Stadtrat vertagt Entscheidung Löwenherzschule: Standort ungewiss

Von Michaela Glemser
Das ist der potenzielle Standort für die Löwenherzschule in Tamm: Der Bereich vorne links, neben der Straße nach Asperg (rechts auf dem Bild zu sehen) – aktuell eine Streuobstwiese. Foto: /Martin Kalb

Die Gremiumsmitglieder zögern beim Aufstellungsbeschluss des Planverfahrens für den Neubau der Löwenherzschule in der Stadt Tamm.

In seiner Vision einer Schule sollen die Kinder der Welt unmittelbar begegnen dürfen, sie lieben und nachhaltig gestalten wollen. Der Diplom-Religionspädagoge und Diplom-Sozialpädagoge Stefan Ziegler gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Shalom, der im September 2021 die Löwenherzschule aus der Taufe hob.

27 Kinder besuchen die Schule

Heute ist Ziegler Schulleiter der Schule in freier Trägerschaft, in welcher im aktuellen Schuljahr 27 Kinder in der Grundschule von der ersten bis zur dritten Klasse unterrichtet werden. „Wir wollen christliche Werte mit dem Zugang zur Natur und einem individuellen Lernkonzept, das weltoffen ist und in dem das individuelle Lernen in der Gemeinschaft im Fokus steht, miteinander verbinden“, erklärte Ziegler im Gespräch mit der BZ.

Derzeit werden die Schülerinnen und Schüler auf dem Gelände des CVJM Tamm und der Versöhnungskirche in Eglosheim unterrichtet. Doch der Verein steht in Grundstücksverhandlungen für zwei Grundstücke zwischen der Gottlieb-Daimler-Straße und der Asperger Straße in Tamm. „Uns liegen die Kaufverträge vor, und wir haben die Grundzüge einer Planung für ein Gebäude mit einer maximalen Grundfläche von 900 Quadratmetern erstellt. Wir sind dabei allerdings noch flexibel und können diese auch reduzieren“, schilderte Ziegler.

Er wünscht sich auch noch Außenflächen für das Schulgebäude, die ökologisch sogar noch aufgewertet würden, weil Schüler und Lehrer sich intensiv mit der Natur beschäftigen. Genau dies scheint auch der Knackpunkt zu sein, denn die Tammer Ratsmitglieder haben zwar in einer Sitzung im März signalisiert, dass sie sich die Löwenherzschule in ihrer Stadt durchaus vorstellen könnten, waren aber in ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich nicht bereit dazu, einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen. Günter Hofmann von der Liste Lebenswertes Tamm (LLT) erklärte: „Wir haben im Technischen Ausschuss beschlossen, dass vor der Aufstellung des Bebauungsplans eine ökologische Eingriffs- und Ausgleichsbilanz erstellt werden soll.“

Konflikt wegen des Standorts

Auch Reiner Balko von den Grünen wies darauf hin, dass er die Schulvielfalt in der Stadt Tamm mit der Löwenherzschule durchaus fördern wolle, aber er sich schwer tue, dass die Schule auf einem ökologisch wertvollen Streuobstwiesengelände errichtet werden soll. „Ich kann mir vorstellen, dass nur ein Teil des Areals bebaut wird und der andere Teil ökologisch aufgewertet wird. Aber dafür brauche ich noch mehr Details“, so Balko und lehnte den sofortigen Einstieg in das Bebauungsplanverfahren ab.

Ähnlich ging es auch Regina Wirth von der AWV, die noch offene Fragen wie die Klärung der Grundstücksfragen und des konkreten Konzepts der Schule bewegten: „Will die Schule nur eine Grund- und Realschule errichten oder auch einen gymnasialen Zug? Bisher ist alles noch sehr vage und wenig griffig.“

Bürgermeister Martin Bernhard wurde nicht müde, zu betonen, dass Schulleiter Ziegler im März bereits das Konzept der Löwenherzschule ausführlich erläutert habe. „Ich finde diese zögerliche Haltung jetzt nicht richtig, denn der Schule wurde schon signalisiert, dass sie in Tamm bauen kann. Eventuell braucht die Schule für ihr Vorhaben nur zwei Grundstücke, aber eine vorgelagerte Eingriffs- und Ausgleichbilanz müsste für alle fünf Grundstücke im möglichen Plangebiet erstellt werden.“ Bernhard unterstrich, dass alle Details im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens geklärt werden könnten und die Stadträte dabei alle Fäden in der Hand hielten. Auch die Gemeinderäte der CDU und der SPD wollten in das Planverfahren einsteigen. Nach einer Sitzungspause allerdings plädierte die Ratsmehrheit für eine Vertagung des Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan, um offene Fragen klären zu können.

Gegenüber der BZ sagte der Schulleiter, dass zunächst in einem zweigeschossigen Gebäude mit je maximal 600 Quadratmetern Nutzfläche eine Grundschule und eine Sekundarstufe bis Klasse 10 zum Realschulabschluss geplant sei.

Gymnasialstufe ist Zukunftsmusik

Ob irgendwann auch eine gymnasiale Oberstufe hinzukäme, sei noch Zukunftsmusik. Für seinen Verein wäre es wichtig, bis zum Schuljahr 2025/2026 am neuen Standort starten zu können, denn irgendwann seien die Ressourcen des Vereins, der sich vorwiegend mit Spenden finanziert, erschöpft. „Wir wollen auf die Stadt Tamm aber keinerlei Druck ausüben, sondern nur in einer Gemeinde bauen, in der man uns auch will. Wir werden ökologisch ganz sicher für eine Aufwertung des Gebiets sorgen und uns mit entsprechenden generationenübergreifenden Konzepten auch in das Gemeindeleben integrieren.“ Das pädagogische Konzept der Löwenherzschule wurde laut Ziegler 2020 vom baden-württembergischen Bildungsministerium genehmigt.

 
 
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