Bauern-Serie Bei den Wetterkapriolen ist Spontanität gefragt

Von Jürgen Kunz
Bei der Ausbringung der Kartoffeln ist von Christine Bayha auch Handarbeit gefordert. Foto: /Oliver Bürkle

Die BZ begleitet ein Jahr Christine Bayha vom Bönnigheimer Hofguts Bellevue. Die nassen Felder im März und April waren eine besondere Herausforderung.

„Die Wetterstation, das Messgerät für die Bodenfeuchtigkeit und der Windmesser sind meine ständigen Begleiter“, sagt Christine Bayha, Chefin des Bönnigheimer Hofgutsguts Bellevue, die von der BZ ein Jahr lang auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb begleitet wird. Eigentlich geht es im März mit der Felderbestellung rund, aber die vergangenen Wochen sind für die Bauern „doch etwas herausfordernd“, wie Bayha sagt. Wegen der Nässe sei es in diesem Jahr deutlich schwieriger die Felder zu befahren und nur an einzelnen Tagen möglich. „Das Wetter gibt den Arbeitsalltag vor“, erklärt die 33-Jährige.

Dennoch sind die Braugerste, die Sommerzwiebel und die ersten Zuckerrüben gesät und die ersten Frühkartoffeln im Boden und mit Folie abgedeckt. „Mit den Kartoffeln wären wir gerne etwas weiter“, so Bayha, aber bei der nassen Erde „macht man durch Verdichten mehr kaputt, als man gewinnt“. Am Montag dieser Woche waren die Böden nun endlich soweit abgetrocknet, dass die Kartoffeln mit der Unterstützung eines Lohnunternehmens mit großem Gerät gepflanzt werden konnten. Anfang April sind die Kartoffeln die letzten Früchte, die ausgebracht werden.

Seit vielen Jahren arbeitet das Hofgut Bellevue mit zwei Lohnunternehmer zusammen. Bayha: „Hier sind die Lohnunternehmer Landwirte, die sich in ihrem Betrieb auf Kartoffeln spezialisiert haben.“ Die Landwirtschaft sei eben eine Branche, in der man eng zusammenarbeitet und sich gegenseitig hilft. Es würden auch Maschinen gemeinsam gekauft oder ein Flächentausch vorgenommen, um die Fruchtfolge einhalten zu können, erklärt die studierte Agrarwirtschaftlerin: „ Die Fläche eines Kollege, der zum Beispiel keine Kartoffeln anbaut, bewirtschaften wir mit Kartoffeln, und er wiederum baut dann Getreide auf unserem bisherigen Kartoffelacker an.“

Durch den Fruchtwechsel, die zeitliche Abfolge der auf einer landwirtschaftlichen Fläche angebauten Nutzpflanzen im Laufe der Vegetationsperiode und Jahre, geht es vor allem darum Fruchtfolgekrankheiten zu verhindern. Weizen kann beispielsweise nur alle zwei bis drei Jahre auf dem gleichen Feld angebaut werden. „Zwiebeln sind ganz empfindlich, die darf man frühestens alle fünf Jahre wieder auf der gleichen Fläche anbauen“, so Bayha.

Eine Besonderheit des Hofguts Bellevue ist der Anbau von Knoblauch auf einer Fläche von rund sechs Hektar. Die rund zehn bis zwölf Tonnen frischen Knoblauch werden dabei zum großen Teil an Großhändler verkauft, der diesen dann an den Lebensmitteleinzelhandel vertreibt. Am Ende des Studiums der Agrarwirtschaft in Nürtingen und einem Praktikum in einem Gemüseanbaubetrieb stellte Christine Bayha erste Überlegungen zum Knoblauchanbau im elterlichen Bauernhof an. „In Spanien habe ich ein Knoblauchseminar besucht“, erzählt die 33-Jährige, und natürlich suchte sie vor dem Anbau zunächst einen Händler und vereinbarte mit diesem entsprechende Liefermengen.

Im März und Anfang April stand – „nebenher“, wie Bayha sagt – Pflanzenschutzmaßnahmen und die Nährstoffversorgung der Kulturen mit Mineraldünger auf dem Arbeitsplan. Der Knoblauch sei inzwischen fertig versorgt, auch der im Oktober gesäte Winterweizen und die Braugerste, die im März ausgebracht wurde, „die braucht immer am Beginn eine Düngung“, merkt Bayha an.

 
 
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