Zunkunft des Nahverkehrs im Landkreis Besseres Netz von Bussen und Bahnen

Von Michael Soltys
Bahnhof Bietigheim: Im neuen Nahverkehrsplan für den VVS im Landkreis Ludwigsburg, dessen Entwurf jetzt in Auftrag gegeben wurde, sollen die Busse noch besser mit S-Bahn und Regionalbahnen verknüpft werden.⇥ Foto: Martin Kalb

Bis Ende 2021 soll ein neuer Nahverkehrsplan für den Verkehrsverbund VVS vorliegen. Der Kreistagsausschuss für Umwelt vergab am Montag den Auftrag.

Die Busse und Bahnen sind zwar häufig leer in diesen Tagen. Und längst ist auch nicht absehbar, welche langfristigen Folgen das Tragen von Gesichtsmasken und die Furcht vor Ansteckung für den öffentlichen Nahverkehr haben wird. Das hindert die Landkreise, die am Verkehrsverbund der Region beteiligt sind, freilich nicht, sich Gedanken über den Nahverkehrsplan ab 2021/2022 zu machen. Der Umwelt- und Technikausschuss des Landkreises Ludwigsburg gab an diesem Montag den Auftrag an die Kreisverwaltung, einen Entwurf für die weitere Ausgestaltung des ÖPNV zu erstellen.

Dieser Entwurf für die Fortschreibung des Nahverkehrsplans, der zuletzt 2015 aktualisiert worden war, verfolgt das generelle Ziel, die Regional- und S-Bahnen noch besser mit den Bussen im Verbundgebiet zu verknüpfen, machte Dezernent Jürgen Vogt gegenüber den Ausschussmitgliedern deutlich. Angestrebt wird ein 15-Minuten-Takt von Montag bis Freitag in den Hauptverkehrszeiten morgens von 6 bis 8.30 Uhr und abends von 16 bis 19.30 Uhr. Das gilt dort, wo Busse als S-Bahn-Zubringer dienen. Die geschätzten Zusatzkosten belaufen sich jährlich auf rund 620 000 Euro. Auf den gleichen Linien wird samstags ein 30-Minuten-Takt angestrebt. Das würde den Landkreis jährlich rund 90 000 Euro kosten. Insgesamt rechnet er mit Zusatzkosten von 1,35 Millionen Euro.

Beitrag zur Verkehrswende

Jeder Landkreis trägt die Kosten für die verlässliche S-Bahn-Bedienung vollständig selbst, das ist die aktuelle Vereinbarung im VVS-Gebiet. Ob dies allerdings auch für die Erhöhung der Standards und damit der Kosten gilt, wie sie im neuen Nahverkehrsplan auf die Landkreise zukommen, das müsse noch geklärt werden, machte Vogt deutlich. Die Tendenz in den Landkreisen geht allerdings in Richtung einer vollständigen Finanzierung, also einer Beibehaltung der bisherigen Regelung. Dies sei ein Beitrag „zur angestrebten und notwendigen Verkehrswende“, so der Dezernent. An den Stadtverkehren beteiligen sich die Landkreise mit 50 Prozent, der Rest der Kosten wird von den Städten und Gemeinden beglichen. Ähnliches gilt für berechtigte Sonderwünsche der Kommunen, die sogenannten Zubestellungen.

Im neuen Nahverkehrsplan geht es den Landkreisen auch darum, das Basisangebot an Bussen in den ländlichen Regionen zu verbessern. Sie streben an, die Zahl der täglichen Fahrtenpaare von elf auf 15 zu erhöhen. Das würde den Landkreis Ludwigsburg weitere 375 000 Euro jährlich kosten. Für dieses Angebot gibt es zwischen den vier Landkreisen eine besondere Vereinbarung: Die Kosten im gesamten VVS-Gebiet werden summiert und nach der Zahl ihrer Einwohner auf die Landkreise verteilt. Diese Vereinbarung läuft zum Jahresende 2020 aus. Über eine Verlängerung muss deshalb noch in diesem Jahr beraten und beschlossen werden.

Bedenken der CDU

Im Frühjahr nächsten Jahres soll der Entwurf des neuen Nahverkehrsplans in den Gremien des Landkreises vorgelegt und beschlossen werden. Vogt hält es für sinnvoll, den Plan umzusetzen, sobald auch alle anderen drei Landkreise ihn beschlossen haben. Das dürfte im Dezember 2021 der Fall sein.

Dass es möglichst schnell gehen soll, das befürworten auch die Fraktionen, die sich im Kreistagsausschuss zu Wort meldeten. In den Reihen der CDU, die inhaltliche Verbesserungen für erforderlich und richtig hält, sorgt allerdings die Finanzierungsfrage für Bedenken. „Wir tun uns schwer mit den Zusatzkosten von 1,35 Millionen Euro“, sagte der Löchgauer Bürgermeister und Kreisrat Robert Feil, CDU. Gleiches gilt für die Maßgabe, dass der Landkreis sämtliche Kosten aller als notwendig angesehenen Bus- und Bahnverkehre finanzieren soll. „Wir wollen darüber später beschließen“, sagte Feil. Diese Entscheidung ist aber nicht Teil des Entwurfs, machten Landrat Dietmar Allgaier und Dezernent Jürgen Vogt in ihren Antworten deutlich.

„Bus fahren muss schick werden“, forderte Grünen-Kreisrätin Edda Bühler. Doch zunächst einmal muss dafür gesorgt werden, dass der öffentliche Nahverkehr wieder aus seiner schwierigen Situation herausfindet, entgegnete Thomas Hachenberger, der Geschäftsführer des VVS. Er fürchtet, dass erst 2022 wieder die Fahrgastzahlen von 2019 erreicht werden, sagte er im Ausschuss. Dabei habe der VVS in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht. Bis März 2020 wurden Rekordzahlen eingefahren, der VVS habe die höchsten Zuwachsraten im Bundesgebiet gehabt. Dann kam Corona.

 
 
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