Ausgehmöglichkeiten im Kreis Ludwigsburg Meistens fehlen die Betreiber

Von Jennifer Stahl
Viele junge Menschen wünschen sich mehr Ausgehmöglichkeiten wie Clubs und Discos. Im Kreis Ludwigsburg ist der Ort die eine Frage, ein verlässlicher Betreiber die andere. Foto: picture alliance/dpa/Felix Hörhager

Viele junge Menschen sehnen sich nach Clubs und Discos im Kreis Ludwigsburg. Die Städte sind zwar nicht abgeneigt, die Umsetzung ist jedoch nicht so einfach.

Musik vom Mischpult, Cocktails und tanzen bis tief in die Nacht – im Kreis Ludwigsburg sind Clubs und Diskotheken eher eine Seltenheit. Der Dancingpark Palazzo in Freiberg und das Waldhaus in Asperg sind die einzigen Ausnahmen, das Ars Vivendi in Ludwigsburg richtet sich bereits an ein Publikum über 30 Jahre. Gerade für junge Leute lassen die Ausgehmöglichkeiten im Kreis für ihre Altersklasse demnach eher zu wünschen übrig, um als junger Mensch feiern zu können, muss man nach Stuttgart gehen.

Aber was fehlt jungen Leuten nun genau an Ausgehmöglichkeiten im Kreis? Und was sagen umliegende Städte dazu? Wäre die Ansiedlung eines Clubs oder einer Disco überhaupt möglich?

Jugendgemeinderat Ludwigsburg

„Das Palazzo ist leider schwer zu erreichen, da es nicht sehr zentral liegt“, meint Baran Rahimi vom Ludwigsburger Jugendgemeinderat. Speziell in Ludwigsburg gebe es zwar Orte, an denen man mit Freunden Zeit verbringen kann, „Jugendhäuser und Jugendtreffs sind zum Ausgehen am Abend aber etwas schwieriger, da sie zu einer bestimmten Uhrzeit schließen müssen“, sagt sie.

Orte wie die Bärenwiese und der Akademiehof seien meist nur zur wärmeren Jahreszeit sinnvoll. Viele Jugendliche in Ludwigsburg finden es laut Rahimi mittlerweile langweilig, keine richtigen Ausgehmöglichkeiten zu haben. „Wir sollten etwas Örtliches, Nahes haben, etwas, das für alle innerhalb weniger Minuten erreichbar ist. Vor allem, wenn man spät in der Nacht nach Hause fahren muss.“ Viele würden sich abends am Stuttgarter Bahnhof unwohl fühlen, unregelmäßige Fahrzeiten spielen auch eine Rolle.

„Es kamen schon viele Jugendliche auf mich zu, die fordern, dass es mehr Ausgehmöglichkeiten geben sollte“, erklärt Baran Rahimi. Einen Club oder eine Disco könnte sie sich möglichst an einem zentralen Ort vorstellen, „am besten in der Nähe des Bahnhofs oder in der Stadtmitte. Das Franck-Areal würde sich hervorragend anbieten“, findet sie.

Ludwigsburg

Was sagt die Stadt Ludwigsburg dazu? Trotz einiger Angebote, wie dem „Basketball um Mitternacht“ oder der Container-Bar „Thilda“ auf dem Akademiehof, sei das Club-Sterben ein breites Phänomen, sagt Lena Lehmann von der Ludwigsburger Pressestelle. „Die Standortanforderungen sind in einem dicht besiedelten Bereich kaum mehr zu erfüllen.“

Der Wunsch nach einem Club oder einer Diskothek habe die Stadt schon lange und mehrfach erreicht. „Wir nehmen das sehr ernst. Es ist für die Attraktivität der Stadt, speziell für die jungen Leute, ein wichtiges Angebot, das wir sehr gerne anbieten würden“, meint sie. Derzeit werden intensiv die Möglichkeiten, entsprechende Einrichtungen auch wieder im Stadtgebiet zu verorten, geprüft.

Bei der zukünftigen Entwicklung des Franck-Areals gebe es entsprechende Absichten (die BZ berichtete). „Allerdings muss neben dem Ort auch ein verlässlicher Betreiber gefunden werden“, gibt die Pressesprecherin zu Bedenken.

