Ausgrabungen in Pleidelsheim Erdreich gibt Spuren aus dem Mittelalter preis

Von Uwe Mollenkopf
Die Ausgrabungen auf dem Gelände des zukünftigen Ärztehauses an der Wiegehalle in Pleidelsheim. Foto: Martin Kalb

Vor dem Bau eines Ärztehauses neben der Wiegehalle wurde eine Rettungsgrabung gestartet. Die von den Archäologen entdeckte Keramik stammt aus dem 10. bis 12. Jahrhundert.

Akribisch durchsuchen derzeit Mitarbeiter der archäologischen Fachfirma fodilus Gmbh ein Areal neben der Wiegehalle, zwischen Riedbach- und Gartenstraße, in Pleidelsheim. Dort ist ein Ärztehaus geplant, doch weil im Boden Spuren aus der Vergangenheit vermutet werden, sind zuerst die Ausgräber dran. Eine Rettungsgrabung soll die archäologischen Kulturdenkmale dokumentieren.

„Der Bereich befindet sich innerhalb einer sogenannten archäologischen Prüffallfläche“, erläutert Julia Christiansen, Sprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart. Ganz in der Nähe seien bei Baumaßnahmen schon einmal frühmittelalterliche Bestattungen gefunden worden. Deshalb hatte das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart im Februar und März Sondierungsgrabungen vorgenommen – und wurde fündig: „Diese Voruntersuchung ergab im gesamten nördlichen Teil der Fläche mittelalterliche Siedlungsspuren unter einer gut einen Meter starken Überdeckung“, berichtet Christiansen.

Auch in der südlichen Hälfte der Fläche, die bis in größere Tiefe von Schwemmschichten des unter der Riedbachstraße verlaufenden Baches geprägt ist, erscheinen Grabungen lohnenswert. Hier fänden sich sowohl mittelalterliche als auch bis in römische Zeit zurückgehende Schichten. Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels sei mit einer guter Erhaltung organischen Materials wie Holz zu rechnen, so die Sprecherin.

Tatsächlich konnte die archäologische Fachfirma, die auf dem Gelände seit dem 15. Juni tätig ist, bislang Spuren aus verschiedenen Epochen aufdecken. Sie reichen bis mindestens ins Hochmittelalter (10. bis 12. Jahrhundert) zurück. „Erwähnenswert ist außerdem, dass sehr kleine Bruchstücke von römischer sowie mittelalterlicher Keramik angetroffen wurden“, teilt Julia Christiansen mit. „Die Herkunft ist noch unklar, spricht aber für eine römische Besiedlung in der Nachbarschaft.“ Im weiteren Verlauf der Ausgrabung solle dieser Frage nachgegangen werden.

Grubenhäuser und Ofen

Vor allem zahlreiche Pfosten und Gruben erfassten die Ausgräber in den bisher bearbeiteten Bereichen. Es konnten vier Grubenhäuser und ein Ofen identifiziert werden.

Pfostengruben sind die Reste von Häusern, die auf Pfosten ruhen. Grubenhäuser sind kleine, ein Stück in den Boden eingetiefte Häuser, die gewöhnlich wirtschaftlichen Zwecken dienten – oft der Textilverarbeitung aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit. Ein nur 20 Zentimeter flach erhaltenes Grubenhaus sei bereits vollständig ausgegraben, ein zweites könne aufgrund der Tiefe von gut 90 Zentimetern fast schon als Erdkeller bezeichnet werden, berichtet die Sprecherin. Undeutliche Reste eines Laufhorizontes ließen den alten Fußboden erahnen.

Die geborgene Keramik lasse sich nach erster Betrachtung der älteren gelbtonigen Drehscheibenware, Typ Jagstfeld, zuordnen. Diese wurde zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert angefertigt.

 
 
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