Ingersheim Gemeinde muss Schulden machen

Von itz
Im Investitionsplan sind für den Kanalbau in der Forststraße in diesem Jahr 89 000 Euro, für die Sanierung der Straße 70 000 Euro vorgesehen. Foto: /Martin Kalb

Der Finanzplan 2024 lässt der Gemeinde wenig Spielräume, eine Kreditaufnahme von 3,1 Millionen Euro wird notwendig. Das Konsolidierungskonzept greift noch nicht.

Der 376-seitige Ingersheimer Haushaltsplan 2024, vorgelegt von Kämmerin Helen Bauer, ist von geringen Einnahmen und hohen Aufwendungen geprägt, etwa über neun Millionen Euro für Personalkosten. Ebenso von einem Eingeständnis. So habe es die Gemeinde in den vergangenen Jahren trotz eines Konzepts zur Konsolidierung nicht geschafft, einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen und müsse weiterhin ein strukturelles Defizit im Ergebnishaushalt zur Kenntnis nehmen, heißt es im Vorbericht. Anlass genug, die Konsolidierung weiterzuentwickeln, so Kämmerin Bauer am Dienstag vor dem Gemeinderat.

Kreditaufnahme notwendig

Der Haushalt sei allerdings mehr als Zahlen, er sei ein Zeichen der Handlungsfähigkeit, so Bürgermeisterin Simone Lehnert bei der Einbringung. Für alles, was man mache, brauche man Geld und man schöpfe in Ingersheim nicht gerade aus dem Vollen. Aber nichts zu tun, sei der falsche Weg, so Lehnert. Jetzt müsse man die Einnahmenseite ausbauen und die Ausgaben prüfen, gab sie dem Gremium mit auf den Weg. Und man müsse handeln und entschieden weitermachen, wie es im gemeinsam erarbeiteten Gemeindeentwicklungskonzept vorgegeben sei. „Wir müssen uns auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und von allem anderen verabschieden“, so ihr Appell.

Wichtige Eckdaten im Einzelnen: Im Gesamtergebnishaushalt stehen 19,67 Millionen Euro an Erträgen 21,02 Millionen Euro an Aufwendungen gegenüber. Dies ergibt ein Saldo im Gesamtergebnis von minus 1,35 Millionen Euro. Die geplanten Investitionen können nicht über den Ergebnishaushalt gedeckt werden, weshalb eine Kreditaufnahme von 3,1 Millionen Euro notwendig ist. Rücklagen können nicht gebildet werden. Die Schulden steigen im aktuellen Haushaltsjahr 2024 auf 7,68 Millionen Euro (2023: 4,9 Millionen Euro). Im Windschatten dieser Steigerung erhöht sich auch die Pro-Kopf-Verschuldung, von 762 Euro (2023) auf 1158 Euro, ein Höchststand seit dem Jahr 2018. Bis 2027 soll diese Pro-Kopf-Verschuldung mit 942 Euro dann wieder unter der 1000-Euro-Marke liegen.

„Für 2024 wäre es wichtig, dass sich Erträge und Einzahlungen gut entwickeln. Dies ist jedoch unter den herrschenden Einflussfaktoren nicht zu erwarten“, heißt es seitens der Kämmerei. Die Einflussfaktoren auf den Haushalt zeigen sich etwa bei der Gewerbesteuer. Hier rechnet die Gemeinde mit 2,8 Millionen Euro Ertrag, 2022 waren es noch 3,34 Millionen. Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer, der von 4,57 auf 4,98 Millionen Euro steigt. Auch die Schlüsselzuweisungen steigen von 3,6 auf 3,76 Millionen Euro und sollen erst ab 2025 über vier Millionen Euro betragen. Auf der Aufwandsseite steigt die Kreisumlage von 2,57 Millionen Euro (2023) auf 2,92 Millionen Euro, die Finanzausgleichsumlage an das Land von 2,08 auf insgesamt 2,37 Millionen Euro.

Gewerbepark wirft Plus ab

Im Ergebnishaushalt gibt es bei den Erträgen als größten Posten ein Plus in Höhe von 700 000 Euro als Ausschüttung aus dem Jahresabschluss 2016 des Zweckverbandes Gewerbepark Bietigheimer Weg und 90 137 Euro als höhere Zuweisung aus dem Finanzausgleich sowie der geplanten Erhöhung der Kindergartengebühren.

Dem stehen auf der Seite der Aufwendungen ein Plus von 276 352 Euro für die EDV-Ausstattung gegenüber, 10 900 Euro für einen externen Dienstleister für das Archiv, wobei die Personalkosten dort durch die Nichtbesetzung der Stelle auf null Euro sinken. Weitere Mehrkosten entstehen unter anderem durch die anstehenden Wahlen (plus 39 600 Euro) und durch neue Wege bei der Gewinnung von Personal (plus 34 300 Euro).

Nach der Einbringung können nun bis Anfang März Anträge eingebracht werden. Der Haushaltsplan 2024 soll dann in der Gemeinderatssitzung am 19. März beschlossen werden.

 
 
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