Sachsenheim

In Sachsenheim gibt es laut Pressesprecher Arved Oestringer im Bereich Clubs kein spezielles Angebot nur für junge Personen. „Die Zahl der Diskotheken hat deutschlandweit in den letzten Jahren außerhalb großer Zentren abgenommen. Die Gründe hierfür sind häufig wirtschaftlicher Natur“, weiß er.

Explizit soll der Wunsch neuerdings nicht geäußert worden sein, sollte sich ein Betreiber oder die Einwohnerschaft mit dem Anliegen melden, werde die Verwaltung dies prüfen. Grundsätzlich stehe die Stadt einem solchen Vorhaben offen gegenüber.

„Entscheidend ist, dass es einen Betreiber geben muss, der unter wirtschaftlichen Aspekten bereit ist, in Sachsenheim eine solche Unternehmung zu starten“, sagt auch Oestringer. Darüber hinaus könne ein Club oder eine Disco nur in einem dafür vorgesehen Bereich errichtet werden, aufgrund der Lärmbelästigung sind sie in vielen Gebieten untersagt. „In Gewerbegebieten sind solche Vorhaben in der Regel aber zulässig.“

Bietigheim-Bissingen

In Bietigheim fehlt von Clubs und Discos ebenfalls jede Spur. „Die Stadt organisiert das nicht, es handelt sich um Betriebe, die von privater Seite eingerichtet werden müssen. Da dies bisher niemand getan hat, wird wohl keine ausreichende Nachfrage von potenziellen Betreibern gesehen“, sagt die Leiterin des Presseamtes, Anette Hochmuth. Vor einigen Jahrzehnten gab es in der Stadt solche Ausgehmöglichkeiten. In der demnächst startenden Ausstellung „BiBi Pop“ im Stadtmuseum werden diese genauer beschrieben.

Jugendgemeinderat Vaihingen

Lias Walker ist der erste Sprecher des Jugendgemeinderats Vaihingen. „Wir würden uns mehr Clubs und Discos in der näheren Umgebung wünschen. Als Vaihinger haben wir das Privileg, gut an Stuttgart angebunden zu sein. Problem hierbei ist nur, dass die Züge bis circa 3 Uhr und dann erst wieder ab 6 Uhr fahren“, erklärt er. Weiterhin sei das gemeinsame Fortgehen erschwert, wenn nicht alle Freunde aus Vaihingen kommen.

Die Vaihinger Jugend sehne sich nach einer eigenen Diskothek, „in meinen Gesprächen mit den Jugendlichen ist der meistgenannte Wunsch ein Club.“ Sämtliche Angebote, die einer „Clubatmosphäre“ nahekommen und regelmäßig oder einmalig stattfinden, würden gut besucht und mit Freude angenommen werden. „Der ideale Ort für einen Club wäre unserer Meinung nach die alte Drehscheibe, eine geschlossene Bar am Bahnhof.“ Das Einzugsgebiet sei relativ groß und der Standort attraktiv, der Weg vom Zug bis zum Club würde nur wenig Meter betragen. „Aus unserer Sicht wären auch Bietigheim und Ludwigsburg interessant. Die Städte haben jeweils noch einmal mehr zu bieten und sind auch gut erreichbar“, meint er.

Vaihingen

Nach einer Onlinebefragung unter Jugendlichen habe sich laut Astrid Kniep von der Stadt Vaihingen herauskristallisiert, dass der Wunsch nach Treffmöglichkeiten groß ist.

„25 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wünschen sich ein Kino, zehn Prozent eine Bar, einen Club oder eine Disco“, sagt sie. Einst privat betriebene Lokalitäten in Vaihingen gebe es längst nicht mehr – ebenso wie viele andere Clubs im Umland. Gemeinsam mit dem Jugendgemeinderat und der Jugendarbeit wurde nun aber im Nachgang der Befragung eruiert, wie das Freizeitangebot für Jugendliche aus der gesamten Stadt verbessert werden kann.

Als Beispiel zählt Kniep die Bürgeraktion „Das Strandleben“ auf dem Vaihinger Marktplatz auf, dieser soll durch einen Bar-Container mit Cocktails und Livemusik sowie Vorführungen attraktiver für junge Menschen werden. „Mit Blick auf die Gartenschau 2029 wollen wir ebenfalls besondere und vor allem nachhaltige Angebote für die Zielgruppe schaffen“, verrät sie.

 
 
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