Zur Geschichte einer städtebaulichen Idee in Bietigheim Alter B 27-Plan längst bei den Akten

Von Uwe Mollenkopf
Das ehemalige DLW-Areal mit der Bundesstraße 27 und dem Bahnbogen aus der Luft.⇥ Foto: Werner Kuhnle

Die Idee, die B 27/Stuttgarter Straße in den Bahnbogen zu verlegen, hat nach wie vor Befürworter. Die Stadt hat das Vorhaben indes aus mehreren Gründen abgeschrieben.

Es ist ein Plan, der auf den ersten Blick etliche Vorteile verheißt: Würde man die B 27/Stuttgarter Straße zwischen Gleisüberführung und Bahnhof in Bietigheim in den Bahnbogen verlegen, wäre die Schneisenwirkung, die jetzt durch die viel befahrene Straße erzeugt wird, beseitigt, die weitere Entwicklung des Areals erleichtert. 2012 hatte die Stadtverwaltung ein Strukturkonzept vorgelegt, das eben eine solche Verlegung vorsah. Doch nach Kritik von verschiedenen Seiten wurde von einem Beschluss abgesehen. Seitdem ist das vormals intensiv diskutierte Thema in der Versenkung verschwunden – doch es hat nach wie vor seine Befürworter.

Ende Mai hat sich der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende und Bauingenieur Dieter Geiger für das Vorhaben starkgemacht. Er sieht darin eine große städtebauliche Chance, um die Trennungswirkung zwischen dem geplanten Bogenviertel östlich der B 27 und dem Elbe-Areal und dem Wohngebiet Aurain auf der westlichen Seite aufzuheben. Dieses Stadtquartier dränge buchstäblich nach einer zusammenhängenden städtebaulichen Überplanung, so Geiger. Es bestehe die Chance, ein hochwertiges Wohngebiet zusammen mit einem modernen, gewerblich genutzten Standort zu gestalten. Schlüsselfunktion habe dabei die Verlegung der B 27 an den Bahnbogen.

Ziel: Trasse freihalten

Während des Wahlkampfs zur Gemeinderatswahl 2019 war aus den Reihen des Bündnisses für mehr Mitwirkung und Demokratie (BMD) das Thema B 27-Verlegung angesprochen worden. Gefordert wurde eine ernsthafte Prüfung.

Ernsthaft im Gemeinderat diskutiert worden war das Vorhaben zuletzt Anfang 2012. Damals hatte die Verwaltung ein Strukturkonzept vorgelegt, das die Verlegung der B 27 in den Bahnbogen und die Umwandlung der Stuttgarter Straße in eine Allee samt neuer Randbebauung auf der Straßenseite von DLW zum Inhalt hatte. Das hatte auch den Hintergrund, dass eine Bauvoranfrage der Firma Bigpark gestoppt werden sollte, in der es um den Bau von Parkflächen oder eines Parkhauses ging. Mit einer Entscheidung im Rat wollte sich die Verwaltung diese Trasse freihalten. Das Thema schlug solche Wellen, dass eine Sondersitzung geplant war.

Doch dann zog Bigpark das Baugesuch zurück, womit die Angelegenheit entschärft wurde. Auf Drängen der CDU-Fraktion wurde in einer Ratssitzung der Tagesordnungspunkt über die Weiterentwicklung im Bahnbogen vertagt, auch die Sondersitzung entfiel. Oberbürgermeister Jürgen Kessing sagte damals, jetzt könne man sich Zeit lassen, was dem ganzen Projekt zuträglich sei, bei dem es sich um ein „Jahrhundertwerk“ handle.

Doch mittlerweile hat man im Rathaus das Thema längst ad acta gelegt. Die Verlegung der B 27 sei damals von der Verwaltung in die Planungen eingeführt worden, weil es zunächst eine interessante Idee gewesen sei, sagt Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt, auf BZ-Anfrage. Allerdings hätten die näheren Überlegungen dann schnell gezeigt, dass es nicht funktionieren würde. Dafür gebe es mehrere Gründe.

Straße entfiele nicht

Hochmuth: „Zum einen muss ein Anschluss an die Bahnhofstraße nach Bissingen nach wie vor hergestellt werden, was zu einem umfangreichen Straßenbau von der verlegten Straße Richtung Westen führen würde, also noch mehr Straßenfläche benötigen würde als der jetzt schon geplante Anschluss des Bogenviertels.“ Zudem werde die vorhandene Stuttgarter Straße weiterhin zur Erschließung des Aurain benötigt, entfiele also nicht. Auch wäre derzeit keine durchgehende Verlegung entlang der Bahntrasse möglich, da das Gelände des Bigparks nicht für einen Straßenbau zur Verfügung stehe – dort befänden sich teilweise Gebäude auf der Trasse.

Bund ist zuständig

„Letzten Endes ist für die Verlegung einer Bundesstraße auch der Bund zuständig, der eine Finanzierung wohl kaum in Betracht ziehen würde, wenn es keine gravierenden Vorteile gäbe“, macht die Sprecherin auf einen weiteren Punkt aufmerksam. Und angesichts der geschilderten Einschränkungen seien solche gravierenden Vorteile nicht zu erkennen. Das hieße, die Stadt müsste die Kosten allein tragen, was angesichts des erwartbaren hohen Betrags nicht vertretbar erscheine. Das Thema sei daher nicht weiterverfolgt worden, so Hochmuth zu der alten Idee, die nach jetzigem Stand eine Idee bleiben wird.

Ludwigsburg: Auch Tunnel bleibt Wunschtraum

Zu den Städten, durch die sich die Bundesstraße 27 wie eine Schneise ziehen, zählt auch Ludwigsburg. Im Stadtteil Eglosheim wurde daher immer wieder der Bau eines Tunnels zur Lösung der Verkehrsprobleme gefordert. Lange Jahre wurde im städtischen Haushalt deshalb auch eine Tunnelrücklage vorgehalten. Doch zur Realisierung kam es jedoch nie. Auf einer Bürgerversammlung im Oktober 2015 erteilte der damalige Oberbürgermeister Werner Spec dem 100 bis 150 Millionen Euro teuren Vorhaben eine klare Absage. Auch eine umstrittene Umfahrung wurde damals „beerdigt“.

Noch nicht ausgeträumt ist hingegen der Wunsch nach einen B 27-Tunnel am Schloss im Zusammenhang mit einer Gartenschau.

 
 
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