Polizeipräsidium Ludwigsburg Ausländerkriminalität auf Höchststand

Von Uwe Mollenkopf
Die Straftaten im Kreis gingen 2023 unter dem Strich leicht zurück. 63,9 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Foto: dpa/David Inderlied

Unter dem Strich wurden im Kreis Ludwigsburg 2023 weniger Straftaten als im Vorjahr begangen. Die Straftaten mit Flüchtlingen als Tatverdächtigen stiegen dagegen um 30 Prozent.

Um 5,5 Prozent sind die Straftaten bundesweit gestiegen, um 8,1 Prozent landesweit, wie aus den jetzt vorgelegten Kriminalstatistiken für 2023 hervorgeht. Dagegen verhält es sich im Landkreis Ludwigsburg umgekehrt: Die Zahl der Fälle ist leicht um 2,8 Prozent zurückgegangen, ähnlich wie im Kreis Böblingen, der ebenfalls in die Zuständigkeit des Polizeipräsidiums Ludwigsburg fällt. Die Zahl von 20 799 Fällen (Landkreis Ludwigsburg) ist die zweitniedrigste im Zehn-Jahres-Vergleich, nur im Coronajahr 2021 waren es noch weniger.

Weniger Beleidigungen

Der Grund sind laut Polizei rückläufige Fallzahlen in folgenden Deliktsbereichen: Vermögens- und Fälschungsdelikte (präsidiumsweit minus 11,5 Prozent), Beleidigungen (minus 11,8 Prozent) und Sachbeschädigungen (minus 6,2 Prozent). Auch bei den Rauschgiftdelikten wurde ein Rückgang von 20,1 Prozent verzeichnet.

Die Bürger könnten sich im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums sicher fühlen, erklärt Polizeipräsident Thomas Wild in einer Mitteilung. Denn auch die Kriminalitätsbelastung mit 3824 Straftaten je 100 000 Einwohner (präsidiumsweit) sei in den letzten zehn Jahren lediglich 2021 noch etwas niedriger gewesen. Zudem sei die Aufklärungsquote mit 63,9 Prozent auf den drittbesten Wert der letzten zehn Jahre gestiegen.

Und doch: Auch der Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Ludwigsburg offenbart in Teilen die selben bedenklichen Zahlen, wie sie bereits auf Bundes- und Landesebene diskutiert werden. Stichwort Ausländerkriminalität: Während laut dem Sicherheitsbericht im Kreis Ludwigsburg die Zahl der Tatverdächtigen mit deutschem Pass (5509) um 6,5 Prozent gesunken ist, ist sie bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen (4649) um 9,6 Prozent gestiegen. Präsidiumsweit befindet man sich laut Polizei auf dem höchsten Stand im Zehn-Jahres-Vergleich.

Plus 30 Prozent bei Flüchtlingen

Von den 10 158 Tatverdächtigen sind laut Statistik 4649 Ausländer (über 45 Prozent). 2019 waren es noch 38,6 Prozent. Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung im Kreis betrug mit Stand vom dritten Quartal 2023 dagegen nur 20,5 Prozent.

Unter den Nichtdeutschen fällt wiederum der Anstieg der Tatverdächtigen bei den Asylbewerbern und Flüchtlingen besonders deutlich aus: plus 30,7 Prozent. Das ist allerdings immer noch weniger als der landesweite Anstieg mit über 50 Prozent.

Die Statistiker im Polizeipräsidium haben außerdem ermittelt, Angehörige welcher Nationen besonders straffällig wurden. Dabei führen im Landkreis die Türken mit 613 Tatverdächtigen die Statistik an, der Anstieg beträgt aber nur 1,5 Prozent. Dahinter folgen Ukrainer mit 392, bei denen der Anstieg jedoch 100 Prozent beträgt. Dahinter befinden sich Italiener, Rumänen und Syrer.

Mehr tatverdächtige Kinder

Auch bei Kindern (plus 8,5 Prozent) und Jugendlichen (plus 2,9 Prozent) als Tatverdächtigen ist im Kreis eine Zunahme festzustellen, die aber ebenfalls unter den landesweiten Zahlen liegt. Er betrachte dies mit Sorge, stellt Polizeipräsident Wild dazu fest. „Wir haben es nicht nur mit Einzelpersonen zu tun, sondern zunehmend auch mit Gruppierungen junger Menschen, die vermehrt Straftaten begehen und durchaus auch eine zunehmende Gewaltbereitschaft zeigen“, so der Polizeichef.

Schaut man auf die verschiedenen Delikte, so waren 2023 im gesamten Präsidium laut Sicherheitsbericht Diebstähle die anteilig bedeutsamsten Deliktsbereiche (insgesamt 26,6 Prozent aller Straftaten), gefolgt von Rohheitsdelikten (20,6 Prozent) sowie Vermögens- und Fälschungsdelikten (15,0 Prozent). Bei den Diebstahlsdelikten ist der Anstieg laut Polizei um plus 5,7 Prozent hauptsächlich auf den Bereich Ladendiebstahl zurückzuführen, der im Berichtsjahr um gut ein Viertel zunahm (plus 519 Fälle/plus 25,6 Prozent). „Mit insgesamt 9646 Fällen liegen die Diebstahlsdelikte damit wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie, allerdings noch deutlich unter den Werten der Jahre 2014 bis 2018“, stellt die Polizei fest. Bei mehr als der Hälfte der dabei festgestellten Tatverdächtigen (55,1 Prozent) habe es sich um Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit gehandelt.

Die Taten, bei denen jemand ums Leben kam, sind zum Glück gesunken – im Landkreis Ludwigsburg um zwei auf 15 Fälle (minus 11,8 Prozent). Allerdings: Die Gewaltkriminalität (Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Körperverletzung und anderes) nahm im Kreis Ludwigsburg um 17,6 Prozent zu. Mit 763 fällen befindet man sich hier auf einem Höchststand im Zehn-Jahres-Vergleich, heißt es in dem Bericht.

Besonders im Fokus stehen in diesem Zusammenhang seit einiger Zeit die Messerangriffe: Solche gab es im Kreis Ludwigsburg im vergangenen Jahr 122 Mal, was ein Anstieg von 10,9 Prozent ist. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt hier bei 58,5 Prozent. Knapp ein Drittel der Messerangriffe wurde im öffentlichen Raum begangen.

Mehr sexueller Missbrauch

Im Landkreis Ludwigsburg wurde im vergangenen Jahr außerdem eine starke Zunahme des sexuellen Missbrauchs verzeichnet: Hier kam es zu einem Anstieg von 60 auf 93 Fälle (plus 55 Prozent). Das ist dem Sicherheitsbericht zufolge hauptsächlich auf die Zunahme des sexuellen Missbrauchs von Kindern von 29 auf 52 Fälle (plus 79,3 Prozent) zurückzuführen. Auch bei der sexuellen Belästigung sei ein Anstieg von 37 auf 53 Fälle (plus 43,2 Prozent) zu verzeichnen.

 
 
- Anzeige -