Bietigheim-Bissingen Eine Kirche, umgeben von Hochhäusern

Von Uwe Mollenkopf
Die Kirche Sankt Johannes, wie sie sich heutzutage präsentiert. Foto: /Oliver Bürkle

Im Wohngebiet Buch erhielten die Katholiken Anfang der 70er-Jahre eine eigene Kirche. Vor 50 Jahren wurde Richtfest für die Johanneskirche gefeiert.

Mit der Aufsiedelung des Wohngebiets Buch in Bietigheim, in dem viele Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Bleibe fanden, wurden auch neue Gotteshäuser benötigt. Insbesondere auch für die Katholiken im vormals protestantischen Bietigheim. Nach den Recherchen des Stadtarchivs gab es bereits seit 1966 Planungen zum Bau eines katholischen Gemeindezentrums im Buch. Bis zur Umsetzung dauerte es etwas, aber im August 1972 begannen die Bauarbeiten für die Kirche Sankt Johannes. Am 8. Juli 1973, also vor 50 Jahren, konnte Grundsteinlegung und Richtfest gefeiert werden.

Verantwortlich für die Pläne zeichnete das Stuttgarter Architekturbüro Prenzel, das bereits die Bissinger Kirche „Zum Guten Hirten“, die 1969 geweiht worden war, entworfen hatte. Bis die neue Kirche fertig war, durften die damals rund 3600 Katholiken im Stadtteil Buch als Gäste die 1968 eingeweihte evangelische Pauluskirche mit nutzen.

500 Gäste beim Richtfest

Zu dem Fest am 8. Juli 1973 kamen rund 500 Personen, darunter auch die damalige Rathausspitze mit Oberbürgermeister Karl Mai und Bürgermeister Manfred List. Die Grundsteinlegung nahm Dekan Paul Kopf aus Steinheim vor. Der Grundstein war vom Bildhauer Alfred Tmé gestaltet worden und zeigt einen Adler, das Symbol des Evangelisten Johannes, sowie die Worte aus dem Johannesevangelium „Alle sollen eins sein“. In den Grundstein fügte man eine Kupferkapsel ein, die unter anderem die Urkunde zur Grundsteinlegung, Tageszeitungen, Geldmünzen und das Programm der Feier enthielt.

Beim anschließenden Gemeindefest wurden auch Führungen durch den Rohbau angeboten. Wie die Kirchengemeinde auf ihrer Homepage schreibt, ist das Gebäude im Zentrum des östlichen Teils des Wohngebiets Buch von einer Staffelung kubischer Baumassen und einem Wechselspiel von horizontalen und vertikalen Linien geprägt. Inmitten eines städtischen Siedlungsgebietes, umgeben von Hochhäusern und großen Schulgebäuden, sei versucht worden, deren Formensprache aufzunehmen. Die Höhenentwicklung der Baumassen sei zugleich „ als gegenläufige Bewegung zum Gelände gedacht, um die Baumasse von den nahe gelegenen Hochhäusern zu distanzieren“.

394 Plätze

Die künstlerische Ausgestaltung des Altarraumes übernahm der Bildhauer Gerhard Tagwerker. Als Steinmaterial wurde Muschelkalk gewählt, die Metallteile wurden in Bronzeguss ausgeführt, so die Kirchengemeinde. Die Lichtführung auf den Altarraum erfolgt über Oberlichte und seitliche, künstlerisch gestaltete Farbfenster, die von Heribert Friedland gestaltet wurden. Die Kirche bietet Raum für 394 Plätze, 80 in der Werktagskirche und 50 auf der Empore. „Klinkerboden, weiß verputzte Wände, Pfeiler und Unterzüge als Konstruktionsteile in Sichtbeton sowie Deckenverschalung und Bänke in Holz sind die gestalterischen Materialien des Kirchenraumes“, heißt es in der Beschreibung.

Ein Jahr später, 1974, war die neue Kirche fertig. Sie kann also im kommenden Jahr 50-jähriges Bestehen feiern. Pfarrer Franz Brendle, unter dessen Leitung St. Johannes geplant und gebaut worden war, übernahm die neue Pfarrei. In jüngster Zeit (2021) ist St. Johannes Teil der neu errichteten „Katholischen Gesamtkirchengemeinde Bietigheim-Bissingen“ geworden.

 
 
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