Freudental Kinderladen schließt nach 35 Jahren

Von Helena Hadzic
Inhaber Tobias Gellhaus in seinem Freudentaler Kinderladen: Besonders Kindersitze sind im Räumungsverkauf gefragt. Foto: /Martin Kalb

Der Freudentaler Kinderladen wird ab März nur noch als Online-Shop betrieben.

Egal ob Kinderwägen, Schnuller oder Baby-Bodys – beim Freudentaler Kinderladen war all das in den vergangenen 35 Jahren vor Ort erhältlich. Jeder einzelne Kunde konnte in direkten Kontakt mit den Verkäufern treten und sich beraten lassen. Gelegentlich gab es auch das ein oder anderes Pläuschchen mit bekannten Gesichtern, dessen Familien man teilweise bereits in dritter Generation ausstattete. Nun steht fest, dass dieses persönliche Kauferlebnis bald der Vergangenheit angehört.

Inhaber Tobias Gellhaus hat nach zehn Jahren als Geschäftsführer beschlossen, mit seinem Baby-Fachgeschäft ein neues Kapitel aufzuschlagen: Der Laden vor Ort schließt und wird nur noch als Online-Shop im Internet betrieben. Eine Entscheidung, die Gellhaus nicht leicht gefallen ist. Mit einem „weinenden und lachenden Auge“ blickt er in die Zukunft des Kinderladens: „Wir sind immer noch da und das ist gut, aber der persönliche Kontakt wird natürlich fehlen“, erzählt er im Gespräch mit der BZ.

Rückläufige Geburtenraten

Die Umstrukturierung ist der technologischen Entwicklung geschuldet, sagt Gellhaus. Über 60 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet er über den bereits seit sechs Jahren bestehenden Online-Shop. „Der Laden rechnet sich einfach nicht mehr, weil die Leute viel online bestellen“, sagt der Inhaber, der den Kinderladen damalig in zweiter Generation von seiner Mutter übernommen hat. Der andere Grund sind die rückläufigen Geburtenraten – lange habe er nicht mehr so viele Kunden wie zu Anfang dieser Woche gehabt, als der Räumungsverkauf startete. „Am Montag waren das bestimmt 300 Kunden“, so Gellhaus. Zudem stehe der Aufwand, auch bezüglich des Personals, in keinem Verhältnis mehr zu den Einnahmen.

Doch was passiert eigentlich mit dem Personal? Die Beschäftigten betrifft die Entwicklung ebenfalls – denn nur vier der sieben Mitarbeiter werden dem Online-Shop erhalten bleiben, drei müssen leider gehen. „Meine Mitarbeiter wissen Bescheid. Ich habe geschaut, dass alles sozial gerecht abläuft“, meint Gellhaus. Noch bis Ende Februar wird der Laden geöffnet sein, von März bis April wird die Verkaufsfläche für eine neue Nutzung freigeräumt. Auch da werden noch alle sieben Mitarbeiter mithelfen.

Neue Nutzung für Verkaufsfläche

Wie die Ladenfläche künftig genutzt wird? Ein Online-Shop für Sportnahrung – „Mnsrty - mit Standort in Ensingen wird diese als zweite Lagerfläche nutzen. Einer der vier Gründer der Marke ist übrigens Tobias Gellhaus. Von dort aus wird er künftig mit seinem Team Proteinriegel oder Kohlenhydratgetränke versenden.

Das Lager des Freudentaler Kinderladens bleibt ebenfalls im Haus. Der Clou an dem Ganzen ist also, dass Gellhaus und seine vier Mitarbeiter weiterhin vor Ort zur Verfügung stehen – nur eben in eingeschränkter Form. „Wir verkaufen eben auch viele Ersatzteile für Kinderwägen und werden diese bei Bedarf auch reparieren. Das wollen wir auch weiterhin so handhaben“, sagt der Inhaber. Wenn also ein Kunde ein Problem mit seinem Kinderwagen haben sollte, kann er diesen immer noch zum Laden bringen. Auch telefonisch oder per E-Mail sind die Mitarbeiter erreichbar.

Was das Sortiment betrifft, wird es eine Veränderung geben. Während derzeit rund 5000 Artikel angeboten werden, gibt es künftig nur noch 300 im Online-Shop. „Wir konzentrieren uns auf die Artikel, die auch tatsächlich verkauft werden“, meint Gellhaus. Beliebt sind Ersatzteile, Kinderwägen- und Sitze oder Regenschutz-Bezüge. Ob Gellhaus daran denkt, nur noch Sportnahrung zu verkaufen und keine Babyartikel? „Auf keinen Fall, das gebe ich nicht auf“, sagt er.

 
 
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