Bietigheim-Bissingen: Die beiden Pur-Gitarristen im Doppelinterview „Wenn man offen ist, kann man immer etwas lernen“

Von Jörg Palitzsch
Rudi Buttas (links) und Severin von Sydow sind beide Gitarristen bei der Bietigheim-Bissinger Band Pur – einer seit 1980, einer seit 2022. Wie das zwischen den beiden so klappt, erzählen sie in einem Doppelinterview mit der BZ. Foto: /Oliver Bürkle

Rudi Buttas und Severin von Sydow sind die beiden Gitarristen der Bietigheim-Bissinger Band Pur. Sie pflegen ein respektvolles Miteinander, jeder weiß, was er zu tun hat.

Der Altersunterschied zwischen den beiden Gitarristen der Band Pur, die in Bietigheim-Bissingen gegründet wurde, Severin von Sydow (28) und Rudi Buttas (68), beträgt 40 Jahre. Beide Pur-Gitarristen geben im BZ-Interview vor der nächsten Tour einen Einblick in ihre musikalische Arbeit, ihre Vorbilder und Vorlieben für gewisse Gitarrenmarken.

Rudi Buttas, Sie spielen seit 1980 bei Pur; Severin von Sydow, Sie sind seit 2022 dabei. Wer lernt von wem?

Rudi Buttas: Jeder von jedem. Wenn man offen ist, kann man immer etwas lernen. Wobei die neue Generation der Gitarristen eine fundierte Ausbildung haben.

Severin von Sydow: Ich lerne von der ganzen Band. Vor allem von den Erfahrungen, die die Bandmitglieder haben, vor einem großen Publikum zu spielen. Das war für mich wie von 0 auf 500 PS.

Gibt es Konkurrenz?

Sydow: Die gibt es nicht.

Buttas: Wir haben völlig unbefangen miteinander begonnen und die Rollenverteilung war von Anfang an klar.

Wie funktioniert die Kommunikation auf der Bühne?

Sydow: Ich bin in der Regel immer etwas hinten und Rudi steht meistens vorne neben Sänger Hartmut Engler. Vieles kommt aus dem Gefühl heraus und bei den Shows sieht man auch, was auf der Bühne passieren kann.

Buttas: Im Prinzip moderiert Hartmut Engler die Show. Man weiß als Gitarrist, wo er seine Pausen hat und versucht diese dann zu füllen.

Haben Sie Vorbilder?

Buttas: Einer der führenden Gitarristen, obwohl er auch manchmal unterschätzt wird, ist für mich David Gilmour von Pink Floyd, weil er jeden Ton draufhat, der sitzt. So etwas können nur ganz wenige Gitarristen.

Sydow: Mich hat schon Jimi Hendrix sehr beeinflusst. Dann Dominic Miller, der viel mit Sting zusammengearbeitet hat, und der brasilianische Gitarrist Mateus Asato, mit dem ich auf einer Uni in Los Angeles war. Wir haben zusammen im legendären Rockclub Whisky a Go Go gespielt, der Typ ist komplett next Level.

Wie sehen die Vorbereitungen für die anstehende Tour 2024 aus?

Buttas: Es wird ja jetzt nicht so ganz aufregend Neues dabei sein. Jeder weiß, was er zu tun hat, die Parts sind aufgeteilt. Diese nimmt sich jeder einzeln vor, dann treffen wir uns mit Keyboarder Matthias Ulmer und dann sehen wir, was funktioniert und was nicht funktioniert. Anschließend kommen Schlagzeuger Frank Dapper und Cherry Gehring dazu und ganz am Schluss Hartmut Engler.

Wie wichtig sind Ihnen Fans?

Sydow: Ich bin ja in der privilegierten Situation, zu einem bestehenden Fankreis von mehreren Hunderttausend Leuten dazuzukommen. Ich freue mich, da extrem gut aufgenommen worden zu sein. Wenn man mit Pur auf die Bühne geht und alle rasten von der ersten Sekunde an aus, ist das schon beeindruckend.

Gibt es einen Pur-Lieblingssong?

Buttas: Für mich ist es „Bitte lieber Gott“, ein Rock-Monument über acht Minuten in verschiedenen Tempi, Rhythmuswechseln und Harmonien ohne Ende. Auch textlich eine Hammer-Nummer.

Sydow: Ich liebe „Seiltänzertraum“, ein unglaublicher Song, den ich auch live sehr gern spiele.

Buttas: Eine magische Nummer.

Sind denn Soloprojekte für Sie eine Option?

Buttas: Warum nicht?

Sydow: Ich schreibe auch viele eigene Song, was ich sicher weitermachen werde. Vielleicht bringe ich schon was im nächsten Jahr raus. Es doch wichtig, noch einen weiteren Output zu haben, um künstlerisch tätig zu sein. Vielleicht schreiben wir auch mit Pur noch Songs.

Welche Gitarrenmarken spielen Sie am liebsten?

Buttas: Ich spiele mit Herzblut Ibanez-Gitarren.

Sydow: Ich war lange Zeit bei Fender, dann bin ich vor zweieinhalb Jahren auf die Firma Suhr gekommen, auch inspirierte durch den Gitarristen Mateus Asato. Unglaublich gut gemachte Gitarren, die allerdings auch auf der teuren Seite stehen. Deshalb besitze ich bis jetzt nur eine Suhr.

Wo sehen Sie Pur in zehn Jahren?

Buttas: Wenn, wer auch immer es zulässt und darüber entscheidet, werden wir immer noch auf der Bühne stehen. Wir wollen immer noch Musik machen, es war auch die letzten 40 Jahre immer erfüllend.

Sydow: Wenn es die Umstände zulassen, bin ich auf jeden Fall noch bei der Band.

Vielen Dank für das Gespräch. 

 
 
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