinsames Label und Vorgaben, wer dazu gehören kann, haben die Bauern schon geschaffen.

Nachhaltiges Wirtschaften

„Wir mussten die Region erstmal definieren“, erklärte Winkler. Sie sollte nicht zu weit gefasst sein, um die Wege nicht zu lang werden zu lassen, aber auch nicht zu eng. „Wenn wir nur den Kreis Heilbronn genommen hätten, würde schon der Hof von Lieberherrs hier ein paar Kilometer hinter der Kreisgrenze nicht darunter fallen“, so Winkler. Schließlich entschied man sich, die an Heilbronn angrenzenden Landkreise auch aufzunehmen. Teil des Vereins sind nur zertifizierte Betriebe, und diese Hürde zu nehmen sei gar nicht ganz einfach, gab Bernd Lieberherr einen Einblick in seinen Demeter-Betrieb. „Wir müssen unser Vieh komplett selbst versorgen. Nur mit Sondergenehmigung darf ich Futter zukaufen, und das auch nur aus biologischem Anbau.“

Sein Hof gilt vielen als Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften: Seit 51 Jahren wird dort in Kirchheim Bio-Landwirtschaft betrieben. „Für uns ist es der richtige Weg, auch wenn es viel Arbeit ist“, sagt Bernd Lieberherr. Man müsse mehr auf die Böden schauen als bei konventioneller Landwirtschaft. Dennoch befällt ihn kein missionarischer Eifer. „Ich möchte keinen konventionellen Bauern schlechtreden. Jeder muss selbst entscheiden, was für ihn das Richtige ist.“ Nur den manchmal geäußerten Vorwurf, die Bio-Landwirtschaft sorge für kaputte Böden, will er nicht stehen lassen. Wenn man die Böden mit Düngung nicht an die Grenze des Belastbaren bringe, hätten sie auch nach 50 Jahren Bio-Landwirtschaft jedes Jahr genug Nährstoffen für den Ackerbau.

 
 
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