12-Monate-Bilanz der Ingersheimer Bürgermeisterin Lokführerin auf dem richtigen Gleis

Von Jörg Palitzsch
Die Ingersheimer Bürgermeisterin Simone Lehnert an ihrem Schreibtisch im Rathaus. Sie hat sich sehr schnell eingearbeitet. ⇥ Foto: Martin Kalb

Seit einem Jahr ist Bürgermeisterin Simone Lehnert im Amt, in dem schon einiges erledigt wurde.

Als Simone Lehnert vor einem Jahr von Landrat Dietmar Allgaier als neue Bürgermeisterin von Ingersheim in der SKV-Halle vereidigt wurde, geschah dies wegen der Pandemie ohne Bürgerschaft, nur per Live-Stream im Internet übertragen. Für Lehnert eine schwierige, auch etwas schmerzliche Situation. Die Amtseinsetzung wurde im Grunde auf einen formellen Verwaltungsakt reduziert, ohne die sonst üblichen Feierlichkeiten und ohne den sonst üblichen Bürgerdialog, der gerade nach einer gewonnenen Wahl mit der großen Zustimmung von 63,4 Prozent für die neue Amtsinhaberin äußerst wichtig gewesen wäre.

Schon im Wahlkampf hatte Lehnert die Karte Bürgernähe gezogen. Immer wieder betonte sie, sie wolle das Zusammenleben im Ort verändern, neue positive Impulse im Miteinander setzen. Diesen Gedanken führte sie vor einem Jahr in ihrer Antrittsrede fort. Ihre Aufgabe sei es, zu integrieren, Impulse für Wachstum zu geben, Ideen und Anstöße für die Entwicklung zu platzieren, Menschen und Meinungen zusammenzubringen, zuzuhören, zu entscheiden und selbst voranzuschreiten. Dass dies keine One-Woman-Show werden würde – daran ließ Lehnert keine Zweifel. Der Gemeinderat werde mit ihr ein neues Mitglied hinzubekommen, die Verwaltung eine Unterstützerin und die Bürger eine Verwaltungschefin, der Beteiligung wichtig ist, versprach sie. Jetzt, ein Jahr später kann man eine erste Bilanz ziehen.

Die Corona-Situation hat es mit sich gebracht, dass sich die neue Bürgermeisterin ganz auf die Arbeit in der Verwaltung konzentrieren konnte. So wurden Aufgaben, die teils schon lange  angestoßen wurden, weiterverfolgt, aber es gibt auch Themen und Anliegen, denen sie innerhalb eines Jahres noch nicht gerecht werden konnte. Eine Gemeinde zu übernehmen, sei, wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, in dem der Lokführer ausgetauscht wird, so Lehnert gegenüber der BZ. Und: „Die Lokführerin muss wissen, wo sie hinfährt.“

Die Bürgermeisterin hat es dabei unterlassen, Probleme nicht wie tibetanische Gebetsmühlen tagtäglich zu drehen und Negatives als Anleitung zum eigenen Handeln zu machen. Ganz im Gegenteil: Sie hat sich, fast geräuschlos und sehr schnell, eingearbeitet, hat Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um sich geschart, die nicht nur zuarbeiten, sondern mit einem entsprechend großen Verantwortungsspielraum eingebunden werden. Und die Erfolge sind sichtbar: Verwaltung und Gemeinderat haben die Haushaltskonsolidierung auf den Weg gebracht, den Satzungsbeschluss für „In den Beeten II“ gefasst und die Weichen für die Nahwärme im neuen Wohngebiet gestellt. Der Bürgerservice wurde verbessert und Simone Lehnert konnte über die Bürgersprechstunden im Rathaus, über Telefonate und E-Mails mit den Bürgern in Kontakt treten.

Gleichzeitig fehlen trotzdem die persönlichen Kontakte, kulturellen Veranstaltungen, die Konzerte, Feste und Sitzungen ohne Maske und Abstand. „Hätte ich vor der Wahl zur Bürgermeisterin nicht so viele Bürgerbegegnungen gehabt, hätte ich überhaupt kein Gefühl für Ingersheim entwickeln können“, räumt sie ein. Dadurch, dass sie seit Oktober in Ingersheim wohne, fühle sie sich inzwischen als Teil des Ganzen und bekomme viel Zuspruch.

Sie sei dankbar dafür, dass alle Fraktionen sie offen empfangen haben und von Anfang an mit ihr  zusammenarbeiten wollten. „Das ist nicht selbstverständlich. Wir haben uns aneinander gewöhnt“. Zwar würde es unterschiedliche Meinungen zu Themen geben, aber dies sei normal. Wichtig sei ein guter Umgang miteinander, zumal man vor großen Aufgaben stehe. Da könne man sich nicht von  persönlichen Auseinandersetzungen ablenken lassen. Die Energie müsse in Lösungen investiert werden, „dies sind wir der Ingersheimer Bürgerschaft schuldig.“

So blickt die Bürgermeisterin nach einem Jahr positiv in die Zukunft. Da der finanzieller Rahmen sehr eng ist, sei Disziplin gefragt. In allen Bereichen müsse gespart werden, wobei Ingersheim viel Potenzial habe.

Deshalb möchte Simone Lehnert 2022 mit einem Gemeindeentwicklungskonzept Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung zusammenbringen, um sich gemeinsam auf die Zukunft einstellen zu können. Wenn alle zusammenhalten und miteinander agieren, könne es gelingen, die Weichen so zu stellen, dass Ingersheim auch in 15 Jahren gut dasteht. „So lange würde ich gerne mindestens noch diejenige sein, die die Lok führt.“

 
 
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