100 Jahre Handball in Bietigheim-Bissingen Handballhochburg feiert Jubiläum

Von Yannik Schuster
1936 wurden die Handballer des TSV Bietigheim (damals TV) erstmals Kreismeister. Hier posiert die Mannschaft vor dem Viadukt. Foto: TSV Bietigheim

Vor einem Jahrhundert fand in der Stadt das erste Handballspiel statt. Es sollte der Beginn einer Erfolgsgeschichte werden.

Als Handballhochburg ist Bietigheim-Bissingen deutschlandweit bekannt. Die Anfänge der Sportart in der Stadt an Metter und Enz liegen inzwischen genau 100 Jahre zurück und waren noch deutlich einfacher.

Am 1. Mai 1924 absolvierte die damals elf Mitglieder starke Abteilung des TV Bissingen (heute SpVgg) das erste Feld-Handballspiel, einige Monate später folgte das erste Derby gegen den TV Bietigheim (heute TSV), das die Bissinger mit 3:1 gewannen. Im Rückspiel revanchierten sich die Bietigheimer schließlich mit einem 2:1-Erfolg.

Ungewöhnlich daran ist, dass es zum damaligen Zeitpunkt eigentlich noch gar keine Handballabteilung des TSV Bietigheim gab. Diese wurde erst am 23. September 1925 gegründet, wie Archivar Hubert Funk im Gespräch mit der BZ berichtet. Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch nicht viele Handballvereine in Baden-Württemberg. Das Handballspiel galt vor allem für Turner als Ausgleichssportart. Beim TSV jedoch ging die Initiative von der Leichtathletikabteilung aus und wurde von den Turnern nicht so gern gesehen, entsprechend gering war die Unterstützung des Gesamtvereins. Die Spieler mussten für alles selbst aufkommen, was durch die frisch überwundene Inflation 1923 zusätzlich erschwert wurde.

Sportart auch bei Frauen beliebt

Den Erzählungen nach sollen auch die Bissinger Frauen schon damals eine Mannschaft gegründet und Freundschaftsspiele ausgetragen haben, Unterlagen aus dieser Zeit sind jedoch weder in den Bissinger noch in den Bietigheimer Archiven zu finden. Bekannt ist: Die erste offizielle Frauenmannschaft wurde 1940 aufgestellt. Wie die Sportvereinigung in ihrer Festschrift zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1999 schreibt, etablierten sich die Bissinger Frauen während des Krieges zu den besten im Kreis und schlossen das Jahr 1946 mit einem Torverhältnis von 153:58 ab. Auch die Männer schafften 1947 das, was die TSV-Handballer schon 1936 erreichten: die Kreismeisterschaft. Der nächste große Erfolg musst jedoch einige Jahre warten: Erst 1957 gelang die erneute Kreismeisterschaft und der Aufstieg in die 1. Hallendivision. 1963 stiegen die Bissinger allerdings wieder in die Kreisklasse 2 ab.

Beim TSV Bietigheim wurde 1955 die Jugendhandball-Sparte gegründet, 1968 die Frauenabteilung mit einer Damen- und einer Jugendmannschaft – die Mädchen wurde bereits im zweiten Jahr Kreismeister.

1957 fand das erste Bietigheimer Hallenhandballturnier mit 37 Mannschaften statt, ein Jahr später war man Gastgeber der Süddeutschen Frauenhandballmeisterschaft. 1981 stieg der TSV Bietigheim in die Landesliga auf. Mittlerweile war der Sport in die Halle gewandert – Hallenhandball verdrängte zunehmend das Feldhandball.

Im Jahr 1997 folgte schließlich der erste Zusammenschluss, zunächst zwischen dem TSV Bietigheim und dem TV Metterzimmern zur SG BM. 2005 stiegen die Männer in die zweite Bundesliga auf, es war der fünfte Aufstieg in acht Jahren.

SG wird zur Erfolgsgeschichte

Zwei Jahre später schloss sich auch die SpVgg Bissingen der Sportgemeinschaft an. Der fortan SG BBM Bietigheim genannte Handballverein, dem ein Jahr später auch die Bissinger Frauen beitraten, wurde zur Erfolgsgeschichte und machte den Standort weit über die Gemarkungsgrenzen hinaus bekannt.

So stiegen die Frauen in den Jahren 2010 und 2013 jeweils in die 1. Bundesliga auf, die Männer taten es ihnen 2014 und 2018 gleich – wenn auch nur jeweils für eine Saison. 2017 wurden die SG-Frauen erstmals Deutscher Meister.

 
 
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