Altstadt Besigheim „Solche Baustellen können Jahre dauern“

Von Susanne Yvette Walter
Das Gebäude in der Entengasse 10 in der Besigheimer Altstadt wird saniert. Foto: /Oliver Bürkle

Kernsanierung des Gebäudes Entengasse 10 in Besigheim mit offener Nutzung.

Noch immer gibt es in der Besigheimer Altstadt Fachwerkjuwelen, die nach Sanierung schreien. Sie sind Relikte aus alter Zeit, schützenswerte Denkmale – auch wenn sie, wie das Haus in der Entengasse 10, heute keine Nutzungsfunktion mehr haben. Und genau hier scheiden sich die Geister. Warum soll man für teueres Geld ein altes Fachwerkhaus restaurieren, von dem heute keiner weiß, für was es morgen gut sein soll? Der Besigheimer Gemeinderat entschloss sich mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen in seiner Sitzung am Dienstagabend dennoch dazu, das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert für rund 1,4 Millionen Euro zu sanieren, gerade weil es ein Kulturdenkmal und damit erhaltenswert sei, so Stadtbaumeister Andreas Janssen.

Aus dem 17. Jahrhundert

Die Stadt kaufte das stark sanierungsbedürftige Gebäude 2018, weil es von seinem Baustil her das Stadtbild Besigheims bestärkt und ein typischer Repräsentant aus dem 17. Jahrhundert darstellt. Damit muss es, wie gesagt, erhalten werden.

2022, im Dezember, einigte sich der Gemeinderat darauf, hier nur Baumaßnahmen zu genehmigen, die zur Grundsanierung des Hauses beitragen. Dennoch sei es ein Kleinod, das hier auf dem Bergkamm nicht verloren gehen darf. „Wirtschaftlich ist das nicht rentabel, selbst wenn wir das Gebäude verschenkt hätten, hätte das wohl keiner gewollt. Wir hätten vielmehr einem Investor noch Geld geben müssen“, kalkuliert Janssen.

Im Sanierungsgebiet

Zum Glück für die Stadt Besigheim liegt das Gebäude Entengasse 10 im Bereich des Sanierungsgebietes „Stadtkern IV“ und kann nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidium Stuttgart saniert werden, unabhängig davon, wie das Gebäude später genutzt wird. Fördermittel stehen für eine Tragwerksuntersuchung zur Verfügung. Der Gemeinderat beschließt, das Ingenieurbüro Grau Wurst/Wiesotzki GbR aus Bietigheim damit zu beauftragen, die Sanierung zu betreuen und Ausschreibungen vorzunehmen. Im Vordergrund steht zunächst die Dachsanierung. Notwendig sei, so Stadtbaumeister Janssen, die Sanierung des Dachstuhls, der neu eingedeckt werden muss und zwar so, dass das Haus ein Denkmal bleibt, ohne seinen Charme zu verlieren. Das Tragwerk an der Südseite muss so saniert werden, dass die Absprießung im Hof des Nachbargebäudes wieder abgebaut werden kann. Putzoberflächen sollen beseitigt werden, um die Qualität des Fachwerks darunter beurteilen zu können.

Reste historischer Bemalung

Die Giebelseite entlang der Entengasse ist spannend. Die Gefache zeigen Reste einer historischen Bemalung. Sie soll wieder hergestellt werden. An der Südseite bestehe Einsturzgefahr. Das Sandsteinmauerwerk müsse ebenfalls teilweise saniert werden. Im Inneren sollen lediglich lose Hölzer getauscht oder wurmstichige ersetzt werden. Die Böden werden nicht erneuert. Es ist lediglich vorgesehen, Holzbalkendecken mit Spanplattenböden auszugleichen und anzupassen. Verkleidungen werden demontiert. Wie es im 17. Jahrhundert üblich war, sind auch hier zwei Gebäude durch nur eine Wand getrennt worden. Aus heutiger brandschutzrechtlicher Sicht ist das ein No-Go. Eine zweite Wand muss aufgedoppelt werden.

Einige Gemeinderäte sind erschrocken über die hohen Kosten, „die durch Handarbeit entstehen“, so Janssen. Das Steinhaus sei damals ein ähnlicher Fall gewesen, erinnert Janssen die Versammlung. Auch damals sei die Rede davon gewesen, das Gebäude nur zu sichern. Erst mit dem Einzug der Musikschule und der Studiobühne habe sich eine Nutzung ergeben, die gut passe. Vielleicht gibt es ja auch für das Gebäude in der Entengasse 10 eine Idee für eine spätere Nutzung, die sich noch entwickeln will. Der Stadtbaumeister denkt an eine mehrstufige Umsetzung der Baustelle: „Solche Baustellen können Jahre dauern – allein mindestens zwei Jahre bis das Gebäude saniert ist.“ Susanne Yvette Walter

 
 
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