Annett Kaufmann: Auf dem Sprung zum Profi

Von Michael Nachreiner
Für die deutsche Nationalmannschaft war Annett Kaufmann zuletzt im Teamwettbewerb bei der WM im südkoreanischen Busan im Einsatz. Foto: Imago/MaJo

Annett Kaufmann will sich nach dem Abitur voll auf Tischtennis fokussieren, muss sich aber einen neuen Verein suchen, da die Frauenmannschaft der SV Böblingen nach der Runde abgemeldet wird.

Aktuell ist das Leben von Annett Kaufmann ziemlich turbulent. Am Ellental-Gymnasium in Bietigheim-Bissingen schraubt die 17-Jährige an ihrem Abitur.  Und mit der SV Böblingen kämpft sie in der Ersten Tischtennis-Bundesliga noch darum, die rote Laterne in dieser Saison abzugeben. Mit einer 18:5-Bilanz in den Einzeln ist sie die Punktelieferantin für das Schlusslicht.

Nach der Runde endet aber das Kapitel Profi-Tischtennis bei der SVB. Die Mannschaft wird abgemeldet. „Nachdem unser Teammanager Frank Tartsch vor Kurzem seinem Krebsleiden erlegen war, haben in Böblingen die Kapazitäten gefehlt, Bundesliga-Tischtennis zu erhalten. Die SVB ist zwar ein großer Verein, der aber auch viele Teams gemeldet hat. Und den Spielbetrieb in der Bundesliga zu stemmen, ist ein großer Aufwand“, berichtet Annett Kaufmann. Zusammen mit den Spielerinnen wurde deshalb die Entscheidung getroffen, die Mannschaft nach der Runde abzumelden. „Das hat uns emotional getroffen. Wir haben bis zuletzt gehofft, dass es weitergeht“, erklärt die 17-Jährige.

Bereits mehrere EM-Titel erspielt

Annett Kaufmann musste aber nicht lange auf Angebote von anderen Vereinen warten. Immerhin gilt die Bietigheim-Bissingerin als eines der größten Talente im deutschen Tischtennis. Mit ihren 17 Jahren ist sie bereits zweimalige Europameisterin mit der Frauen-Mannschaft, U21-, U19- und Schülerinnen-Europameisterin im Einzel sowie Bronzemedaillengewinnerin im Einzel bei der U19-WM. „Es gab einige Angebote – aus Deutschland und dem Ausland“, erzählt Annett Kaufmann.

Für einen Wechsel innerhalb von Deutschland spricht vor allem, dass alle deutschen Nationalspielerinnen und viele Topspielerinnen aus Europa und der Welt in der Bundesliga aktiv sind. Doch auch Frankreich wäre interessant. „Die französische erste Liga, genannt Pro A, ist vielleicht sogar noch etwas besser als die Bundesliga“, berichtet die 17-Jährige. Sie hat aber auch über einen Wechsel nach Österreich nachgedacht. Annett Kaufmann: „Die österreichische Liga ist zwar vom Niveau etwas schlechter als die Bundesliga. Aber mit Linz sticht ein Verein heraus.“

Großes Ziel: Olympia-Medaille

Eines steht für die Bietigheim-Bissingerin auf jeden Fall fest: Nach dem bestandenen Abitur will sie nicht gleich wieder die Schulbank an irgendeiner Universität drücken, sondern sich erst einmal auf Tischtennis fokussieren. „Mit dem Abi war dieses Jahr bisher sehr stressig, auch wenn es eine gute Abwechslung zwischen Schule und Tischtennis war. Aber ich brauche erst einmal eine Pause. Deshalb werde ich Profi“, berichtet die derzeitige Nummer 77 der Welt.

Denn das große Ziel der 17-Jährigen lautet: ein Mal eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnen – am besten im Einzel. Ihre ersten Olympischen Spiele könnte Annett Kaufmann bereits in diesem Sommer in Paris spielen. „Die Nummer eins der Nationalmannschaft, Han Ying, hat sich verletzt. Es ist noch nicht klar, ob sie wieder fit wird. Deshalb ist noch alles offen. Aber ich habe definitiv Chancen, nominiert zu werden“, erklärt die Bietigheim-Bissingerin. Und auch die Weltrangliste will sie aufmischen. „Das Ziel sind die Top 15, vielleicht sogar die Top ten“, sagt Annett Kaufmann.

 
 
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