Bietigheim-Bissingen Neckar-Enz-Quilter bereiten ihre zweite Ausstellung vor

Von Sandra Bildmann
Die Bietigheimer Neckar-Enz Quilter sind (vorne von links): Carolin Hager, Doris Luiz, Claudia Funk, Ursula Till, Tatjana Protche sowie (hinten von links): Monika Reiche, Christiane Oschwald, Ingrid Koch, Silke Grandel, Angelika Fischer und Inge Ryll (nicht auf dem Bild). Foto: /Martin Kalb

Die elf Frauen der Neckar-Enz-Quilter aus Bietigheim-Bissingen treffen sich regelmäßig zum Nähen. Neben traditionellen Quilts liegen Wischenten und vielleicht bald Lichterhäuser im Trend.

Sorgenfresser, Upcycling, Kinderhospiz und Finissage in einem Atemzug zu nennen, könnte Stirnrunzeln auslösen. Nicht aber, wenn man sich mit den Neckar-Enz-Quiltern beschäftigt. Elf Frauen treffen sich alle zwei Wochen mittwochabends in einer Privatwohnung in Bietigheim-Buch und nähen.

Sie werkeln jede für sich und arbeiten an gemeinsamen Projekten. Demnächst steht ihre zweite Ausstellung ins Haus. Bei ihrer Finissage Anfang November werden die Patchwork-Näherinnen ihre auch mittels Upcycling hergestellten „Sorgenfresser“ – eine Art Kuscheltier – an den ambulanten Kinderhospizdienst übergeben. Wer sie sind und was sie machen: Ein Abend bei den Neckar-Enz-Quiltern.

Von einer Zeitungsannonce zur tiefen Freundschaft

Was mit einer Zeitungsannonce vor rund acht Jahren begann, hat sich zu einer familiären Gruppe zusammengefunden. Sie eint die Passion für Stoff und Nähmaschine, doch die Frauen zwischen 29 und 72 Jahren treffen sich nicht nur, um ihr Hobby auszuüben: Sie sind inzwischen freundschaftlich miteinander verbunden.

Von der Ursprungsbesetzung sind noch vier dabei, zu elft sind sie derzeit – und damit ist die Kapazitätsgröße eigentlich auch ausgeschöpft, sagt Claudia Funk. Die Bietigheim-Bissingerin ist als Mitglied der Patchwork-Gilde – so etwas wie der Dachverband der Zunft – der Kopf der Gruppe. Zusammengefunden haben die Frauen über unterschiedliche Wege. Nach einem ersten Aufruf in der Zeitung erfuhren andere auf einer Messe davon, über das Hörensagen, weil sie in einem örtlichen Stoffgeschäft arbeiten oder über einen VHS-Kurs, den Funk anbot.

2017 wagten die Patchworkerinnen ihre erste Ausstellung. Für die Werkschau im Enzpavillon sei die Resonanz so positiv gewesen, dass bereits 2020 die zweite hätte folgen sollen. Corona hat sie aufgeschoben, aber nicht aufgehoben: Unter dem Titel „Einblicke 2.0“ zeigen die Frauen von Mitte Oktober bis Anfang November, was sie aus Stoff alles quilten können. Und das geht über den Klassiker – die gesteppte Decke, deren englische Übersetzung „quilt“ namensgebend ist – weit hinaus: Unter den Produkten finden sich zum Beispiel Kissenbezüge, Handyhüllen, Einkaufstaschen, Brotkörbe und Lavendelsäckchen. Zunehmend Bedeutung bekommt im Sinne der Nachhaltigkeit die Wiederverwertung von Stoffen, zum Beispiel alte Bettlaken oder Jeans. Mit dem sogenannten Upcycling geht eine Win-Win-Situation einher, denn auch Stoff wird immer teurer.

Wischenten waren „der absolute Renner“

Zuletzt sei die Wischente fürs Auto „der absolute Renner“ gewesen, erzählen die Frauen. Wischenten sind kleine Helferlein, um beschlagene Scheiben – zum Beispiel im Auto – oder Spiegel abzuwischen.

Dieses Jahr könnten die Lichterhäuser die Objekte der Begierde sein. Mit Stoff ummantelte und überdachte Gläser samt LED-Licht passten wohl gut in die Adventszeit, glauben sie. Außerdem seien diese Objekte auch für einen weniger üppigen Geldbeutel geeignet – denn würde man die Quilts, die oftmals zwei auf zwei Meter groß sind, zu einem an Material und Aufwand gemessenen Preis verkaufen, müsste man mindestens anderthalbtausend Euro veranschlagen, erzählt Claudia Funk. Ihr Prunkstück hängt im Wohnzimmer der Neckar-Enz-Quilter: reine Handarbeit mit vielen verschiedenen Mustern und Techniken und damit besonders aufwändig.

Bei der kommenden Ausstellung hingegen wird die bislang größte gemeinschaftliche Meisterleistung zu sehen sein. Sie steht jedoch nicht zum Verkauf: Es ist der Hochzeitsquilt aus 1200 Stoffstücken, das sie dem jüngsten Mitglied, Carolin Haaga, zur Vermählung anfertigten. Und nur im Rahmen der Ausstellung vereint sein wird der mehrteilige Regenbogen, für den jede Näherin einen Teil beisteuert, der sich in Farbe und Patchwork-Methode von allen anderen unterscheidet.

Währen der Pandemie sind die „Sorgenfresser“ entstanden

In der Coronazeit haben die „Nähsuchtis“, wie sich die Quilterinnen selbst liebevoll bezeichnen, Vorlagen über ihre Messenger-Gruppe ausgetauscht, pandemiekonform gewichtelt und sich gegenseitig einen Adventskalender gebastelt.

Entstanden sind in dieser Zeit aber auch die „Sorgenfresser“. Das sind Fantasiefiguren mit ganz viel Platz im Bauch für aufgeschriebene Sorgen. Sie sollen nach Ende der Ausstellung dem „Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Ludwigsburg“ gehören, kündigen die Bietigheim-Bissinger Neckar-Enz-Quilter an. 

Vernissage, Finissage, Workshop und Verlosung

Nach der
internen Vernissage der Neckar-Enz-Quilter startet die Ausstellung „Einblicke 2.0“ im Enzpavillon am 15. Oktober und endet mit der Finissage am 4. November, jeweils 14 bis 18 Uhr, montags und am 1.11. geschlossen. An den Samstagen und Sonntagen bieten die Frauen dort einen Workshop an, bei dem jeder ohne Voranmeldung, Vorkenntnisse und Equipment das Quilten ausprobieren kann.

Außerdem
werden auch zehn Sachpreise verlost. Der Erlös aus dem Losverkauf ist für den guten Zweck und geht an den „Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Ludwigsburg“. 

 
 
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