MHP Riesen Ludwigsburg Barockstädter Comeback-Sieg trotz Fehlerfest

Von Niklas Braiger
Michael Hughes nimmt im vierten Durchgang das Zepter in die Hand und führt die MHP Riesen Ludwigsburg zum Sieg über Dijon. Foto: Avanti/Ralf Poller

Trotz 27 Ballverlusten siegen die Riesen gegen Dijon mit 71:59. Center Michael Hughes sorgt im Schlussviertel für die Wende.

Über eine Halbzeit lang machen die MHP Riesen Ludwigsburg im Champions-League-Spiel gegen JDA Dijon fast alles falsch, was man im Basketball falsch machen kann. Sie werfen die Bälle ins Nichts, geben die Kugel noch und nöcher an die Gegner und wirken unsicher. Doch trotz 27 Turnover am Ende setzen sich die Basketballer – vor allem dank des überragenden Michael Hughes – im Schlussabschnitt noch durch und gewinnen die Partie mit 71:59. „Michael gibt uns Energie und Leidenschaft, was uns teilweise fehlt. Heute war seine Nacht, das habe ich den Jungs in der Kabine auch gesagt, es ist ein Teamsport“, lobt Trainer Josh King.

Beginn ist keine Augenweide

Die Schludrigkeiten beginnen früh: Schon in der Anfangsphase sammeln die Riesen gut ein halbes Dutzend technische Fehler. Das einzige Glück für die Hausherren ist, dass Dijon ebenso schwach startet. Hüben wie drüben fliegen Pässe ins Nichts, Würfe finden nicht den Weg ins Netz und der Ball wird ohne viel Druck eines Gegenspielers einfach fallengelassen – King wirkt ratlos. „Es war nicht schön mit anzuschauen“, sagt Hughes nach dem Spiel, dem schließt sich auch sein Trainer an.

Jeff Roberson und Jayvon Graves netzen nach fünf Minuten endlich zum ersten Mal zwei Dreier, auch defensiv finden sich die Barockstädter in einer guten Phase – zwischenzeitlich liegen Kings Schützlinge mit 13:9 in Front.

Pass von Graves ins Nichts

Doch kurz vor der Pause ziehen die Franzosen noch mal das Tempo an, forcieren noch mehr Turnover und gehen vor der ersten Unterbrechung mit 16:13 in Führung. Bezeichnend für den bis dato mäßigen Auftritt der Gastgeber ist ein Pass von Jayvon Graves zehn Sekunden vor der Viertelpause, der komplett ins Niemandsland fliegt, zwei Meter links wie rechts steht kein Riese.

Dank der Fehler ziehen die Gäste kurzerhand mit einem Viertel-Übergreifenden 13:0-Lauf davon und sorgen für das 22:13. Besonders Ahmad Caver macht den Riesen das Leben schwer, nicht nur durch seine sieben Punkte in der ersten Halbzeit, sondern viel mehr durch seine vier Steals. Zwei Time-outs von Josh King in gut zweieinhalb Minuten sind die Folge, doch auch danach wird es kaum besser. Caver stellt nach 15 Minuten zum ersten Mal auf elf Punkte Vorsprung (28:17), bis zur Halbzeitpause schafft es Ludwigsburg immerhin ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben, und bis auf 25:32 heranzukommen. Trotzdem stehen dem King-Team zur Pause 16 Turnover zu Buche.

Ruhige Halbzeitansage

Kings wird in der Halbzeitpause nicht laut: „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich sehr glücklich war. Wir hatten 16 Turnover, aber waren trotzdem nur sieben Punkte hinten“, berichtet King nach dem Spiel von seiner Kabinenansprache. Auch Hughes schildert nachher, was der Coach den Spielern eingeflößt hatte: „Es ist einfach. Entweder, wir wachen auf und spielen unser Spiel oder wir verlieren das Spiel.“ Doch wird es dadurch besser? Immerhin etwas. Defensiv kriegen die Gastgeber Dijon besser in Griff.

Allen voran Hughes sammelt unter dem Korb einige Rebounds, steht am Ende sogar bei einen Double-Double (Zehn Punkte, zwölf Rebounds). Doch im Angriff ist das Riesen-Spiel immer noch fahrig und wirkt teilweise mehr chaotisch, als alles andere. Kurz vor Ende des dritten Viertels finden die Riesen dann endlich ihren Rhythmus. Nachdem Caver mit einem Dreier fast von der Mittellinie mit Ablauf der Shot-Clock auf 43:38 stellt, kontert Jaren Lewis mit fünf Punkten in Folge und gleicht die Partie zum ersten Mal seit Mitte des ersten Abschnitts aus.

Am Ende ein deutlicher Sieg

Angetrieben von den 2637 Zuschauern in der MHP-Arena werden die Riesen im Schlussabschnitt stärker. Auf dem Feld nehmen Michael Hughes und Jeff Roberson das Heft des Handelns in die Hand. Nach einer Auszeit von Gäste-Coach Laurent Legname sorgt Hughes mit zwei Korblegern und einem Rebound in der Abwehr für das 51:52, Roberson nagelt anschließend einen Dreier und einen Wurf aus der Mitteldistanz zum 58:52, war Legname direkt zur nächsten Teambesprechung zwingt.

Doch die bringt am Ende nichtsmehr ein. Ludwigsburg findet in den Rhythmus und erhöht bis zur Schlusssirene auf 71:59. Getreu dem Motto „Nicht schön, aber erfolgreich“ machen die Riesen damit einen wichtigen Schritt in Richtung Viertelfinale. „Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns bevor wir ins Viertelfinale kommen, aber das bringt uns in eine gute Position. Wir müssen besser sein, als heute – und das werden wir. Ich weiß, dass die Jungs nicht mit der Art und Weise zufrieden sind, wie wir heute gespielt haben, aber mit dem Ergebnis“, sagt King.

 
 
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