Besigheim Durch Lego-Steine Barrieren abbauen

Von Claus Pfitzer
Thomas Vogel (rechts) ist der Leiter der Amsel-Kontaktgruppe. Daneben Michael Ungar mit seinen Kindern Leo und Nina. Foto: /Martin Kalb

Michael und Verena Ungar starten eine Sammelaktion in Besigheim, um Rampen für stufenlose Eingänge zu bauen.

Ihre Heimatstadt Besigheim und den Stadtteil Ottmarsheim bunter machen und damit im Rahmen der Inklusion gehbehinderten Menschen mit ihren Hilfsmitteln wie Gehwägen, Rollatoren oder Rollstühlen, aber auch Eltern mit Kinderwägen den Eingang in Einzelhandelsgeschäften und Restaurants erleichtern: Das ist eine Aktion, die Michael und Verena Ungar am Wochenende gestartet haben.

Bei der Metzgerei Herbst legten sie die ersten aus Legosteinen angefertigten und selbst finanzierten Rampen vor die Stehstufe am Eingang. „Es kann jedem heute oder morgen passieren, dass er vielleicht auch kurzfristig auf Gehhilfen oder einen Gehwagen angewiesen ist. Das ist kein Nischenthema. Wir wollen mit unserer Aktion auf Barrieren im Alltag hinweisen, für einen Aha-Effekt sorgen und ein Bewusstsein schaffen für Alltagsprobleme von Menschen mit Einschränkungen“, sagte Michael Ungar bei der Premiere. Die Rampen seien für die Geschäfte und Restaurants kostenlos, es wird kein Beton verarbeitet, man benötigt keine Umbaumaßnahmen und sie machen die Stadt bunter, führte er weiter aus.

Seine Ehefrau hatte im Rahmen einer Fortbildung von dem Thema Lego-Rampen erfahren, das jetzt auch in Besigheim umgesetzt werden soll.

Rampen werden benötigt

„Ohne die Rampen kommt man nicht rein“, begründete Thomas Vogel die Notwendigkeit am Beispiel der Metzgerei. Vogel, selbst in seiner Mobilität eingeschränkt, ist Leiter der Amsel-Kontaktgruppe im Raum Bietigheim-Bissingen und Barriere-Scout in Besigheim, war aber auch schon in Bietigheim-Bissingen unterwegs.

Er gibt Tipps, wo Barrieren für Gehbehinderte überwunden werden sollten, und beschreibt seine Aufgaben so: „Wir sind in Besigheim schon weit und erstellen eine Karte, damit Rollstuhlfahrer sehen, wo sie reinkönnen. Das Thema wird ernst genommen.“ Der Besigheimer verweist auf zahlreiche Problembereiche und nennt Bushaltestellen, Straßenüberquerungen oder eben Eingänge in Geschäfte, Restaurants und öffentliche Einrichtungen.

Den Bau von Lego-Rampen begrüßt auch Wolfgang Herbst, vor dessen Metzgerei nun die erste Rampe liegt: „Es werden nicht weniger Leute, die auf Hilfe angewiesen sind. Es gibt Leute, die kommen bei uns nicht rein. Das ist jetzt ein Service, da mache ich gerne mit.“

Für ein Modell circa 3000 Steine

Das Ehepaar Ungar setzt auf die Spendenbereitschaft der Mitbürgerinnen und Mitbürger und hofft auf zahlreiche bunte Lego-Bausteine, vorzugsweise in der Größe 2 mal 4 oder größer, die nicht mehr gebraucht werden. Für eine Rampe werden rund 3000 Lego-Steine benötigt.

Die Sammelaktion startet am kommenden Samstag vor dem Besigheimer Einzelhandelsgeschäft Schober Spiel + Freizeit in der Kirchstraße, dann werden auch weitere Abgabestellen eingerichtet. Ziel ist es, möglichst viele Einzelhändler und Gaststätten mit Rampen zu versehen.

Ähnliche Projekte gibt es in zahlreichen deutschen Städten, ebenso in Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Rita Ebel aus dem hessischen Hanau, die seit 2019 Rampen aus Legosteinen herstellt, ist bundesweit als „Lego-Oma“ bekannt.

 
 
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