Besigheim Die Hälfte des Lebens Bürgermeister

Von Michael Soltys
Steffen Bühler wirft noch einmal einen Blick vom Waldhornturm über seine Stadt. Foto: /Oliver Bürkle

Nach 32 Jahren scheidet Steffen Bühler aus dem Amt aus und wird an diesem Mittwoch offiziell verabschiedet. „Eine Stadt wird nie fertig“, sagt er.  

Den nötigen Abstand hat er längst gewonnen, die restlichen Aufgaben auf seinem Schreibtisch sind überschaubar. „Ich bin entspannt“, sagt Steffen Bühler. 32 Jahre lang, und damit die Hälfte seines Lebens, war Bühler Bürgermeister von Besigheim. Nach 32 Jahren verlässt der 64-Jährige zum Ende des Monats das Rathaus und geht in den Ruhestand. Vier Wahlperioden auf dem Chefsessel und damit verbunden unzählige Sitzungen in verschiedenen Gremien, die Termine am Wochenende, die vielen erfreulichen und unerfreulichen Gespräche und Verhandlungen mit Bürgern und Behörden: „Das müssen die neuen Kollegen erst einmal schaffen“.

400 geladene Gäste bei der Verabschiedung

Und jetzt? Die nächsten Wochen bis zur Kommunalwahl Anfang Juni sind noch halbwegs gefüllt. An diesem Mittwochabend folgt die offizielle Verabschiedung in der Stadthalle Alte Kelter vor 400 geladenen Gästen und vielen Besigheimer Bürgern. In Kürze nimmt er noch an einer Bürgermeister-Versammlung in Ingersheim teil. Im Gemeindetag stehen ebenfalls noch einige Aufgaben an. Dort ist Bühler Mitglied im Sozial- und Gesundheitsausschuss. Und auch im Kreistag, wo der scheidende Bürgermeister der CDU-Fraktion angehört, sind noch Gespräche zu führen. Für dieses Gremium wird er nicht wieder kandidieren, Bühlers Abschied aus der Kommunalpolitik ist endgültig.

„Ab Juli wird es endgültig ruhiger“, sagt er. Dann bleibt Zeit für einen Tanzkurs mit seiner Frau Ute, die ebenfalls im Ruhestand ist, für eine Tour tagsüber mit dem Fahrrad oder dem Motorrad bei schönem Wetter. Städtereisen möchte das Paar unternehmen. Zu einem Französisch-Kurs bei der VHS werde er sich anmelden. Ob er beruflich noch einmal aktiv wird, werde sich zeigen. „Jedenfalls werde ich nichts tun, was den Wirkungskreis der Stadt Besigheim betrifft“, sagt er. Was ist gut gelaufen in 32 Jahren, was hätte man im Rückblick anders anpacken sollen? Das sind Fragen, die Bühler zurückhaltend beantwortet. „Eine Stadt ist nie fertig“, sagt er. „Das macht die Arbeit interessant, vielseitig und spannend.“ Bestes Beispiel ist die Stadtmauer, die immer mal wieder unerwartet saniert werden muss, wenn Teile baufällig werden. Bei den großen Aufgaben jedenfalls wie den Schulen und den Kitas sei Besigheim mit den Projekten und Planungen für Erweiterungen und Neubauten „auf dem Stand der Dinge“. Doch eine Stadt lebt nicht nur von der Erfüllung solcher Pflichtaufgaben, ist er überzeugt, „sie muss auch aus einer eigenen Entwicklung heraus leben“, sagt Bühler.

Enzpark eignet sich nicht als Denkmal

Dafür steht die Realisierung des Enzparks, der jetzt im Süden fertig ist und im Norden Richtung Radsportheim weitergeführt wird. Bühler kennt das Geraune, er habe sich mit dem Enzpark in seiner letzten Amtszeit eine Art Denkmal setzen wollen. Doch er steht zu dem Projekt. Er erinnert an die Zeiten, als dort, wo heute eine Parklandschaft die Bürger anzieht, bis zu 150 Autos parkten. „War das wirklich schöner?“, fragt er. Was stimmt: In den letzten Jahren seiner Amtszeit, ohne die Wiederwahl vor Augen, sei es ihm leichter gefallen, seine Überzeugung nach außen zu vertreten. „Doch als Denkmal eignet sich der Park nicht.“

Dieses Selbstbewusstsein bekamen in den letzten Jahren auch Gemeinderäte zu spüren, vor allem aus den Reihen der CDU, die sich nach Bühlers Gespür allzu oft in die Rolle der Opposition begaben. Die Scharmützel mit der CDU-Fraktion seien „gelegentlich erbaulich“ gewesen, „gelegentlich waren sie auch ärgerlich“. „Manchmal mochte man nicht glauben, dass wir derselben Partei angehören.“ Gelöst hat sich Bühler auch vom Gefühl der Verantwortung. Für Fragen stehe er seinem Nachfolger Florian Bargmann jederzeit zur Verfügung. Aber er werde sich „eher auf die Zunge beißen“ als zur Lokalpolitik Stellung zu nehmen. Am Gründonnerstag wird er Bargmann seinen Schreibtisch übergeben.

 
 
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