Auf dem Festplatz vor dem Viadukt steht ein großes blau-gelbes Zelt, der Schriftzug kündigt an „Zirkus Baldini“ ist hier gerade zu Gast. Nachdem draußen die Sonne in der Kälte strahlt, brauchen die Augen einige Zeit, bis man sich an das dunklere Zelt gewöhnt hat, doch dann entdeckt man – völlig leere Sitzplätze. Was ist denn nur los?
Bietigheim-Bissingen Ein Zirkus mit 408 Artisten
Von Petra Neset-Ruppert 23.04.2024 - 18:23 Uhr
Die Projektwoche in der Hillerschule in Bietigheim-Bissingen ist gerade in vollem Gang. Zum Abschluss treten die Schüler in drei Vorstellungen auf.
Kaum Bänke sind aufgestellt, dafür stehen ein Balanceseil und ein Trampolin bereit. Dieser Zirkus probt gerade für die Aufführungen am Freitag und Samstag. 408 Artistinnen und Artisten werden in drei Vorstellungen dem Publikum eine große Zirkusshow bieten. So viele Künstler in einem Zirkus? Das kann nur die Hillerschule bieten, denn gerade läuft die Zirkusprojektwoche, die die Schule alle vier Jahre organisiert. „Jeder soll die Möglichkeit haben einmal während der Schulzeit am Zirkusprojekt teilnehmen zu können“, erklärt Rektorin Roberta Neugebauer.
Kein normaler Unterricht
Bereits seit zehn Jahren gibt es dieses große Projekt, bei dem alle Schülerstufen gemeinsam ein Zirkusprogramm auf die Beine stellen. Alle vier Jahre geht es für die Schülerschaft dann in die Manege. „In dieser Woche gibt es keinen normalen Unterricht, nur Zirkus. Gestern roch es im Schulhaus sogar nach Popcorn“, freut sich Konrektorin Eva Kohlbach. Die Erfahrungen, die die Kinder durch die verschiedenen Altersstufen machen können, sei das besondere an diesem Projekt. „Es stärkt einfach unglaublich ihr Selbstbewusstsein, wenn sie am Ende der Woche in der Manege stehen und die Scheinwerfer und alle Augen auf sie gerichtet sind“, sagt Rektorin Neugebauer.
Durch Spenden finanziert die Schule die einwöchige Projektwoche. „Die Basiskosten werden durch Großsponsoren getragen. Das sind in diesem Jahr der Rotary Club Ludwigsburg und der Förderverein der Schule“, erklärt Neugebauer. Die Eltern zahlen keine Projektgebühren, kaufen dann aber die Eintrittskarten für den Abschluss des Projekts.
Jedes Jahr bietet die Hillerschule ihren Schülerinnen und Schülern ein besonderes Projekt an. Von Kunstausstellung über Schulfest bis hin zum Zirkus gibt es jedes Jahr etwas, das die Schüler zusammenbringt. Das Highlight sei definitiv der Zirkus, denn damit hole man jedes Kind ab. „Jedes Kind entdeckt dabei seine eigenen Stärken und kann sich ausprobieren“, schwärmt Neugebauer. „Es läuft richtig gut, bestätigt auch Tino Krämer vom Zirkus Baldini. Seit 2006 ist der Zirkus in ganz Deutschland unterwegs und besucht Schulen. „In Bietigheim ist es immer sehr schön“, sagt Krämer. Der Festplatz vor dem Viadukt sei ideal. Zwar musste in diesem Jahr auf Grund des Kälteeinbruchs noch eine Zeltheizung organisiert werden, aber das habe auch gut funktioniert. „Jeder würde doch gerne im Zirkus mal mitreisen. Wir kommen vor Ort und so können die Kinder das Zirkusleben erleben“, sagt Krämer.
Nicht nur die Schüler treten auf
Schülerin Eni ist ganz begeistert von der Zirkuszeit in der Schule. „Es ist cool, das so viele Kinder dabei sind“, sagt die Schülerin. Das Jonglieren hat es ihr angetan und sie übt nun fleißig für die Aufführung. Auch Annabelle ist mit Elan dabei: „Es gibt so viele Sachen zum Ausprobieren“, freut sie sich. Das Trapez hat es ihr angetan. „Da kann man viele Kunststücke machen“, erklärt Annabelle. Bei einem Zirkusbesuch wurde sich auch mal in die Manege geholt, doch „so richtig hier mitmachen“ sei schon „sehr cool“.
Nicht nur die Schülerschaft wagt sich dieser Tage in die Manege. Auch die Lehrkräfte werden auftreten. Mit was für einer Nummer, das wird natürlich noch nicht verraten, denn das ist eine Überraschung. „So wie die Schüler über sich hinauswachsen, müssen auch wir Lehrkräfte für die Nummer etwas wagen“, verrät Neugebauer und lacht. Petra Neset-Ruppert
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