40. Bietigheimer Silvesterlauf Giraffe und Co. kommen ins Schwitzen

Von Uwe Mollenkopf
Etliche Läufer waren kostümiert unterwegs. Dieses Paar lief als Senf und Ketchup. Foto: Martin Kalb

Bei frühlingshaften Temperaturen gehen 2545 Läufer beim Silvesterlauf an den Start. Rund 12 000 Zuschauer säumen die 10,75 Kilometer lange Laufstrecke.

Vielleicht müssen Udo und Max Paschke beim nächsten Silvesterlauf an ihrem Kostüm noch einmal etwas verändern. Die beiden Brüder, die seit einigen Jahren verkleidet als Giraffe und Zebra beim Bietigheimer Silvesterlauf ins Rennen gehen, sind unter dem Stoff ganz schön ins Schwitzen gekommen. Dabei haben sie ihre Kostümierung bereits luftiger umgenäht, nachdem es ihnen in den Vorjahren schon zu warm geworden ist, berichten sie am Ziel. Doch als Oberbürgermeister und DLV-Präsident Jürgen Kessing am Samstagnachmittag den Startschuss zur 40. Auflage des Großereignisses gab, zeigte das Thermometer 19 Grad. Damit konnte man bei der Vorbereitung nun doch nicht rechnen.

Weniger Publikum als 2019

Den Veranstaltern konnte es recht sein, denn weder Schnee noch Eis oder Regen hielten die Besucher davon ab, zu dem Sportereignis an Silvester zu kommen. Rund 12 000 Menschen kamen nach Einschätzung von Dieter Matzat vom Organisationsteam, um die Läufer auf den 10,75 Kilometern durch die Stadt, aufgeteilt in zwei Runden, anzufeuern. Wie berichtet, war die Strecke aufgrund von Bauarbeiten kurzfristig um rund 350 Meter verkürzt worden. 2545 Läufer gingen an den Start, weniger als beim letzten Silvesterlauf vor der Coronazeit 2019. Damals wurden 3370 Läufer gezählt. Ansonsten war laut Matzat fast alles beim Alten.

„Hände aus den Hosentaschen, die Jungs und Mädels brauchen Applaus“, fordern die Moderatoren das Publikum immer wieder dazu auf, die Läufer anzufeuern. Einige haben Pappschilder angefertigt, um Angehörige und Freunde mit einer persönlichen Botschaft zu motivieren. „Opossum, du schaffst es“, steht etwa auf dem Schild, das Anne Ecker nach dem Start hochhält. „Opossum ist der Spitzname meiner Schwester“, erzählt sie. Schon seit Jahren verwende sie das Schild. Wenn ihre Schwester nach einer Runde wieder an ihr vorbeikomme, drehe sie das Schild um. Dort steht dann: „Super, Opossum“. Anne Ecker, die früher in Hohenhaslach gewohnt hat, ist aus Göttingen angereist, um beim Lauf dabeizusein und dann hier Silvester zu feiern.

Für ihn sei es schon seit Jahren „das Highlight“ an Silvester, in der Stadt einen Kaffee zu trinken und sich den Lauf anzuschauen, erzählt ein Zuschauer aus Benningen. Es sei toll, was hier auf die Beine gestellt werde, und dass deutsche Spitzensportler mit von der Partie seien. So wie der Sieger bei den Männern Simon Boch und die Siegerin bei den Frauen Alina Reh.

Dank an die Trommler

Dass auch die vielen Hobbyläufer noch einmal „einen moralischen Push“ bekommen, dafür sorgen unter anderem die Trommler am Unteren Tor. Die Gruppe ist schon seit den 90er-Jahren aktiv, zuerst bei den Steelers, dann im Handball, erzählt Jan Wildermuth. Das rhythmische Trommeln sei schon zu hören, wenn die Läufer vom Marktplatz herunterlaufen und gebe ihnen noch einmal richtig Schwung für die letzte Runde und die Zielgerade. Viele hätten sich schon für die Unterstützung durch die Trommler bedankt, berichtet Wildermuth.

Auch das Brüderpaar Udo und Max Paschke bestätigt, dass man als Läufer mit den Unterstützern an der Strecke rechnen kann. „Die Leute freuen sich“, wenn man kommt, erzählt Udo Paschke, der das Giraffen-Outfit anhat. „Wir wurden noch nie so angefeuert wie hier.“

Während die beiden aus einer Faschingslaune heraus verkleidet laufen, macht es Steffen Claus, um Werbung für das Bietigheimer Fackelschwimmen zu machen. Sein Fackelanzug besteht aus schwarzem Stoff und roten Stofffetzen auf dem Kopf, die die Flammen symbolisieren. Allerdings: „Es war extrem warm“, sagt auch der Kostümträger aus Löchgau am Ziel. Dennoch: Die Stimmung sei gut, lobt er die Veranstaltung.

Laufen für den guten Zweck

Wiederum aus einem anderen Grund geht Andre Schiele aus Ingersheim mit einer „Last“ auf die Strecke. Er läuft für den leukämiekranken Antonio aus Ingersheim, um zu versuchen, Menschen zu motivieren und Knochenmarkspenden zu generieren. Eigentlich sei er mit einem 17 Kilo schweren Baumstamm unterwegs, um insgesamt 100 Kilometer zu absolvieren, doch der Stamm durfte beim Silvesterlauf aus Sicherheitsgründen nicht mit. Deshalb läuft Schiele mit einer Stamm-Attrappe. Er freut sich gleichwohl: Denn inzwischen sei ein Spender für Antonio gefunden, die Operation schon geplant. Damit kann Schiele schon vor dem Start von einem erfreulichen Ergebnis berichten.

 
 
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