Abfallwirtschaft Abfallgebühren werden stark steigen

Von Von Tim Höhn
Die Oberflächenabdichtungen der Mülldeponien verursachen enorme Kosten. Alleine für die Deponie Burghof werden 88 Millionen Euro prognostiziert, 35 Millionen Euro mehr als erwartet.⇥ Foto: Martin Kalb

Der Kreis muss 140 Millionen Euro  für die Deponien ansparen – viel mehr als erwartet. Am 11. Dezember entscheidet der Kreistag. Ein Konzept liegt bereits auf dem Tisch.

Private Haushalte und Unternehmen im Landkreis Ludwigsburg müssen sich im kommenden Jahr auf wesentlich höhere Kosten für die Müllentsorgung einstellen. Weil die Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises (AVL) dringend zusätzliche Einnahmen benötigt, um die Folgekosten der Deponien im Kreis stemmen zu können, sollen die Abfallgebühren im Januar erneut angehoben werden. Eine Entscheidung über die Höhe wurde im Ausschuss für Technik und Umwelt vertagt und soll in der nächsten Kreistagssitzung am 11. Dezember getroffen werden, aber ein Konzept liegt bereits auf dem Tisch.

Demnach soll für Privathaushalte die Jahresgebühr um 14 Prozent und die Leerungsgebühr um zehn Prozent für Restmüll sowie 50 Prozent für Biomüll steigen. Auch für Betriebe werden die Behälter- und Leerungsgebühren wachsen, für gewerbliche Selbstanlieferer auf der Deponie Burghof wird es drei Prozent teuer.

Deutlicher Gebührenanstieg

Sollte dieser Vorschlag die Zustimmung des Kreistags finden, muss ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt im kommenden Jahr knapp 220 Euro für die Müllentsorgung zahlen, 30 Euro mehr als in diesem Jahr. Landrat Dietmar Allgaier sprach von einem „deutlichen Anstieg“, zumal die Gebühren bereits Anfang 2020 und Anfang 2019 erhöht worden waren. Hinzu kommt, dass die AVL in diesem Jahr mehr als drei Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet hat. Dass die Fraktionen im Umweltausschuss dennoch grundsätzlich Zustimmung zu der Gebührenerhöhung signalisierten, hat einen einfachen Grund: Die AVL ächzt unter den gewaltigen Folgekosten der drei Deponien im Landkreis.

In den kommenden Jahrzehnten müssen mehr als 140 Millionen Euro an Rücklagen aufgebaut werden. Vor vier Jahren waren die Gutachter noch von rund 92 Millionen Euro ausgegangen. „Das hat uns kalt erwischt“, sagte Doris Renninger, die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen, auch die anderen Fraktionen reagierten fast ungläubig auf die neuen Zahlen. „Eine Kostenentwicklung in diesen Dimensionen hätten wir uns nicht vorstellen können“, sagte der Freie-Wähler-Chef Rainer Gessler.

Abdichtung enorm teuer

Mit Deponien lässt sich zwar eine zeitlang gutes Geld verdienen, aber danach, in der  Stilllegungs- und Nachsorgephase, wird es teuer. Vor allem die Abdichtung der Oberflächen kostet enorme Summen. Dies ist auch der maßgebliche Grund, warum die Gutachter ihre Kostenprognosen derart stark nach oben verändert haben. Die gesetzlichen Vorgaben sind strenger geworden.

Allein für die Deponie am Burghof bedeutet dies prognostizierte Kosten von 88 Millionen Euro, rund 35 Millionen mehr als erwartet. Für die Deponie am Froschgraben in Schwieberdingen und am Lemberg in Ludwigsburg ist der Anstieg weniger drastisch, aber trotzdem erheblich. Die Mittel müssen zwar erst zwischen 2059 und 2074 bereit stehen, aber sukzessive angesammelt werden, damit in einigen Jahrzehnten kein finanzielles Desaster droht. „Wir können diese Zahlen nicht beschönigen“, sagte Beatrix Spether, die Leiterin des Fachbereichs Müllgebühren im Kreishaus.

Mülltonnen werden getauscht

Das sehen auch die Kreisräte so, weshalb sie die Gebührenerhöhung aller Voraussicht nach mit großer Mehrheit mittragen werden. Nicht nur die Deponien treiben die Gebühren nach oben, sondern auch der 2021 anstehende Austausch von 73  000 alten Mülltonnen im Landkreis. Dieses gesetzlich vorgeschriebene Vorhaben, kostet 1,9 Millionen Euro. Die Freien Wähler haben vorgeschlagen, den Kostenblock nicht in Gänze in die Gebührenkalkulation für 2021 einzurechnen, sondern auf mehrere Jahre zu strecken – und die AVL hat zugesichert, dies bis zur Kreistagssitzung im Dezember zu prüfen. Aber klar ist: Die finanzielle Belastung würde für die Verbraucher dadurch nicht geringer, sondern lediglich auf mehrere Jahre verteilt.

 
 
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