Kleiningersheimer Schloss Gitarrenikone spielt im Wohnzimmer

Von Jörg Palitzsch
Freebo und Alice Howe begeisterten mit ihrer Musik 100 Gäste im Wohnzimmer des Kleiningersheimer Schlosses. Foto: /Oliver Bürkle

Der Musiker Freebo und seine Partnerin Alice Howe begeistern das Publikum im Kleiningersheimer Schloss.

Der amerikanische Bassist, Gitarrist und Songwriter Daniel Friedberg ist eine Folk-, Rock- und Blues-Ikone. Unter dem Künstlernamen Freebo tourt er seit vielen Jahren durch die ganze Welt. Derzeit ist er auf Europa-Tournee und in Italien, Niederlande, Frankreich, England und Schottland unterwegs. Am Mittwoch kam er mit seiner Partnerin Alice Howe für ein Konzert ins Kleiningersheimer Schloss, praktisch an seine alte Wirkungsstätte. Freebo war Mitte der 1960er Jahre einer der ersten Studenten am Schiller-College, bevor er zu einer Musiker-Karriere ansetzte. Zum letzten Mal hatte der Gitarrist vor zehn Jahren in Kleiningersheim gespielt.

100 Gäste drängten sich im Wohnzimmer des Schlossherrn

Schlossherr und Historiker Thomas Leibrecht ließ den Kontakt zu Freebo nicht abbrechen und ermöglichte so das Konzert, allerdings in einem kleinen Rahmen. Es drängten sich rund 100 angemeldete Gäste in das Wohnzimmer des Schlosses. Freebo eilt der Ruf voraus, unter anderem mit John Mayall, Ringo Starr, Dr. John und Neil Young gearbeitet zu haben. Der Hinweis auf die bekannten Namen ist allerdings nicht ausschlaggebend, weil der Musiker und seine Partnerin von der ersten Note an das Publikum im Griff hatten.

Freebo schlägt ohne Mühen eine Brücke zu den unterschiedlichen Genres. Sein Folk, der auf einer lebendigen Liedtradition beruht, flirtet mit der Country-Musik, sein Rock und Blues wurzeln in der Wiege des Rock ’n’ Rolls. Der Musiker fügt in seinem Repertoire wie in einem Schmelztiegel seinen mitfühlenden Blick auf die Welt und die Menschen zusammen. Vor allem am sechssaitigen Bass hinterließ er einen starken Eindruck, dem Sängerin und Gitarristin Alice Howe in nichts nachstand. Schon beim Opener „Twilight“ füllte ihr glockenheller Gesang das Konzertzimmer, während Freebo die Saiten eher streichelte als zupfte. Bei dem Blues „Personal GPS“ tauschte das Duo die Instrumente, auch Howe spielte ebenso gekonnt die Bassgitarre.

Wie man zu seinen Haustieren und seinem Partner steht, kam in „She Loves My Dog More Than Me“ zum Vorschein – und das Publikum sang kräftig mit. „Everything To Do With Love“ wurde dann als schmachtendes Liebeslied präsentiert, das stark an das Songbook von James Taylor erinnerte. Das stärkste Stück in der ersten Hälfte zeigte sich mit „Before The Separation“, der zur Gemeinsamkeit und Frieden mahnte, der Aufhebung von arm und reich. Seine ganze Performance, der Gitarrensound und die Bühnenpräsenz beschworen Erinnerungen an die frühen Jahre von Stephen Stills herauf, schließlich spielte Freebo auch schon mit Crosby, Stills and Nash.

Nach der Pause zeigte der Musiker, dass er auch die Tuba beherrscht, bis das Publikum in dem musikalisch stark reduzierten Blues „Travelin‘ Soul“ mit auf eine Reise durch Amerika genommen wurde. Nach „Don’t Think Twice, It’s All Right“ von Bob Dylan schwebten Freebo und Alice Howe in „To The Light“ zu den Galaxien, hoch emotional das folgende „A Case Of You“, eine Komposition von Joni Mitchel.

Mit „Angel From Montgomery“ von John Prine verabschiedete sich das Duo, wurde unter lauten Beifall und Standing Ovations doch nochmals auf die kleine Bühne zurückgerufen. „Something It’s For Nothing“ war dann der Abschluss eines beachtlichen Konzerts mit vielen Scherzen in Richtung Technik, aber vor allem mit dem Refrain „I Feel Good“, der lautstark mitgesungen wurde. Thomas Leibrecht sagte danach, Freebo bald wieder zu einem Konzert einzuladen – nicht erst in zehn Jahren.

 
 
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