Bietigheim-Bissingen Gehörlose und Hörende spielen gemeinsam Dart

Von Petra Neset-Ruppert
Michael Ruhe spielt für die „Deaf Black Panther“ der Behindertensportfreunde Bietigheim 2015 Dart. Im Verein spielen Hörende und Gehörlose gemeinsam. Foto: /Oliver Bürkle

Bei den Behindertensportfreunde Bietigheim 2015 spielen Gehörlose und Hörende gemeinsam Dart. Gehörlosigkeit kann bei großen Turnieren ein echter Vorteil für die Spieler sein. Im kommenden Jahr möchte der Verein die Deutsche Meisterschaft im Gehörlosen Dart in Bietigheim-Bissingen ausrichten.

Hoch konzentriert werden die Pfeile auf die Scheibe geworfen. Noch spielen sie sich ein, doch gleich geht es los: Die „Deaf Black Panther“ machen sich bereit, für ihr Liga-Spiel gegen die „Poster Tigers“ aus Bissingen. In den Vereinsräumen der Behindertensportfreunde Bietigheim 2015 ist die Stimmung ausgelassen. Das besondere an den „schwarzen Panthern“? Sie sind ein „Mixed Team“, in dem Gehörlose und Hörende gemeinsam spielen. Erst kürzlich hat der Verein bei der Deutschen Meisterschaft im Gehörlosen-Dart den dritten Platz gemacht, und im kommenden Jahr soll ein großes Turnier nach Bietigheim-Bissingen kommen.

„2015 haben wir den Verein gegründet, damals waren wir elf Mitglieder, alle gehörlos. Wir haben in einem kleinen Raum in Tamm gespielt. 2018 haben wir dann die Räume hier in Bietigheim umgebaut“, erzählt Peter Schöneich, Vorsitzender der Behinderten Sportfreunde Bietigheim 2015. In den Kellerräumen der TSV-Vereinsgaststätte trainieren mittlerweile 35 Mitglieder, 21 von ihnen sind gehörlos. Gemeinsam mit Hörenden spielen sie in der B-Liga, den Aufstieg in die A-Liga haben sie vor Augen.

Ein Verein für alle

„Wir wollten uns öffnen. Ein Verein für alle, ob mit oder ohne Behinderung“, so Schöneich. Auch drei ukrainische Flüchtlinge haben bei ihnen ein sportliches Zuhause gefunden. Verständigung sei kein Problem, denn die Gebärdensprache ist international, sagt auch Daniel Edel. Er gehört zu den Hörenden im Verein und spielt seit einem halben Jahr mit. Er habe sich verschiedene Dart-Mannschaften angesehen, bei den Bietigheimern habe es dann „gepasst“. „Hier ist es meistens leise, wenn man spielt. Das war anfangs etwas ungewohnt.“ Mit Hilfe von Hörgeräten sind die gehörlosen Spieler in der Lage, sich mit den Hörenden zu unterhalten. Die eine oder andere Gebärde können auch die Hörenden, und so kann man sich verständigen. Beim Dart seien die Gehörlosen im Vorteil, wenn große Turniere gespielt werden, sagt Edel: „Wenn es richtig laut ist, können sie ihre Hörgeräte ausschalten und sich besser Konzentrieren.“

„Wir sind offen für jeden und freuen uns, wenn neue Mitspieler bei uns vorbeischauen möchten. Egal ob gehörlos oder hörend. Es geht darum, dass man zusammenkommt und gemeinsam Dart spielt. Wir organisieren auch immer wieder Feiern, damit man auch außerhalb des Sports zusammenkommt“, sagt Vorsitzender Schöneich. Gerade diese Atmosphäre habe Thorsten Karp in den Verein gebracht: „Ich habe vorher in einem anderen Verein mit Hörenden gespielt. Kannte die gehörlosen Mannschaft und kam dann dazu. Es ist einfach ein anderes Gemeinschaftsgefühl. Hier ist immer alles positiv und macht Spaß. Erst über den Sport kam ich in Kontakt mit Gehörlosen.“

Gerade das Inklusive spielt auch für Uwe Stoll eine wichtige Rolle. Ob beim Fußball oder beim Bowling, er habe immer gerne in Teams gespielt, die inklusiv sind. Nach einer Erkrankung musste sich Stoll einen neuen Sport suchen und landete so bei den Behinderten-Sportfreunden: „So haben wir auch jemanden, der telefonieren kann“, lacht Stoll. Er besitzt noch 20 Prozent seines Hörvermögens.

Steven Diler gehört zu den Gründungsmitgliedern und entdeckte per Zufall die Räume des TSV-Bietigheim, in denen der Verein heute trainiert. Bereits seit 2010 spielt er Dart und weiß die „tolle Teamgemeinschaft“ in Bietigheim sehr zu schätzen. Einen Raum für Steel- und einen für E-Dart gibt es in Bietigheim. Mittlerweile funktionieren nur noch zwei E-Dart-Automaten.

3000 Euro pro Automat

Eine Spendensammlung haben die Mitglieder bereits 2019 begonnen, doch dann kam Corona. „Wir haben schon einige Spenden gesammelt, doch das reicht noch nicht. Ein Automat kostet um die 3000 Euro. Wir brauchen vier davon. Dafür benötigen wir um die 10 000 Euro“, erklärt Schöneich. Für 2023 habe der Verein auch den Zuschlag erhalten, die Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft auszurichten. „Da müssen wir auch noch mal aufrüsten“, so Schöneich. Der Verein freue sich daher über Spenden.

Der Verein hat ein großes Einzugsgebiet, da nur wenige Vereine Gehörlosen-Dart anbieten. Gerade einmal fünf Vereine in Baden-Württemberg gibt es, erklärt Schöneich. International ist der Verein auch gut vernetzt. An Turnieren in Tschechien habe man bereits teilgenommen, und einen regen Austausch gibt es auch mit dem schottischen Partnerverein in Glasgow. Gegenseitige Besuche waren vor Corona Standard. Schöneich hofft, dass das bald auch wieder möglich ist.

Behinderten Sportfreunde Bietigheim 2015 e. V.

Alle Informationen und Kontaktdaten zum Verein findet man online unter www.bsfbietigheim2015.de. Unter „Unterstützung“ gibt es alle Informationen rund um den Spendenaufruf des Vereins.

 
 
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