Bietigheim-Bissingen Bei Klimaentscheidungen alle Bürger mitnehmen

Von Jonathan Lung
Umweltministerin des Landes, Thekla Walker (links), und Tayfun Tok im Gespräch über Klimaschutz vor Ort. Foto: /Oliver Bürkle

Grüne und GAL diskutierten in der Bietigheimer Fußgängerzone, welche Maßnahmen in Sachen Klimaschutz sinnvoll sind.

Wie kann Klimaschutz vor Ort gelingen? Das war die Frage, die man sich am vergangenen Dienstagabend in der Bietigheimer Fußgängerzone gestellt hat. Genauer an der Enzbrücke direkt am Kronenzentrum, unter den grünen Sonnenschirmen der Grün-Alternativen Liste (GAL) sowie der Partei Die Grünen. Die Referentin, baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker, ist sich sicher: Eine „frühzeitige Einbindung der Bürger“ sei entscheidend für das Gelingen und die Akzeptanz einzelner Maßnahmen.

Positive Auswirkungen

Nicht nur über Verbände sollte die Politik den Kontakt mit den unmittelbar Betroffenen suchen. Das Konzept der „zufälligen Bürgerbeteiligung“, das in Baden-Württemberg schon praktiziert wird, hält sie für zielführend: Man könne bei solchen Beteiligungen positive Auswirkungen auf Veränderungen in der Stadt bereits messen. Eine möglichst umfassende Teilhabe an Entscheidungsprozessen sei also das Ziel, denn: „Es geht ja nicht um etwas Abstraktes, was der Gemeinderat beschlossen hat“. Klimaschutzmaßnahmen bei Wärmewende, Mobilität und Bauen betreffen jeden. Foren helfen also , „die Debatte zu versachlichen und Entscheidungen vorzubereiten.“

Zusammen mit der Ministerin stellten sich Salome Ebinger, Albrecht Kurz und Mathias Schmid den Fragen von Landtagsabgeordneten Tayfun Tok (Die Grüne), der den drei Kandidaten für die Kreistagswahl am 9. Juni auf den Zahn fühlte. Wie soll der „Heizkeller Bietigheim-Bissingens“ aussehen ohne Öl und Gas, nachdem sich die Stadt die Klimaneutralität bis 2035 vorgenommen hat? Oder wie sollen ganze Quartiere klimaneutral werden?

Wärmenetze ausbauen, Fernwärme, energetisches Bauen, auch die Wärme der Kläranlage nutzen, Solarenergie ausweiten sind hier die Antworten. Planungen und Untersuchungen laufen, die Umsetzung allerdings kann dauern. Aber: „Wir brauchen Veränderung“, hieß es auch den Verkehr betreffend. Mehr Möglichkeiten für Fortbewegung mit dem Fahrrad oder zu Fuß seien dringen notwendig, stellte Schmid fest. „Man sollte die Freiheit haben, nicht auf das Auto angewiesen zu sein“, ergänzte Tok. Bei der Suche nach neuem Wohnraum will man auch eher bereits bestehende Gebiete und Quartiere neu nutzen, als neue Flächen zu erschließen.

Ist Klima ein Thema der Reichen?

Ist Klimaschutz generell ein Thema der Besserverdienender? Wie kann man Geringverdiener mitnehmen? Ärmere sind vom Klimawandel besonders stark betroffen, war man sich einig. Eventuell keine Klimaanlage oder einen eigenen Garten, ein täglicher Freibadbesuch vielleicht unerschwinglich – es bedarf hier einer „Klima-Gerechtigkeit“. Schon kleine Maßnahmen hätten aber große Wirkung, wie etwa Schatteninseln in der Innenstadt oder ein Trinkbrunnen. Die beste Chance gegen den Klimawandel seien ohnehin: „Viele neue Anpacker im Gemeinderat“, so Walker.Jonathan Lung

 
 
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