Bürgermeisterwahl Freiberg Bewerber wagen sich aus der Deckung

Von Yannik Schuster
Am 17. März bekommt das Freiberger Rathaus einen neuen Rathauschef. Foto:  

Die ersten beiden Kandidaten für den Posten des Bürgermeisters stehen fest. Am 17. März wird der Nachfolger des scheidenden Schultes Dirk Schaible gewählt.

Am 17. März wird in Freiberg ein neuer Bürgermeister gewählt. Da Amtsinhaber Dirk Schaible nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidiert, ist klar: Der Kopf der Gemeindeverwaltung wird ein anderer. Nun haben die ersten beiden Bewerber ihren Hut in den Ring geworfen.

Zum einen ist das Axel Müller, der vor allem Ludwigsburgern als Innenstadtbeauftragter und später als Bahnhofsmanager ein Begriff sein könnte. Sei 2021 arbeitet der 50-Jährige als persönlicher Referent der Landtagsabgeordneten Silke Gericke (Grüne). Erfahrungen im Verwaltungsdienst konnte er als Beigeordneter seiner Heimatgemeinde Osthofen in Rheinland-Pfalz sammeln, in den Wintersemestern 2021 und 22 hielt der ausgebildete Hotelfachmann Vorlesungen an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg. Trotz seines grünen Parteibuchs tritt er als überparteilicher Kandidat an. In den vergangenen Wochen habe er die Stadt eingehender kennengelernt und gute persönliche Erfahrungen gemacht. Beim Adventskonzert in der Oscar-Paret-Schule etwa habe er sich „wie zuhause“ gefühlt.

Das „Wir-Gefühl“ im Fokus

Besonders gefalle ihm an Freiberg der Umgang mit Nicht-deutschen Staatsbürgern und das „Wir-Gefühl“. Das Ankommen sei immer wieder ein Fragezeichen, auf das Antworten gefunden werden müssen, sagt er. Das Ankommen unterscheide sich dabei aber zwischen Jugendlichen, Berufspendlern oder Senioren.

Mit dem Siegerentwurf zum neuen Freiberger Zentrum könne er gut leben, auch wenn er auf ein paar Details, etwa die Gebäudehöhen, einen zweiten Blick werfen will. Er könne sich die Stadtmitte als Fachwerkzentrum vorstellen, um Freiberg zur jüngsten Fachwerkstadt Deutschlands zu machen. Die angespannte Finanzsituation nimmt Müller derweil gelassen. „Da ist die Kreativität eben noch mehr gefordert.“ Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat stelle er sich auf Augenhöhe vor. „Ich will keine parteiideologischen Beschlüsse, sondern eine Politik, die den Bürgern zugute kommt“, sagt Müller. Die Freiberger Grünen stellen sich bislang nicht aktiv hinter ihren Parteikollegen, Unterstützung aus der Partei erhalte er dennoch. Daniel Christmann, Sprecher der Grünen Jugend im Kreis Ludwigsburg und Kandidat für den Freiberger Gemeinderat werde ihn im Wahlkampf unterstützen. Diesen wolle er persönlich gestalten. So sollen Freiberger ihn nach Hause einladen können, mit ihm kochen oder Brettspiele spielen und dabei über Politik diskutieren. Mit einem Coffeebike will er zudem an verschiedenen Orten der Stadt vertreten sein.

Der zweite Bewerber, Jan Hambach ist derzeit Leiter des Oberbürgermeister-Stabs in Calw. Er selbst bezeichnet sich als „konservativen Sozialdemokrat“, tritt aber trotz SPD-Mitgliedschaft als unabhängiger Kandidat an. Freiheitsrechte seien ihm wichtig, zudem habe er ein großes soziales und ökologisches Bewusstsein, heißt es in einer Pressemitteilung. Gemeinsam mit seinem Partner habe der 29-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler sich die Stadt angeschaut und gute Gespräche geführt. „Für einen Bürgermeister ist es wichtig pragmatisch zu sein und Dinge möglich zu machen.“ So habe er inhaltliche Schnittmengen mit allen demokratischen Parteien.

Freiberg biete viele Gestaltungsmöglichkeiten, darunter die einmalige Chance der Gestaltung der neuen Mitte. Mit einer Umfrage unter den Bürgerinnen und Bürgern wolle er sein Bild weiter schärfen. Am 16. Dezember von 8.30 bis 10.30 Uhr und am 20. Dezember von 8 bis 10 Uhr will Hambach mit einem Infostand auf dem Wochenmarkt sein. Ab Januar soll es eine Sprechstunde über Telefon und Whatsapp geben.

Parteizugehörigkeit zweitrangig

Die Freiberger SPD habe mit Hambach bereits ein gutes erstes Gespräch geführt, festgelegt auf einen Kandidaten habe man sich aber noch nicht. Auch die anderen Parteien betonen, dass eine mögliche Parteizugehörigkeit der Kandidaten zweitrangig sei. Wichtig sei es, offen auf die Bürgerinnen und Bürger zuzugehen, sie an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und einen wertschätzenden Umgang mit den Verwaltungsmitarbeitern zu pflegen.

Die FDP wünsche sich einen Bürgermeister mit einem „vernünftigen Kostenbewusstsein, der auch mal ‚Nein’ sagt, um steigenden Steuern, Gebühren und Schulden entgegenzuwirken.“ Die CDU spricht sich für einen Bürgermeister mit kommunaler Führungserfahrung aus. Er solle tragfähige Lösungen für Herausforderungen wie die Migrationspolitik, die Kinderbetreuung und den Klimaschutz auf kommunaler Ebene finden. Die Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung betont die SPD, die sich vom neuen Bürgermeister zwar Verwaltungskompetenz, aber idealerweise auch Erfahrungen in der Wirtschaft oder einer Non-Profit-Organisation wünscht.

Die Grünen wiederum erwarten klare Visionen, wie ein „zukunftsfähiges, lebenswertes und weltoffenes Freiberg in dreißig oder vierzig Jahren aussehen soll“. So stünde vor allem der Klimawandel, die energetische Transformation, die Klimaneutralität, die Integration von Geflüchteten sowie die menschenverträgliche Stadtentwicklung im Fokus.

 
 
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