Bietigheim-Bissingen Mit Swing und Jazz in den Sommer    

Von Jörg Palitzsch
Nach langer Coronapause gab die Dürr Big Band wieder ein Konzert am Bissinger Unternehmenssitz.⇥ Foto: Oliver Bürkle

Das Konzert der Dürr Big Band und dem Max Greger jr. Quintett war auch ein musikalischer Befreiungsschlag von Corona.      

Von draußen drängten zahlreiche Besucher auf den Dürr Campus in Bissingen, drinnen hatte man das Mitarbeiterrestaurant zum Konzertsaal umfunktioniert. „Die Durststrecke war lang genug“, sagte Dr. Jochen Weyrauch, Vorstandvorsitzender der Dürr AG, in seiner Begrüßung über die Zeit ohne die Musik der Betriebsband.

Bewährtes Personal

Die Wiederauflage der renommierten Reihe „Dürr Big Band meets Friends“ geriet nach den langen, von Corona bestimmten Monaten dann auch wie ein Befreiungsschlag, für den der Profisaxofonist, Moderator und Bandleader Jürgen Bothner personell auf Bewährtes zurückgriff. Mit dabei das hochkarätige Münchener Max Greger jr. Quintett, inklusive der in Deutschland lebenden New Yorker Sängerin und Songwriterin Eva Leticia Padilla, ein Temperamentsbündel mit mexikanischen und puerto-ricanischen Wurzeln.

Im ersten Konzertteil zeigte die Dürr Big Band unter dem Dirigat Bothners ein hohes Maß an Professionalität. Zum Einstieg gab es den Klassiker „Just a Gigolo“, der mit dem Arrangement der Band nichts von seinem Zauber verloren hat. Grundlage ist eine einfache melodische Sequenz mit einer cleveren harmonischen Konstruktion, die den Song nostalgisch und bittersüß einfärbt.

Mit „On the street where you live“ aus dem  Broadway-Musical „My Fair Lady“, der Stadt-Hymne „I left my heart in San Francisco“ und dem vielfach interpretierten Blues „Route 66“, 1946 von Bobby Troup geschrieben und im selben Jahr von Nat King Cole veröffentlicht, zeigten die Akteure auf der Bühne welche fein abgestimmten Spannungsbögen in einer Band möglich sind, in der man sich musikalisch blind vertrauen kann. 

„In a mellow tone“, ein 1939 von Duke Ellington komponierter Jazzstandard, und vor allem „Mercy, Mercy, Mercy“ des einflussreichen Musikers Joe Zawinul zeigte, wie man eine Melodie vom Tenorsaxophon zur Trompete und wieder zurück zum Baritonsaxophon schickt. „Cant buy me love“ der Beatles rutschte danach dann etwas ins Poplager ab.

Optimistische Zugabe

Als Zugabe nach 50 Minuten stimmte die Band „What a wonderful world“ an, es sei, so Bandleader Jürgen Bothner optimistisch, trotz allem doch immer noch eine wunderbare Welt.   Mit dem Max Greger jr. Quintett wurde nach der Pause der musikalische Level im zweiten Konzertteil weiter erhöht. Mit Jaros Lavi am Bass und Schlagzeuger Meinhard „Obi“ Jenne gab es weitere 50 Minuten hochgradigen Jazz. Die überwältigende Bühnenpräsenz von Sängerin Eva Leticia Padilla wurde von den Klavierläufen Gregers, die er scheinbar aus einem anderen Universum eingeflüstert bekommt, und dem atmenden Tenorsaxophon von Bothner in eine dynamische, oft strahlende Wärme getaucht.

Wobei sich jeder der Musiker die Freiheit für Soloeinschübe mit viel Improvisationen nahm. Zum Auftakt „Mackie Messer“ über Zappas Bolero, „Fly me to the moon“, „Bei mir bist du scheen“ und, passend zum Wetter, „Summertime“ – das Quintett ließ den Sound mit viel schöpferischer Impulsivität wie brennendes Öl durch den Raum fließen, bot musikalische Spannungsverhältnisse, um sie gleich wieder aufzulösen, spielte verschiedene rhythmische Linien unabhängig voneinander, um sich dann wieder zusammenzufinden.  

Das begeisterte Publikum bekam zwei Zugaben. Zu „Let the good times roll“ von B.B. King bebte die Bühne und es wurde getanzt, das weltbekannte Liebeslied „Bésame mucho“ setzte einen emotionalen Abschluss.  ⇥

 
 
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