Bietigheim-Bissingen Aufregung um eine mögliche Spende

Von Claudia Mocek
Wendelin Wiedeking wollte über eine seiner drei Stiftungen, die insgesamt pro Jahr 200.000 bis 500.000 Euro erwirtschaften, der RKH Klinik Bietigheim-Vaihingen die neuartige Herz-Lungen-Maschine „Carl“ schenken. Foto: Helmut Pangerl

Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will für das Krankenhaus eine neuartige Herz-Lungen-Maschine kaufen. Doch die Regionaldirektion war über die mögliche Spende nicht informiert.

Jeder kann einen Herzstillstand bekommen. Derzeit überleben nur etwa zehn Prozent der Patienten, die außerhalb eines Krankenhauses reanimiert werden. Viele von ihnen haben schwere neurologische Folgeschäden. Das neue Behandlungsverfahren „Carl“, das am Uniklinikum Freiburg entwickelt wurde und bei dem eine eigens entwickelte kleine „Herz-Lungen-Maschine“ eingesetzt wird, zeigt laut Studie eine Überlebensrate von 42 bis 57 Prozent. Von dieser Studie hatte der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erfahren – und wollte über eine seiner Stiftungen ein solches Gerät für die RKH Klinik Bietigheim-Vaihingen anschaffen. Doch dazu kam es nicht. Die BZ hat nachgefragt, woran es lag.

Anton Hunger, Mitglied des Vorstands der Wiedeking Stiftung Stuttgart mit Sitz in Bietigheim-Bissingen, erklärt, dass Wiedeking sich auf Vermittlung durch Jürgen Kessing, Oberbürgermeister und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken, an Ärzte in der RKH Klinik Bietigheim-Vaihingen gewandt habe. Diese hätten ihm signalisiert, dass sie die Spende nicht annehmen könnten. Die Gründe: In Bietigheim gebe es weder ein Herzkatheterlabor, noch Spezialisten, die „Carl“ bedienen könnten. „Das scheint mir das Problem zu sein“, sagt Hunger. Wendelin Wiedeking befürchte, dass die Bietigheimer Klinik mit der Krankenhausreform, die am 15. Mai das Kabinett passiert hat, ins Hintertreffen gerät. Wegen der anstehenden Reform waren die Ausbaupläne in Bietigheim zunächst auf Eis gelegt worden (die BZ berichtete). Andere Kliniken wie etwa in Schorndorf hätten ein Herzkatheterlabor bekommen, „warum geht das nicht in Bietigheim?“, fragt Hunger.

Krankenhausreform abwarten

„Eine hochkomplexe Einrichtung wie ein Herzkatheterlabor macht für ein Krankenhaus wie Bietigheim keinen Sinn“, sagt der Sprecher der RKH Kliniken, Alexander Tsongas. Der Grund: Ein solches Labor gibt es bereits am Standort Ludwigsburg. Auf die Frage, ob „Carl“ denn theoretisch dort eingesetzt werden könne, antwortet Tsongas: „Der Regionaldirektion war das Angebot der Wiedeking Stiftung nicht bekannt.“ Üblicherweise würden sich Stiftungen an die Geschäftsführung wenden, um Spenden im Vorfeld mit den Bedürfnissen der Kliniken abzustimmen.

Was den durch den Aufsichtsrat gestoppten Ausbau der Klinik in Bietigheim angeht, habe man vor Abschluss der Krankenhausreform auf Bundesebene keine Fehlinvestitionen tätigen wollen, sagt Alexander Tsongas. Erst wenn die Ausführungsbestimmungen für die Reform vorliegen, sei es sinnvoll, die bisherigen Pläne weiterzuentwickeln..

 
 
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