Bietigheimer Boxnacht Umut Camkiran sichert sich CISBB-Titel

Von Michael Nachreiner
Umut Camkiran (von rechts) ging gegen Tomas Salek immer wieder in den Infight, um die Reichweitennachteile auszugleichen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Der „Anatolische Löwe“ aus Bad Saulgau gewinnt bei der ersten Bietigheimer Boxnacht den Schwergewichts-Hauptkampf gegen den Tschechen Tomas Salek einstimmig nach Punkten.

Umut Camkiran hat die klareren und vor allem härteren Treffer gehabt. Das zählt halt im Boxen“, bringt es Firat Arslan auf den Punkt. Der ehemalige Weltmeister im Cruisergewicht nach Version der World Boxing Association (WBA) war einer von rund 1800 Zuschauern in der Ege-Trans-Arena beim CISBB-Titelgewinn nach Version des World Boxing Councils (WBC) im Schwergewicht von Umut Camkiran aus Bad Saulgau gegen den Tschechen Tomas Salek. Das WBC fasst darunter alle zentralasiatischen, slawischen und baltischen Staaten von Russland im Nordosten bis Mazedonien im Süden zusammen.

Kampf über volle Distanz

Der 21. Sieg im 21. Kampf für den „Anatolischen Löwe“ war erst sein zweiter, bei dem der 35-Jährige über die volle Distanz von zehn Runden gehen musste. Zum einen tänzelte der leichtere, aber größere und damit leichtfüßigere Tscheche Salek den Deutsch-Türken Camkiran immer wieder aus, wich geschickt dem Infight aus, den der Bad Saulgauer suchte. „Er ist jung und fit. Er ist ein stabiler Junge und war super vorbereitet“, zollt Camkiran seinem Gegner Respekt. Zum anderen war eine horizontale Naht an der Hose des „Anatolischen Löwen“ am Rücken gerissen. Der 35-Jährige ließ sich in den Pausen immer wieder das Beinkleid von seinen Betreuern in der Ecke hochziehen und richten. „Ich konnte mich – behindert durch die Hose – nicht normal bewegen. Sie ist immer runtergerutscht“, erklärt der Bad Saulgauer. Und sein Trainer Antonio Póstigo ergänzt: „Das Malheur mit der Hose hat ihn in seiner Konzentration gestört.“

Um die Reichweitennachteile gegenüber dem 25 Jahre alten Tschechen wettzumachen – der Weltranglisten-48. aus Bad Saulgau misst 1,83 Meter, Salek überragt den „Anatolischen Löwen“ um knapp zehn Zentimeter –, ging Camkiran in den Infight. Und aus der Nahdistanz kam der Türke immer wieder mit Aufwärtshaken, sogenannten Uppercuts, durch. „Ich hatte ihn aber. Die Hände waren super, der Jab auch“, berichtet Camkiran. „Ich bin immer nach vorne gegangen, habe ihm sein Gesicht demoliert und habe ihn fünf, sechs Mal zum Wackeln gebracht.“ Salek habe den 35-Jährigen dagegen nie wirklich erwischt.

Nur die von Camkirans Ecke geforderte Linke zum Kopf als öffnenden Schlag für einen möglichen Wirkungstreffer blieb aus. Erst in der Schlussrunde drehte er Bad Saulgauer noch mal auf, deckte Salek mit einigen Schlagkombinationen ein.

Einstimmiges Urteil für Camkiran

Das Urteil der Kampfrichter fiel auch einstimmig aus – 97:95, 97:94 und 97:93. Das heißt: Ein Punktrichter hatte Camkiran in sieben von zehn Runden vorne, Salek in drei, der zweite gab sechs Runden an den Bad Saulgauer und zwei an den Tschechen, und der dritte wertete fünf Runden für den „Anatolischen Löwen“ und nur zwei für seinen Kontrahenten.

„Durch den Titel bin ich in die Rangliste der WBC reingekommen“, berichtet Camkiran. Doch auf die Frage, wo ihn das hinbringt, zuckt der „Anatolische Löwe“ nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, erklärt er. Als CISBB-Champion hat er aber die Chance, bis in die Top 15 der WBC-Rangliste vorzustoßen, was ihn in den Kreis der Herausforderer von Weltmeister Tyson Fury aus Großbritannien bringt.

 
 
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