08 Bissingen spielt bei den Kickers, Freiberg erwartet Neckarsulm Ein Oberliga-Spitzenspiel auf Degerlochs Höhen

Von Claus Pfitzer
Die Oberliga-Duelle zwischen den Stuttgarter Kickers und Bissingen sind traditionell sehr umkämpft. Hier will 08-Torjäger Pascal Hemmerich (links) seinem Gegenspieler Lukas Kling den Ball abluchsen. Die Szene stammt aus der vergangenen Saison, die coronabedingt abgebrochen wurde. ⇥ Foto: Bernd Leitner

08 Bissingen gastiert am sechsten Spieltag bei den Stuttgarter Kickers. Spitzenreiter SGV Freiberg empfängt das Überraschungsteam aus Neckarsulm.

In der Anfangsphase der neuen Oberliga-Saison geben fünf Vereine aus Württemberg den Ton an, die auf den ersten sechs Rängen platziert sind. Einzig der FC Nöttingen als badischer Vertreter mischt in der Spitzengruppe mit. Am sechsten Spieltag steigen an diesem Mittwoch zwei Topspiele: Der neue Tabellenführer SGV Freiberg (13 Punkte) hat den Tabellenvierten Neckarsulmer Sport-Union (10) zu Gast (17.30 Uhr), der auf Platz zwei geführte FSV 08 Bissingen (12) tritt bei den Stuttgarter Kickers (10) an (19 Uhr).

Für Kickers-Trainer Ramon Gehrmann zeigt die Tabelle jetzt noch keine Aussagekraft: „Die gibt es erst, wenn wir eine zweistellige Anzahl an Spielen hinter uns haben. Bis auf Freiberg gegen Bissingen haben die großen Mannschaften noch nicht gegeneinander gespielt. Man muss die Mannschaften vergleichen, die ähnliche Auftaktspiele hatten. Und da sind wir vier Punkte gegenüber Freiberg hintendran.“

Das zweite Spitzenspiel der noch jungen Saison steigt an diesem Mittwoch in Stuttgart-Degerloch. Erneut sind dann die Bissinger beteiligt, die im zweiten Auswärtsspiel in Folge bei einem der Favoriten auf die Meisterschaft antreten. Da ein Topspiel auch einen adäquaten Schiedsrichter benötigt, wurde Bundesliga-Referee Martin Petersen vom VfL Stuttgart mit der Leitung betreut.

Nach dem enttäuschenden Heimauftritt gegen den Neuling FV Lörrach-Brombach erwartet 08-Trainer Alfonso Garcia ein „ganz anderes Spiel“. In Gesprächen mit der Mannschaft haben er und sein Trainerteam die Gründe für den schwachen Auftritt am Samstag erörtert. „Ich vermute, dass der eine oder andere Spieler schon beim Spiel am Mittwoch bei den Kickers war“, erzählt Garcia. Der Coach wird im Gazi-Stadion wahrscheinlich wieder von der Coaching-Zone aus agieren, denn ein Urteil über das Strafmaß für die Rote Karte in Freiberg steht noch aus. Gegen Lörrach-Brombach fieberte er von der Mittellinie mit, weit weg von der Trainerbank. „Wir haben nach fünf Spielen zwölf Punkte“, ist er mit der bisherigen Ausbeute mehr als zufrieden. Allerdings warnt er nach dem Auftritt vom Samstag: „Das kann auch mal schiefgehen. Da hatten wir Glück.“

Fehlen wird neben Moritz Haile auch Spetim Muzliukaj, den eine Muskelverhärtung außer Gefecht setzt. Dafür ist Kreativkraft Alexander Götz wieder fit, auch Pierre Williams hat wieder trainiert und könnte ins Aufgebot rutschen. „Das ist ein Muster ohne Wert. Gegen Lörrach-Brombach meinen viele Mannschaften, sie könnten aus dem Stand und ohne letzten Einsatz spielen. Gegen uns gehen alle ans Maximum beim Einsatz und der Laufbereitschaft. Auch in Freiberg hat Bissingen gut gespielt“, ist sich Kickers-Trainer Gehrmann nach dem Videostudium der letzten Bissinger Partie sicher, dass die Nullachter am Mittwoch Vollgas geben. Trotzdem ist für ihn klar: „Wir wollen die drei Punkte.“

Zu Hause alles gewonnen

Daheim haben die Kickers den 1. FC Rielasingen-Arlen (4:0) und den 1. CfR Pforzheim (2:0) zu null besiegt, auswärts holten die Stuttgarter drei Unentschieden, zuletzt ein 1:1 beim FC 08 Villingen. „Aber daheim haben wir bisher in der Liga und auch im Pokal sehr, sehr überzeugend gespielt“, berichtet Gehrmann. Froh ist der Kickers-Coach, dass bei den Nullachtern Simon Lindner nicht mehr dabei ist: „Er hat in der letzten Saison das Spiel entschieden.“ Seine ehemaligen Schützlinge aus gemeinsamen Freiberger Zeiten, die jetzt im 08-Trikot auflaufen, lobt Gehrmann: „Muzliukaj, Denis Latifovic, der schon einige Tore erzielt hat, und Henning Bortel machen es gut.“ Denis Zagaria, der seinem ehemaligen Coach vom SGV nach Degerloch gefolgt ist, wird wegen Problemen im Oberschenkel wohl weiter passen müssen.

Der neue Tabellenführer SGV Freiberg muss erneut unter der Woche ran. „70 bis 80 Prozent der Spieler muss seit Wochen 90 Minuten durchspielen, im Pokal waren es sogar 120 Minuten“, verweist Freibergs Trainer Evangelos Sbonias auf eine englische Woche nach der anderen und den Kräfteverschleiß. Nach wie vor fehlen mit Michael Klauß, Christian Mauersberger und Julian Grupp fest eingeplante Stützen und verhindern so eine größere Rotation beim Mammutprogramm.

Dennoch herrscht Freude über Platz eins und die starke Startphase in der Liga. Die Automatismen im neu zusammengestellten Team klappen immer besser, auch wenn es in der Offensive noch an der Genauigkeit mangelt. Die individuelle Klasse von Marco Grüttner und Dominik Salz sowie von Jonathan Zinram hat bislang den Unterschied mit ausgemacht. Die Abwehr steht bislang ohnehin sicher. Um mehr Ruhe und Sicherheit ins Spiel zu bekommen, wünscht sich der SGV-Coach mal eine frühe Führung. Das Vorhaben soll am besten gleich im Heimspiel gegen Neckarsulm umgesetzt werden.

Die Neckarsulmer sind aber gut drauf. Das 3:1 gegen den TSV Ilshofen am Samstag war der dritte Sieg in Folge. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Bruchsal startete die eingespielte Mannschaft von Trainer Marcel Busch durch. Dem 1:1 in Nöttingen folgten ein 3:1-Erfolg über Reutlingen, ein 1:0 bei Sandhausen II und der Dreier gegen Ilshofen. Den verdiente sich die Sport-Union mit einer starken ersten Halbzeit. In Hälfte zwei verteidigten die Unterländer dann ihren 3:1-Pausenvorsprung. „Nach so einem Saisonauftakt muss man erst mal zehn Punkte holen“, meint Coach Busch stolz.

 
 
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