Bietigheim-Bissingen Hip-Hop als gewaltfreier Widerstand

Von Helga Spannhake
25-jähriges Jubiläum des Hip-Hop-Kollektivs „Riot-City“: Der serbische Rapper „Digital Warfare“ zeigt, wie Sprechgesang geht. Foto: /Martin Kalb

1999 formierte sich das Kollektiv „Riot City“. Das 25-jährige Jubiläum wurde am Wochenende mit Gesprächen, Kunstauktion und einer Rapshow im Kleinkunstkeller gefeiert.

Schon seit den 80er Jahren ist der Hip-Hop Teil des Bietigheimer Kulturlebens. Besonders aber um die Jahrtausendwende formierten sich verschiedene Jugendgruppen, die diese Musikrichtung fühlten. Eine davon ist das 1999 gegründete Kollektiv „Riot City“ (Stadt des Aufstands), welches nun 25-jähriges Jubiläum am Wochenende mit historischem Talk, Kunstauktion und Rapshow gebührend im Kleinkunstkeller gefeiert hat.

Gedacht war der Jam als buntes Event, um sich an legendäre Zeiten zu erinnern. Gleichzeitig war es eine Vor-Veranstaltung des diesjährigen Ausstellungsprojekts „BiBi Pop – von Beatighome bis Hip-Hop Town“. Wer gekommen war, konnte viel über die Hip-Hop Szene Bietigheim-Bissingens erfahren. Auf dem Podium für die Gesprächsrunde „Von der Straße in die Charts - Hip-Hop in Bietigheim als subversive Ausdrucksform der Jugend“ saßen Giorgio (BRM) und Gunnar (FKA Crew). Gemeinsam mit Moderator Daniel Behrens blickten sie zurück auf die Anfänge, wie zum Beispiel des Breakdance.

Erinnerung an erste Kontakte

Giorgio erinnerte sich daran, wie seine Cousine ihm als Achtjährigen von diesem neuen Tanzstil – Breakdance – erzählte. Außerdem ging es um die 90er Jahre, als man noch mit einem Mix-Kassette nach Hause kam, die amerikanischen Rapper „MC Hammer“ und „Vanilla Ice“ in aller Munde waren und der Hip-Hop in Bietigheim quasi in der Luft lag. „Meine Schwester hat mich für die Musik sensibilisiert“, erzählte Giorgio.

Gunnar wiederum kam über Graffitis in Berührung mit dem Hip-Hop: „Mit einem Kumpel bin ich damals nach Stuttgart zum Musikgeschäft Wom (World Of Music) gefahren, um CDs anzuhören“, berichtete er und verwies gleichzeitig auf die Rampe im Ellental, wo es ideal zum Sprühen war. Graffiti und Hip-Hop gehöre einfach zusammen, erklärte er.

Gesprochen wurde in der Talkrunde auch über das Jugendhaus in der Farbstraße, Stress mit der Polizei sowie manch einen Party-Auftritt. „Zu der Zeit hat noch jeder sein eigenes Hip-Hop Süppchen gekocht“, resümierte Gunnar. Hip-Hop als Ausdrucksform für nicht so privilegiert aufgewachsene Jugendliche: Eine Musik mit Widerstandscharakter und der Möglichkeit, sich mit seinen Fähigkeiten zu messen anstatt mit Gewalt, meinte Daniel Behrens. „Wir haben Hip-Hop gelebt, das war unsere Subkultur in der Jugend“, schwärmte er und schlussfolgerte, dass das ein Leben auch so bleibe.

Warum Bietigheim-Bissingen?

Bei seiner Frage in die Runde, warum Bietigheim-Bissingen so viele erfolgreiche Musiker, wie zum Beispiel die Rapper Rin, Shindy und Bausa, hervorgebracht hat, herrschte zunächst Ratlosigkeit: „Vielleicht lag es am Viadukt“, witzelte Giorgio. Damals bedurfte es einer qualitativ hochwertigen Studioaufnahme, um einen Fuß in die Tür der Musikindustrie zu bekommen, befand er dann.

Gunnar vermutete die lebendige Jugendkultur. Aber auch das Publikum rätselte, das Jugendhaus in der Farbstraße wurde als wichtiger Faktor benannt. Während der interessanten historischen Auszüge füllte sich der Kulturkeller, was auch an den angekündigten Liveshows lag.

Zuerst aber gab es noch eine

Danach ging es mit den Auftritten der Rapper weiter: Der serbische Rapper Digital Warfare, ESENSA, Timothy Morris und die FKA Crew sorgten mit ihren Beats für ausgelassene Stimmung.

 
 
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