Albverein Sachsenheim klagt, Kumpf erklärt Warum Steuobst (noch) nichts Wert ist

Von Mathias Schmid
Streuobstwiesen, wie hier in Richtung Erligheim, sind ein schwäbisches Kulturgut. ⇥ Foto: Helmut Pangerl

Der Albverein beklagt zu geringe Abnahmepreise für Mostobst. Ein Saftproduzent erklärt die Gründe und zeigt Alternativen auf.

Acht Euro für 100 Kilo Äpfel sind bedeutend zu wenig“, dieser Auffassung ist Helmut Mager Gaupressewart des Stromberggaus vom Schwäbischen Albverein. Stein des Anstoßes ist die aktuelle Aktion der Sachsenheimer Ortsgruppe, die auch in diesem Jahr Mostobst aufliest. „Der bei der Ablieferung von Mostobst erzielte Preis ist nach Meinung der Ortsgruppe Sachsenheim vom Schwäbischen Albverein viel zu gering“, betont Mager in einem Schreiben.

Als die freiwilligen Helfer bei der jüngsten Aktion ihre Frühäpfel ablieferten, hielt sich „die Begeisterung sehr in Grenzen.“ Denn: Gerade mal acht Euro gab es für 100 Kilogramm, auch Doppelzentner genannt. Mager hat nach eigener Aussage ein Jahr die Ausgaben für eine Streuobstwiese exakt aufgestellt: Auf einen Stundenlohn von 3,20 Euro kam er dabei: Die Wiese müsse gemäht, die Bäume geschnitten und das Schnittgut entsorgt werden. Mühsam sei auch das Bücken beim Auflesen. „Gibt es wenig Obst, dann kommt nicht mal der Spritpreis für das zu benutzende Fahrzeug herein“, betont der Naturschutzwart.

Noch zu früh

Albrecht Kumpf, Geschäftsführer beim gleichnamigen Saftproduzenten in Markgröningen bestätigt den genannten Preis von acht Euro, ordnet ihn aber auch ein: „Der Preis liegt zu Beginn der Ernte fast immer so tief.“ Im vergangenen Jahr seien es anfangs sogar nur 6,50 Euro pro Doppelzentner gewesen. Das liege vor allem daran, dass die frühen Äpfel sich nicht zum Saftmachen eigneten. „Die Äpfel haben einen hohen Säuregehalt, dafür wenig Oechsle.“ Man könne lediglich Konzentrate herstellen, die sich dann beispielsweise für Mulitvitamin-Säfte eigneten. Aktuell messe das Unternehmen 45 Grad Oechsle. „Das ist der unterste Wert, der überhaupt lebensmittelrechtlich zugelassen ist“, sagt der Geschäftsführer. Vermutlich in ein bis zwei Wochen würden Oechsle-Zahl und Preis steigen. Im vergangenen Jahr habe es als Höchstwert einen Preis von rund elf Euro gegeben, so Kumpf.

Sein Tipp für die Anlieferer aktuell: das Lohnmost-Programm in Anspruch nehmen. Bei diesem gibt es für 100 Kilo Äpfel eine Gutschrift für 60 Liter Saft zum reduzierten Preis. „Wenn man das umrechnet, entspricht das 25 bis 30 Euro pro Doppelzentner“, sagt Kumpf.

Vergleich mit anderen Städten

Naturschutzwart Mager verweist auch darauf, dass es in anderen Städten, wie Bietigheim-Bissingen oder Vaihingen, Aufpreisinitiativen gibt. „Diese seien bestrebt, den Erzeugern 20 Euro pro Doppelzentner zu bezahlen. Dabei handelt es sich aber nicht um städtische, sondern ehrenamtliche Initiativen, wie Bietigheimer Apfelsaft. Diese wurde 2007 unter anderem von Traute Theurer mitgegründet – eben genau wegen der niedrigen Preise für Streuobst. „Damals haben die teilweise sogar nur 4 oder 4,50 Euro betragen. Die Initiative läuft und läuft“, sagt sie.

Anlieferer müssen vertraglich zusichern, dass das Obst von Bietigheim-Bissinger Streuobstwiesen kommt. Außerdem muss die Wiese Kriterien erfüllen: keine synthetischen Pflanzenschutzmittel, nur zweimal im Jahr gemäht, keine Einzäunung, nur ein Baum pro Ahr, regelmäßige Baumpflege. „Das wird auch alles kontrolliert“, betont Theurer. Einen Teil des Geldes gibt es bei Anlieferung, den Rest, wenn aller Saft verkauft ist. Dieses Jahr wird Obst für den Bietigheimer Apfelsaft am 9. Oktober angenommen. „In Sachsenheim gibt es so etwas nicht“, bedauert Mager. Er lobt aber die Initiative „Sachsenheimer Saft“ vom Obst- und Gartenbauverein Kleinsachsenheim, bei der eigene Äpfel mit einer mobilen Presse zu Saft gepresst werden. Diese findet am 11. Oktober statt.

 
 
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