Um die Kultur ist es in der Corona-Pandemie nicht gut bestellt, auch um die Künstler nicht. Vor allem, wenn sie jung sind, noch studieren und auf die Gage aus Konzerten angewiesen sind. Selbst wenn nicht eine Pandemie alles kulturelle Leben zum Erliegen bringt, sind Konzerte die einzige Lebensgrundlage für studierende Musiker. Aber Musik ist auch gut für die Psyche, vor allem in Krisenzeiten.
Auftritt im Haus an der Metter Seltenes Konzert in Krisenzeiten
Die Bietigheim-Bissingerin Ursula Mayer macht ein Walzerkonzert im Haus an der Metter möglich.
Das wusste auch der berühmte israelische Geiger Yhudi Menuhin und gründete deshalb schon 1977 die Stiftung Live Music Now. Live Music Now vermittelt die Überzeugung, dass Musik auch Therapie ist, und fördert dabei junge, besonders qualifizierte Künstler, die am Beginn ihrer Karriere stehen. Die Musik soll Menschen zugutekommen, die aufgrund ihrer Lebensumstände nicht in Konzerte gehen können. Auch in Stuttgart und der Region gibt es seit 2006 eine Dependance von Live Music Now.
Unterstützung für Studenten
Die Bietigheim-Bissingerin Ursula Mayer ist Gründungsmitglied der Stiftung. Alljährlich werden durch eine Jury Studenten der Musikhochschule Stuttgart ausgewählt, die dann von der Stiftung unterstützt werden. Insgesamt 100 Stipendiaten hat die Stiftung. Ursula Mayer betreut 20 Musiker, sorgt für Auftritte, für die jeder Musiker 130 Euro bekommt, um beispielsweise die Studiengebühren oder seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Viele der Studenten kommen aus dem Ausland.
„Im Moment gibt es so gut wie keine Auftrittsmöglichkeiten für die Musiker, aber auch kaum Spenden für unsere Stiftung“, sagt Mayer. Wie sie betreut jedes Stiftungsmitglied nicht nur die Musiker, sondern auch Heime oder andere Institutionen, um das zweite Stiftungsziel zu verwirklichen: Musik zu denen zu bringen, die entweder nicht auf Konzerte gehen können oder sich den Eintritt nicht leisten können. In regelmäßigen Abständen, normalerweise alle zwei Wochen, organisiert Mayer Konzerte in den Seniorenheimen Haus an der Metter in Bietigheim-Bissingen oder im Hans-Klenk-Stift in Ludwigsburg.
„Ich bin so froh, dass es nach langer Zeit jetzt durch die Corona-Schnelltests wieder möglich ist, in den beiden Häusern Konzerte zu organisieren“, so Mayer. Denn es ginge nicht nur um eine Auftrittsmöglichkeit, die den Musikern von der Stiftung bezahlt wird, sondern auch um die Möglichkeit, zu proben, was derzeit, so Mayer, ein schwieriges Unterfangen für die Studenten ist.
Im Haus an der Metter musizierten die drei spanischen Instrumentalisten Manuel Garcia Simon (Oboe), Ivan Sanchez Aguila (Bratsche und Gesang) und Unai Ruiz de Gordejuela am Violoncello am Donnerstag unter Einhaltung aller Regeln im Wintergarten des Seniorenheims. Thema war „Alles Walzer“, ein Programm, das den zuhörenden und zuschauenden Senioren sehr gefiel. „Wir suchen uns immer passende Programme aus“, sagt Mayer. Die Heimbewohner konnten mit Abstand von der Galerie aus und teilweise auch von ihren Zimmern aus zuhören.
Populäre Walzer
Gespielt wurden Walzer von Bach, Schostakowitsch, Tschaikowski, aber auch so populäre Stücke wie „Chin-Chim-Cher-ee“ von Sherman, „Rosen aus dem Süden“ und „An der schönen blauen Donau“ von Strauss oder der Grand Valse von Chopin sowie „La Traviata Brindisi“ von Verdi. „Es ist so ein Glück, sowohl für die Musiker als auch für die Bewohner, dass es endlich mal wieder Musik in ihrem Haus gab“, so Ursula Mayer. „Musik baut Brücken zwischen Musikern und Zuhörern.“