Fachgespräch in Bietigheim-Bissingen Energiewende durch Wasserstoff

Von Jennifer Stahl
Um Wasserstoff als Energieträger ging es beim Fachgespräch in der EgeTrans Arena, unter anderem kann Wasserstoff zur Betankung dienen. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich mit Experten und anderen Unternehmen auszutauschen Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In der EgeTrans Arena kamen viele Unternehmen und Experten zusammen, um sich über die klimaneutrale Energieerzeugung sowie über Lösungsoptionen auszutauschen.

Fossile Energien sollen in Zukunft durch nachhaltige ersetzt werden. „Bei der normalen Bevölkerung ist der Kenntnisstand über Wasserstoff als klimaneutraler Energieträger nicht sehr hoch“, stellte Oberbürgermeister Jürgen Kessing am Mittwoch in der EgeTrans-Arena fest. Dort fand das regionale Fachgespräch „Wasserstoff“ statt.

Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung und der CO2-Reduzierung kommt der Einsatz von Wasserstoff in Industrie, Gewerbe und dem kommunalen Raum immer wieder zur Sprache. Auch klimaneutrales Tanken wird dadurch möglich, sogenannte H2-Tankstellen spielen eine Rolle. Bisher sind laut der „H2 Mobility“ in Deutschland rund 90 solcher Tankstellen eröffnet worden.

Austausch zum Thema Wasserstoff

Gemeinsam mit den Initiatoren des Wasserstoffenergieclusters Baden-Württemberg hatten die Teilnehmer, darunter Unternehmen aus der Region und Unternehmen mit bereits am Markt verfügbaren Lösungen, die Möglichkeit, sich über Kooperationsmöglichkeiten, Bedürfnisse und Lösungsoptionen sowie ein mögliches regionales Netzwerk zum Wasserstoff auszutauschen.

Aber wie funktioniert die klimaneutrale Methode? Wasserstoff ist ein Gas, das mit Sauerstoff zu Wasser verbrennt, dabei entstehen keine Luftschadstoffe und Klimagase. Der „grüne“ Wasserstoff ist klimaneutral, Wasser wird dabei durch Windkraft- oder Solaranlagen in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Diesen Prozess nennt man „Elektrolyse“.

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein und wegkommen von fossilen Energieträgern. Bereits jetzt müssen Unternehmen demnach ihre Investitionen in Gebäude und Infrastruktur sowie Anlagen auf dieses Ziel ausrichten. Dr. Stefan Kaufmann, Mitglied des Deutschen Bundestags, berichtete beim Fachgespräch von der Bedeutung des Wasserstoffs bei der Energiewende. Von 2020 bis 2022 war er Innovationsbeauftragter für Grünen Wasserstoff.

„Während meiner Amtszeit habe ich Deutschland und Europa bereist. Um den Stand in Baden-Württemberg habe ich mir dann große Sorgen gemacht – wir müssen hier schneller werden“, meinte er. Herausfordernd sei unter anderem die Finanzierbarkeit, stellte Kaufmann fest, auch der Transport von Wasserstoff spiele eine Rolle: „Bis 3000 Kilometer kann Wasserstoff als Gas in einer Pipeline transportiert werden“, meinte er. Über weitere Strecken müsse per Schiff transportiert werden, Kaufmann sprach die Umwandlung in Ammoniak an.

Netze sind größtenteils wasserstofftauglich

Markus König, Konzernexperte Wasserstofftransformation Verteilnetze bei der Netze BW, klärte über die Gasverteilernetze auf: „Daran hängen 1,8 Millionen Industrie- und Gewerbekunden. Unser Netz in Deutschland ist sehr gut ausgebaut und die Infrastruktur größtenteils wasserstofftauglich“, erklärte er.

Das Unternehmen habe mit einigen Kunden gesprochen, von ihnen wurde Wasserstoff in den Anwendungen seiner Aussage nach nicht ausgeschlossen. „Es kommt aber natürlich darauf an, wie sich die Preise entwickeln werden“, gab er zu bedenken. Weiterhin berichtete König von der „Wasserstoff-Insel Öhringen“. Gemeinsam mit Anwohnern zeigt Netze BW, dass schon bis zu 30 Prozent Wasserstoff ins Erdgasnetz ohne eine aufwendige Anpassung der bestehenden Infrastruktur eingespeist werden können. Im November 2021 wurden eigene Betriebsgebäude in Öhringen mit dem Mischgas aus Wasserstoff und Erdgas versorgt, nach schrittweiser Erhöhung des Wasserstoffanteils wurde Anfang Juni 2022 die Zielmarke von 30 Prozent erreicht.

Weiterhin wurden rund 30 umliegende Haushalte eingebunden, dort wird der Wasserstoff-Anteil schrittweise auf bis zu 30 Prozent erhöht. „Auch wenn es ‚nur’ 30 Prozent sind, ist das ein erster wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität“, ist sich König sicher.

 
 
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