Zwei Premieren im Theatersommer im Clussgarten Neues vor und hinter den Kulissen

Von Gabriele Szczegulski
Intendant Peter Kratz im Theatergarten mitten im Bühnenbild des neuen Stücks: „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“, das ohne jegliche Sprache mit Typen und Begegnungen spielt.⇥ Foto: Martin Kalb

Mit zwei Premieren sowie der Arbeit eines Theaterrats startet der Theatersommer im Clussgarten.

Im Sommer 2020 war der Theatersommer im Clussgarten laut dem Intendanten Peter Kratz in ganz Baden-Württemberg das einzige Freilichttheater, das Aufführungen anbot. Und trotz des Risikos, Vorführungen vor viel weniger Zuschauern als eigentlich in den Theatergarten passen, zu machen, findet auch in dieser Saison Theater im Freien statt. „Die Leute gieren nach Kultur, vor allem unsere Kinderaufführungen sind fast schon wieder ausverkauft“, so Kratz.

Finanzieller Kampf
seit zwei Spielzeiten

Mit Doppelvorstellungen auf der Kinderbühne um 11 und um 15 Uhr soll kompensiert werden, dass anstatt 175 nur 50 Kinder jeweils „Pippi Langstrumpf“ sehen dürfen.  Auf die große Zuschauertribüne  im Clussgarten passen eigentlich 250 Besucher, in Corona-Zeiten dürfen es nur 80 sein. „Das ist für uns schon ein finanzielles Risiko“, sagt der Intendant.

Dennoch ging der Theatersommer mit 70 Vorstellungen in zwei Monaten „null auf null raus aus der Saison 2020, das hoffen wir auch für diese Saison“, so Kratz. „Wir haben uns durchgekämpft, trotz der finanziellen Einbußen, und an jeder Ecke gespart“, sagt der Intendant. Es sei nicht leicht, mit weniger Zuschauern finanziell auszukommen.

Nichtsdestotrotz hat sich das Team einiges Neues ausgedacht: Zwei Premieren wird es geben und den Start des Programmes „Reality Close up“, das für die Jubiläumssaison 2020 zum 30-jährigen Bestehen des Theatersommers geplant war und nun in dieser Saison stattfindet. Aber nicht nur auf der Bühne, auch hinter den Kulissen hat sich einiges entwickelt: Peter Kratz hat einen Theaterrat aus Ensemblemitgliedern und Mitarbeitern installiert, dessen Mitglieder mehr und mehr Aufgaben unter sich aufteilen. Auch, um zu sehen, wer die Nachfolge von Peter Kratz, dem Gründer des Theatersommers vor 31 Jahren, in ein paar Jahren übernehmen kann und will.

Inhaltlich wird nicht nur die Premiere von Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“, das ganz ohne Sprache auskommt, sowie die von Virginia Woolfs „Orlando“ besonders sein, auch weil Kratz hierfür dem jungen, österreichischen Regisseur Martin Mader die Bühne überlassen hat.

Das Programm „Reality Close-Up“ bespielt den Theatergarten ganz neu. Zudem bekam das Sonderprogramm eine eigene Website. „Wir halten das Brennglas sowohl mit dem Handke-Stück als auch mit dem Sonderprogramm auf den altbekannten Theatergarten, um einen neuen Blickwinkel zu bekommen“, sagt Kratz.

Architektur- und Designstudenten, Regisseure und Künstler haben den Garten mit verschiedensten Mitteln bespielt, es gibt ein hängendes Wohnzimmer, Möbel, mit denen getanzt wird. „Auch der Theatersommer kann sich nach 30 Jahren immer wieder neu erfinden“, sagt Peter Kratz.

 
 
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