Bewässerung im Weinberg Jedes Tröpfchen ist kostbar

Von Birgit Riecker
Wolfgang Händel aus Bönnigheim sorgt für Tröpfchenbewässerung in den Weinbergen. Foto:  

Pflanzen lieben es: Wasser. Damit es nicht verschwendet wird, gibt es verschiedene Arten zum Gießen. Der 56-jährige Hohensteiner Wolfgang Händel kennt sie alle.

Tröpfchen für Tröpfchen. Junge Rebanlagen brauchen ausreichend Wasser, damit die Beeren später Grundlage für einen guten Wein werden können. Das ist die Devise des Bewässerungsfachmanns Wolfgang Händel. Seine Erfahrung ist in der vom Klimawandel ausgelösten zunehmenden Trockenheit und Hitze Gold wert. Gesammelt hat er sie als Wengerter. „Bewässerung kann man in Deutschland nicht lernen“, sagt er. „Studieren kann man es nur im Ausland.“ Daher half ihm das „Learning by Doing“, die Vertrautheit mit der Kultur, am Anfang sehr. Immer wieder kamen Wengerterkollegen auf ihn zu, um von seinem Wissen zu profitieren. „Schon vor dem Jahr 2000 haben wir dann in Bönnigheim eine Bewässerungsgemeinschaft gegründet“, erzählt er. Und da war er dann der Vorstand, der sich mit immer mehr Anfragen beschäftigen musste.

Beratungen heiß begehrt

Die Bewässerung der Weinberge war nicht mehr verboten, die zunehmenden Trockenphasen und der heiße Sommer 2003 führten zu einer großen Bewässerungsnachfrage. Kannte man bisher vor allem die „Über-Kopf-Bewässerung“, stand nun plötzlich die Frage nach einem ressourcenschonenden Umgang mit dem raren Gut Wasser im Mittelpunkt. „Die Über-Kopf-Methode mit ihrer unproduktiven Verdunstung wird inzwischen oft nur noch bei der Frostberegnung eingesetzt“, erklärt Wolfgang Händel. „Die Tröpfchenbewässerung kommt mit weitaus weniger Wasser aus.“ Für die gestiegene Nachfrage nach Beratung und die Suche nach Lösungen gründete Händel schon 2002 zusammen mit seiner Frau Margit die OHG „Händel Bewässerungstechnik“. Und die hat in den Sommermonaten mächtig zu tun. Auf der einen Seite ist es der Weinbau, auf der zweiten Seite sind es die Obstbauern, die Beratung, Ideen und Lösungen brauchen.

Vorbild Israel

„Wir haben hier aufgrund des guten Untergrunds sehr vitale Rebanlagen“, führt Händel aus. Doch junge Reben haben es erst einmal schwer, Fuß zu fassen. „Trockenheit, Begrünung und der eine und der andere Virus machen ihnen das Leben extrem schwer“, erklärt er. Deshalb brauchen sie in den ersten Jahren Unterstützung, um ihre Wurzeln tief in den Boden einzugraben und Kraft zu entwickeln. Diese Erkenntnis habe er zunächst in den Terrassen der Steillagen umgesetzt und die ersten Tröpfchenschläuche verlegt. „Das gibt es in Israel überall“, wie er selbst erlebt hat. Und die Notwendigkeit der Bewässerung wandere nun mit dem Klimawandel immer weiter nach Norden. „Zum Glück ist es bei uns noch eine Zusatzbewässerung“, sagt er.

So klappt es mit der EU-Förderung

Um in den Genuss einer EU-Förderung zu kommen, müssen Mindestinvestitionen getätigt werden. „Das lässt sich am besten mit Bewässerungsgemeinschaften erreichen“, erklärt Wolfgang Händel. Ein Beispiel hierfür ist die vollautomatische Bewässerungsanlage, die auf dem Cleebronner Michaelsberg gebaut wurde. Doch ist Wasser ein Allheilmittel? Nicht grundsätzlich, räumt er ein. Denn man lege ja Wert auf eine hohe Qualität.

Auf den Zeitpunkt schauen

Eine Bewässerung zur falschen Zeit „verwässere“ den Wein, bringe großen Ertrag mit weniger Aroma. Daher seien Zeitpunkt und Menge des zugeführten Wassers entscheidend. Das gelte auch zunehmend für die Obstbauern. „Die empfindlichen Beeren stehen dabei im Vordergrund“, erklärt er. Notreife müsse vermieden, süße oder große Früchte, je nach Wunsch, erzeugt werden. Manche Obstanlagen brauchen Tröpfchenschläuche und zusätzlich die Bewässerung von oben.

„Da spielen Pilze und sonstige Erreger eine komplizierte Rolle“, erklärt Händel. Deshalb sei es ihm und seiner Frau wichtig, individuelle und effiziente Lösungen für die Bewässerung zu suchen und zu finden.

Pilze machen es kompliziert

 
 
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