Bietigheim-Bissingen Feinstes Hörvergnügen beim Orgelfrühling

Von Helga Spannhake
Erstmals spielte Friedemann Johannes Wieland, Kantor und Organist am Ulmer Münster, in der Bietigheimer Stadtkirche. Foto: /Oliver Bürkle

Der Ulmer Organist Friedemann Johannes Wieland brachte die „Königin der Instrumente“ zum Klingen.

Bei den kalten Temperaturen fanden leider nur wenige Menschen den Weg in die Bietigheimer Stadtkirche – nur gut 40 Stühle waren besetzt. Edyta Müller, die Organisatorin des Bietigheimer Orgelfrühlings und Kantorin der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Bietigheim begrüßte das Publikum und im Anschluss erklang Johann Sebastian Bachs „Fantasia et Fuga in g-Moll“ als klanggewaltiges erstes Stück des Konzertabends.

Orgel mit Möglichkeiten

Friedemann Johannes Wielands Finger glitten behände über die Manuale: „Ich habe mich auf Anhieb sehr wohlgefühlt an der Orgel“, erklärte er nach Konzertende. Der Kantor und Erste Organist am Ulmer Münster kam auf Einladung von Edyta Müller erstmals nach Bietigheim und als er am Vormittag anreiste, hatte es ihm die schöne Innenstadt gleich angetan.

Und auch für die 1983 von der Firma Tzschökel erbaute Orgel der Stadtkirche fand er lobende Worte: „So eine viel kürzere, direkt ansprechende Traktur bietet einem musikalisch in der Artikulation und der Gestaltung viel mehr Möglichkeiten“, als die doch deutlich größere Orgel im Ulmer Münster: „Dort kann ich solche Tempi nicht spielen“, führte Friedemann Johannes Wieland weiter aus. Denn im Ulmer Münster funktioniert aufgrund der größeren Nachhallzeit ein solch zügiges Tempo bei den Bachfugen nicht, die Töne würden verschwimmen.

Von Bach bis Pärt

Insgesamt fünf Werke erklangen im einstündigen Orgelkonzert: „Aufgrund des neobarocken Anstrichs der Orgel habe ich mich dazu entschlossen als Ankerpunkte Bach und Buxtehude zu setzen“, begründete Friedemann Johannes Wieland seine Programmauswahl und da er es zwar liebt zu kontrastieren, aber nicht den romantischen Kontrast setzen wollte, erklangen mit „Spiegel im Spiegel“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt und dem berühmten „Adagio for Strings“ des US-Amerikaners Samuel Barber auch zwei moderne Werke.

Von Edyta Müller als meditatives Stück angekündigt, entfaltete „Spiegel im Spiegel“ einen nahezu mystischen Sog: Geschrieben im typischen Tintinnabuli-Stil Arvo Pärts, bei dem er eine Melodie- und eine Dreiklangsstimme verwendet ebenso wie minimalistische Elemente. Auch das dritte Stück des Orgelkonzerts ließ die Orgel „singen“: Die berühmte Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ von Johann Sebastian Bach bestach durch ihren ruhigen sanglichen Duktus und erforderte von Friedemann Johannes Wieland wieder mehr Pedalspiel. Klanggewaltig auch das folgende Werk, das „Praeludium in g-Moll“ von Dieterich Buxtehude.

Barber als Kontrapunkt

Mit dem „Adagio for Strings“ des US-amerikanischen Komponisten Samuel Barber setzte Friedemann Johannes Wieland erneut einen modernen Kontrast zu den Orgelklassikern Bach und Buxtehude bevor das Orgelkonzert mit Johann Sebastian Bachs bekannter „Toccata und Fuge d-Moll“ ausklang. Für die Organisatorin Edyta Müller ein gelungener Abend und vom Spiel des Musikerkollegen war sie inspiriert: „Ich beobachte, wie die anderen Organisten registrieren und jeder interpretiert die Stücke anders. Das ist für mich spannend“.

Am nächsten Samstag, 27. April, findet um 19 Uhr das dritte und letzte Orgelkonzert des diesjährigen Bietigheimer Orgelfrühlings statt. Erwartet wird dazu die Organistin Tamara Badalyan.

 Helga Spannhake

 
 
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